Über ein Dutzend Greenpeace-AktivistInnen haben sich heute auf dem Expogelände von Murten in Trachten gekleidet unter die TeilnehmerInnen des «Tages der Nahrungsmittelindustrie» gemischt. Unmittelbar vor der Rede von Bundesrat Pascal Couchepin entrollten sie ein rotes Banner mit Schweizer Kreuz: «Suisse qualité braucht Gentech-Moratorium». Unter den Trachtenschürzen und –westen kamen Slogans für eine gentechfreie Landwirtschaft zum Vorschein. Der Wirtschafts- und Agrarminister wurde aufgefordert, seine Druckversuche aufzugeben auf Bauern und ParlamentarierInnen, die ein Anbau-Moratorium für Gentech-Pflanzen unterstützen. Ein Bundesrat muss dem Allgemeinwohl verpflichtet sein und nicht den Firmeninteressen von Syngenta & Co.

Murten. Ein Blick nach Nordamerika zeigt, dass
ein Nebeneinander von Gentech- und ökologischer Landwirtschaft
nicht möglich ist. Die vollmundigen Versprechen der Industrie haben
sich in den USA und in Kanada nach sechs Jahren Gentech-Anbau als
ökologischer und für die Bauern als ökonomischer Albtraum entpuppt.
Die Farmer haben ihre besten Absatzmärkte in Europa und Asien
verloren, der Biolandbau musste sich völlig vom Raps verabschieden,
weil kein sauberes Saatgut mehr erhältlich ist. Aus
Gentech-Nutzpflanzen sind mehrfachresistente Superunkräuter
entstanden. Mit immer noch mehr und noch stärkeren Chemikalien wird
vergeblich versucht, die herbizidresistenten Pflanzen unter
Kontrolle zu bringen, eine infernalische Spirale ist in Gang
gesetzt worden.

Falls Gentech-Raps oder -Rüben in der Schweiz
angebaut würden wäre das ökologische Desaster sogar noch grösser,
da Mitteleuropa das Ursprungsgebiet dieser domestizierten Pflanzen
ist und nicht nur konventionell oder biologisch angebaute
Nutzpflanzen verseucht würden, sondern auch ihre verwandten
Wildpflanzen. In der Schweiz widerspricht der Anbau von
Gentech-Pflanzen auch dem Konzept einer nachhaltigen
Landwirtschaft. Das Image und die Marktchancen von Schweizer
Qualitätsprodukten würden, falls der Anbau von Gentech-Pflanzen
ermöglicht wird, stark beeinträchtigt. Zudem ist nach wie vor
unklar, ob der Konsum von Gentech-Lebensmitteln
gesundheitsschädlich ist. «Die Landwirtschaft kann von der
gentechkritischen Haltung europäischer KonsumentInnen und
Produzenten nur profitieren, wenn ein gentechfreier und
ökologischer Anbau weiterhin garantiert wird. Nur ein gesetzliches
Verbot oder langjähriges Moratorium bietet genug Sicherheit. Ein
freiwilliger Verzicht, wie ihm Herr Couchepin das Wort redet,
genügt nicht!» sagte Gentech-Experte Bruno Heinzer von
Greenpeace.

In einem Referat vor der Internationalen
Handelskammer Schweiz im Juni hatte Bundesrat Couchepin Klartext
geredet: «Das Wort Moratorium müssen wir vermeiden, im Interesse
von Syngenta und anderen. Die Bauern müssen verstehen, dass sie
Direktzahlungen wollen und darum auch Verst��ndnis für die andere
Seite aufbringen .» Dass die Schweizer Bevölkerung für einen
solchen Kuhhandel wohl kein Verständnis aufbringen wird, zeigt eine
soeben abgeschlossene LINK-Umfrage. 78 Prozent der SchweizerInnen
äussern sich gegen den Anbau von Gentech-Pflanzen, rund 67 Prozent
unterstützen ein Moratorium im Rahmen der Gen-Lex.

In der Herbstsession des Nationalrates soll
über die GenLex beraten werden. Der Gesetzestext soll den Umgang
mit Gentech-Pflanzen in der Schweiz regeln. Unter anderem
beinhaltet die Empfehlung der vorberatenden Nationalrats-Kommission
WBK auch ein fünfjähriges Moratorium auf den kommerziellen Anbau
von Gentech-Pflanzen. Obwohl Greenpeace ein Verbot für alle
Freisetzungen von Gentech-Pflanzen fordert, befürwortet die
Umweltorganisation ein Moratorium als einen Schritt in die richtige
Richtung. Greenpeace erwartet von Bundesrat Couchepin, dass er das
Wohl der Allgemeinheit endlich über die Interessen einer Handvoll
Gentech-Manager stellt und nicht länger versucht, eine
Parlamentsmehrheit für ein Gentech-Moratorium zu untergraben.

Kontakt:

Bruno Heinzer, Gentech-Kampagne Greenpeace Schweiz 079 / 400 88
31 Greenpeace Medienabteilung 01 / 447 41 11