Das europäische Patentamt betreibt üble Augenwischerei: Ein Vertreter des Amts versicherte noch vor einem Monat, dass MenschSchwein-Mischwesen «aus ethischen Gründen» nicht patentierbar sei. Jetzt beweisen Greenpeace-Recherchen, dass dies nicht stimmt: Bereits vor fast zwei Jahren – am 20. Januar 1999 – hatte das Europäische Patentamt ein Gesuch bewilligt, das Verfahren zur Erzeugung von Chimären-Tieren umfasst. Das Patent gehört der australischen Firma Amrad, die eng mit der Schweizer Gentech-Firma Ares-Serono zusammenarbeitet. Das Skandal-Patent gilt auch für die Schweiz. Greenpeace fordert die Teilnehmer der morgen beginnenden Patent-Konferenz in München auf, die rechtswidrige Bewilligungspraxis des Patentamts endlich zu stoppen.

Hamburg/Zürich. Greenpeace-Recherchen decken auf: Am 20. Januar 1999 hat das europäische Patentamt (EPA) ein Gesuch bewilligt, das Verfahren zur Isolation und Züchtung embryonaler Zellen von Mensch und Tier umfasst. In der Patentschrift heisst es, dass die «embryonalen Stammzellen von Menschen, Mäusen, Vögeln, Schafen, Schweinen, Rindern, Ziegen oder Fischen» zur Züchtung chimärer Tiere verwendet werden sollen. Bei den daraus entstehenden Mischwesen könnten die unterschiedlichsten Körperteile vom Tier oder vom Menschen stammen. Das Patent gehört der australischen Firma Amrad. Sie arbeitet eng zusammen mit dem Genfer Unternehmen Ares-Serono, das Gentech-Lizenzen auf Amrad-Patente erworben hat. .«Das EPA missachtet jede ethische Grenze und belügt die Öffentlichkeit», sagt Bruno Heinzer, Gentech-Experte von Greenpeace. «Auch dieser Fall zeigt, wie das Amt systematisch gegen geltende Rechtsgrundlagen verstösst.» So erteilte das EPA in jüngster Zeit mehrere Patente auf Saatgut und Pflanzensorten, obwohl das Patentgesetz dies ausdrücklich verbietet. Zudem erteilte das EPA Patente auf menschliche Gene, menschliche Organe und auf Säugetiere. Dies verstösst klar gegen das übergeordnete europäische Patentübereinkommen.In München beginnt am Montag die Konferenz der 20 Vertragsstaaten des europäischen Patentübereinkommens. Zu den Mitgliedern gehört auch die Schweiz. Die Frage der Patentierbarkeit von Genen, Pflanzen, Tieren, Menschen und Teilen des menschlichen Körpers steht nicht auf der Tagesordnung. Greenpeace fordert die Teilnehmer auf, diese Fragen dringend zu diskutieren und das Patentamt in die Schranken zu weisen. Pflanzen, Tiere und Menschen sowie ihre Gene dürfen nicht patentiert werden. Greenpeace wird ab Montag vor dem EPA-Gebäude präsent sein. Zur Konferenz selbst ist die Umweltorganisation im Gegensatz zu den Vertretern der Industrie nicht zugelassen.


Kontakt:
Bruno Heinzer, Gentech-Experte Greenpeace Schweiz
(in München vor Ort) 079 / 400 88 31
Greenpeace Medienabteilung 01 / 447 41 11