Greenpeace verlangt in einer Eingabe an den Bundesrat den Widerruf der Betriebsbewilligung für die Zwischenlager AG Würenlingen (ZWILAG) und eine Neuauflage des Verfahrens. Für die Ankündigung der ZWILAG, hochradioaktive Atomabfälle aus Frankreich zurückzunehmen, fehlen schlicht die Voraussetzungen. Die Fehlkalkulationen des Managements und die Schwierigkeiten mit der Anlage werfen ungelöste Fragen wieder auf. Die 1996 voreilig erteilte Betriebsbewilligung basierte seinerzeit auf vollkommen anderen Annahmen und Rahmenbedingungen. Greenpeace fordert für die Anlagemodifikationen und die Bewilligungen für die Atommüllbehälter ein Mitspracherrecht der Öffentlichkeit, insbesondere für die besonders betroffenen AnwohnerInnen.

Zürich. Die ersten Castoren aus der französischen Atomanlage in La Hague sollten bereits letztes Jahr in die Schweiz rollen. Dazu benötigt jedoch die ZWILAG für jeden einzelnen Anlagenteil und die Lagerbehälter so genannte Freigaben der Sicherheitsbehörden. In diesem Freigabeverfahren prüft die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK), ob die Anlageteile in jeder Hinsicht den vorliegenden Bewilligungen und Plänen entsprechen und ob konkret ein in jeder Hinsicht sicherer und vorschrifts- sowie auflagenkonformer Betrieb erwartet werden kann. Diese Auflagen hat die ZWILAG AG bis heute nicht erfüllt. Die Hochaktiv-Lagerhalle wurde seinerzeit auf der Grundlage einer Behälter-Oberflächentemperatur von 60°C konzipiert. Heute erwartet die ZWILAG Oberflächentemperaturen von bis zu 140°C. Hinzu kommen kommen Mängel bei den Betriebsvorschriften und Arbeitsabläufen sowie Fehleinschätzungen des Fachpersonalbedarfs. Weiter fehlt ein Gesamtlagerkonzept unter Berücksichtigung verlängerter AKW-Betriebszeiten, wie sie im Entwurf des neuen Kernenergiegesetzes vorgesehen sind. Die heute angenommene Betriebszeit von 50-70 Jahren entspricht nicht mehr der Realität: Gemäss Angaben der französischen Regierung benötigen abgebrannte MOX-Brennelemente, welche auch in der Schweiz eingesetzt werden, eine Zwischenlagerzeit von 150 Jahren. Dass die Baustruktur der ZWILAG unter den neuen Annahmen die nötige Sicherheit für solch lange Perioden gewährleistet, erscheint unwahrscheinlich. Greenpeace hat den Bundesrat in einem Schreiben ersucht, die Betriebsbewilligung für die Lagerhalle für hochaktive Abfälle zu widerrufen und eine Neuauflage des Verfahrens anzuordnen, um allen Betroffenen – insbesondere den AnwohnerInnen die Möglichkeit der Mitsprache zu geben. Der HSK hat Greenpeace einen Fragenkatalog zu den Konsequenzen der Anlagemodifikationen übermittelt.

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