Russland soll nicht zur Atommüllkippe der Welt werden. Gegen entsprechende Pläne wehrten sich heute Greenpeace-Aktivisten und BewohnerInnen der atomar verseuchten Region Chelyabinsk. Mit ihrem Protest vor dem russischen Parlamentsgebäude unterstützen die UmweltschützerInnen die erste nationale Initiative, die in Russland je stattgefunden hat. Der demokratische Protest ist breit abgestützt: Innert kürzester Zeit haben über 2 Millionen Menschen eine Initiative unterschrieben, die sich gegen den Import von ausländischem Atommüll wehrt. Nach dem Kursk-Unglück und jahrelangem Leiden unter russischen Atom-Schlampereien hat die Bevölkerung genug vom verantwortungslosen Umgang mit Atommüll – der auch aus der Schweiz kommen soll.
Moskau/Zürich. Die UmweltaktivistInnen wehren sich mit ihrer Aktion gegen beängstigende Pläne des Atomenergieministeriums Minatom: Die Behörde will im bereits bestehenden Atomkomplex Mayak/Chelyabinsk ein riesiges Lager für westlichen Atomabfall erstellen. Schon jetzt ist die Region radioaktiv verseucht – die Gartenerde, welche die AktivistInnen aus ihren Gärten nach Moskau brachten, weist eine 30-mal höhere Strahlung auf als normal. Eine offizielle Studie des russischen Gesundheitsministeriums belegt um Mayak eine erschreckende Häufung von Krankheiten: Kaum eine Familie hat nicht mindestens einen Fall von Krebs, Schilddrüsenerkrankung oder chronischer Strahlenkrankheit zu beklagen. Mit ihren Atommüllplänen will Minatom Devisen ins Land holen: Die Lagerung von 20’000 Tonnen hochradioaktiven Abfällen sollen 21 Milliarden US-Dollars einbringen. Minatom liess bereits verlauten, dass die Gewinne dazu dienen sollen, die Kapazität der russischen Atomreaktoren bis ins Jahr 2030 zu verdreifachen. Gegen die wahnsinnigen Minatom-Pläne ergriffen russische Umweltorganisationen gemeinsam das Referendum. Seit dem 26. Juli sammelten Greenpeace Russland, WWF, Social-Ecological Union, Centre for Wildlife Protection, Ecological Guard of Sakhalin, Baikal Wave, Committee for the Rescue of the River Pechora, Ecological Center «Dront» und andere lokale Gruppen über zwei Millionen Unterschriften. Damit ein nationales Referendum in dieser Frage zustande kommt, müssen bis am 25. Oktober weitere 500’000 Unterschriften gesammelt werden.Der Plan «Atommüll gegen Devisen» wurde erstmals publik, als Greenpeace am 12. Januar 1999 eine Absichtserklärung zwischen Vertretern der Schweizer Atomindustrie und dem russischen Atomenergieministerium bekannt machte. Darin beabsichtigt die Schweizer AKW-Industrie, sämtlichen hochradioaktiven Abfall nach Russland zu bringen, dort wiederaufzuarbeiten oder zu lagern. Allerdings fehlt in Russland die gesetzliche Grundlage für den Import des gefährlichen Strahlenguts. Die Absichtserklärung diente Minatom jedoch als willkommenes Instrument, die notwendigen Schritte zu einer entsprechenden Gesetzesänderung voranzutreiben. Minatom hat der Duma einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet. Sie wird voraussichtlich noch dieses Jahr darüber beraten.
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