Der Patentierung von Mischwesen aus Mensch und Tier wird weiterhin kein Riegel geschoben: Das europäische Patentamt in München (EPA) hat einen Einspruch von Gegnern der Patentierung von Lebewesen gegen ein solches Patent abgelehnt. Da auch die Schweiz dem Europäischen Patentübereinkommen (EPÜ) untersteht, kann die Horror-Vision Chimäre ohne Intervention auch hierzulande bald zur monströsen Realität werden. Möglicher Nutzniesser ist der Basler Pharmamulti Novartis. Greenpeace fordert Justizministerin Ruth Metzler auf, sofort zu reagieren.
Bern/Zürich.
Das Patent EP 322240 patentiert unter anderem
Tiere, in die menschliche Zellen oder Organe verpflanzt werden. In
der Patentschrift werden als Beispiele Affen mit menschlichen
Gehirnteilen oder Mäuse mit menschlichen Blutzellen angeführt. Als
Begründung wird in der Patentschrift angeführt, dass so Experimente
an menschenähnlichen Wesen möglich werden, ohne einen «echten» Mord
zu begehen. Obwohl sogar das EPA einräumt, dass die Erzeugung von
chimären Tieren mit Gewebe aus menschlichen Föten vielen Menschen
als unmoralisch erscheinen könne, lehnt es den Einspruch ab. Das
EPA beruft sich in seiner Entscheidung auf die neue
Gen-Patentrichtlinie der EU, welche die Gentech-Lobby auch in der
Schweiz als neues Gentech-Gesetz durchsetzen will. «Derartige
Patente sind nicht zu verantworten», sagt Bruno Heinzer,
Gentechnik-Experte bei Greenpeace Schweiz, «sie ermuntern Pharma-
und Gentech-Unternehmen dazu, aus rein kommerziellen Gründen
Mischwesen aus Mensch und Tier zu schaffen.» Der Chemiekonzern
Novartis ist denn auch der eigentliche Nutzniesser dieses Patentes.
«Das Patentamt degradiert Lebewesen zu Ersatzteillagern und
Erfindungen der Pharma-Industrie. Leben aber ist keine Erfindung
und darf deshalb auch nicht patentiert werden», so Heinzer. Nicht
nur das Verfahren, sondern auch die Tiere selbst werden durch das
Patent zur nutzbaren Erfindung der Forscher. Greenpeace verlangt
ein Verbot der Patentierung von Genen und Lebewesen. Das Schweizer
Patentrecht, das derzeit überarbeitet wird, darf nicht der
EU-Gesetzgebung angepasst werden. Bundesrätin Ruth Metzler hat
bisher weder auf diesbezügliche Postkarten besorgter BürgerInnen
reagiert, noch ist sie auf eine Gesprächseinladung von Greenpeace
eingegangen. Greenpeace fordert die CVP-Bundesrätin auf, endlich
Ihre Pflicht wahrzunehmen und gegen solche Patent-Missbräuche zu
intervenieren. Bundesrat und das Parlament sind aufgefordert, bei
der Revision des Schweizerischen Patentgesetzes die
Patentierbarkeit von Leben auszuschliessen.
Kontakt:
Bruno Heinzer, Greenpeace Gentech-Kampagne – 01 / 447 41 21
Medienabteilung – 01 / 447 41 11 Bilder (ab 14.00Uhr) und
zusätzliche Infos zum Thema bei express