Eine kleine, zu allem entschlossene Terroristengruppe könnte ohne grosse Schwierigkeiten im Atomkraftwerk Beznau einen Kernschmelzunfall auslösen. Mit einem Schlag wären die ganze Schweiz und das grenznahe Ausland radioaktiv verseucht. Greenpeace fordert, das schlecht gesicherte Atomkraftwerk schnell still zu legen.
Zürich. Nach dem Flugzeugterror vom 11. September hat Greenpeace viele Anfragen erhalten betreffend die Sicherheit der Schweizer Atomkraftwerke. Die Umweltorganisation ging der Sache nach, bekam aber nur unbefriedigende Antworten. Zwar forderte die schweizerische Sicherheitsbehörde HSK die AKW-Betreiber auf, die Folgen eines direkten Flugzeugangriffs auf ihre Anlagen zu untersuchen. Wenig Aufmerksamkeit schenkte sie aber Szenarien, die von einem Angriff von Land ausgehen und mit einfachen Mitteln und wenigen Leuten durchführbar sind. Während das Bundesamt für Gesundheit sich um konkrete Massnahmen gegen den terroristischen Missbrauch von biologischen Waffen (Anthrax) bemüht, spielen die HSK und das für deren Sicherung zuständige Bundesamt für Energie die Gefahr von Sabotage und Terror bei Atomkraftwerken herunter.
Mit einer vorgezogenen Notfallübung beim AKW Beznau (die HSK hat eine solche erst auf 2005 anberaumt) hat Greenpeace aufgezeigt, dass eine entschlossene Terrorgruppe einen folgenschweren Kernschmelzunfall auslösen könnte. An frei zugänglichen Stellen ausserhalb des Werkgeländes verlegten die AktivistInnen in der Nacht auf der Beznau-Insel unbemerkt über tausend Meter Draht. Damit zündeten sie – nachdem die Werkleitung telefonisch über die Harmlosigkeit dieser Aktion informiert worden war – neun Rauchpetarden, um auf die potenziellen Angriffsziele aufmerksam zu machen. Am frühen Morgen fuhr ein Lastwagen vor das Werktor, das im Ernstfall ohne weiteres durchbrochen werden kann. Die Sprengkraft einer Lastwagen-Bombe würde ausreichen, um sicherheitswichtige Nebenanlagen zu zerstören.
«Die Schweiz bleibt ein sicheres Land», liess das Bundesamt für Polizei im Juli verlauten, «die Wahrscheinlichkeit, dass die Schweiz direktes Ziel von Terroranschlägen wird, bleibt gering». Die sicherheitspolitische Lage kann jedoch schnell ändern. Mit den vier Atomkraftwerksanlagen bietet die Schweiz hochgefährliche Terrorziele auf dem Präsentierteller an. Das ist nach Auffassung von Greenpeace nicht länger verantwortbar. Greenpeace fordert deshalb, die gegen unbefugte Eingriffe ungenügend gesicherten Atomkraftwerke möglichst schnell still zu legen. Erst wenn sie ausser Betrieb genommen sind und das hochradioaktive Material sicher verwahrt worden ist, sind Atomkraftwerke für Terroristen kein lohnendes Ziel mehr. In der kommenden Abstimmung über die «Strom ohne Atom»-Initiative kann das Volk für mehr nukleare Sicherheit sorgen. Mit einem «Ja» werden die besonders unsicheren AKW Beznau und Mühleberg zwei Jahre nach der Abstimmung still gelegt.
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