Greenpeace verurteilt, dass in den vergangenen Wochen Gen-Mais in Deutschland ausgesät wurde und dass das Verbraucherministerium die Öffentlichkeit sowie Landwirte darüber nicht informiert hat. Das dem Ministerium unterstellte Bundessortenamt hat bereits Ende März acht Sorten Gen- Mais für den Anbau in Deutschland zugelassen und erst Mitte Mai in dem sogenannten Bundessortenblatt aufgelistet. Die Öffentlichkeit ist nicht zusätzlich darüber informiert worden. Nach Greenpeace- Informationen handelt es sich um Zulassungen für über 30 Tonnen Saatgut, die für eine Fläche von mindestens 1100 Hektar reichen. Zusammen mit den beiden bereits im Dezember zugelassenen Sorten liegen für das Jahr 2001 jetzt mehr Genehmigungen für Gen-Mais in Deutschland vor als jemals zuvor.

Hamburg. «So kann man mit der Öffentlichkeit
nicht umspringen,» sagt Christoph Then, Gentechnik-Experte bei
Greenpeace. «Wenn die Regierung eine Agrarwende ankündigt, aber
insgeheim Gen-Mais zulässt, täuscht sie die Menschen. Jetzt muss
zumindest offengelegt werden, wo dieser Mais ausgesät wurde. Das
Verbraucherministerium muss sicherstellen, dass weder Nachbarfelder
noch Tierfutter oder Lebensmittel dadurch beeinträchtigt werden.»
Gen-Mais kann sich durch Pollen über den betroffenen Acker hinaus
in der Umwelt ausbreiten. Daher besteht für andere Felder – auch
für ökologisch bewirtschaftete – die Gefahr, kontaminiert zu
werden. «Wer den ökologischen Landbau fördern will, muss ihn
konsequent vor gentechnischer Verunreinigung schützen. Derzeit tut
die Regierung nichts, um die betroffenen Landwirte zu schützen»,
erklärt Then. Verbraucher-Ministerin Künast muss nach Ansicht von
Greenpeace in der Frage der Gentechnik dringend Transparenz
schaffen. «Das Ministerium schöpft seinen politischen Spielraum
nicht aus. Ministerin Künast muss die Bedenken der Verbraucher
ernst nehmen und sich stärker für eine gentechnikfreie
Landwirtschaft engagieren», fordert Then. Bei den zugelassenen
Maissorten handelt es sich auch um genmanipulierten Mais, der sein
eigenes Pestizid produziert, das sogenannte «Bt». Besonders
umstritten ist das in diesem Mais enthaltene Gen für eine Resistenz
gegen Antibiotika. Ein weiterer gentechnisch veränderter Mais
enthält ein so genanntes «T25»-Gen, das ihn resistent macht gegen
das Pestizid «Basta». Auch dieser Mais enthält ein Gen für
Antibiotika- Resistenz. Ein weiteres Zulassungsverfahren für einen
Gen-Mais (Artuis) mit einem «T25»-Gen läuft zur Zeit noch. Diese
Zulassung muss gestoppt werden, denn neue Informationen stellen die
Sicherheit des Maises erheblich in Frage: Aus den bei der EU
eingereichten Unterlagen geht hervor, dass die Pflanzen nur
unzureichend untersucht wurden. Österreich und Italien haben
bereits einen generellen Importstopp für dieses Saatgut
verhängt.