Umgang mit Feldversuchen in der Schweiz muss neu überdacht werden
Die amerikanische Landwirtschaftsbedhörde USDA hat 15’000 Tonnen Soja unter Quarantäne gestellt, da eine Kontamination mit Gentech-Mais aus einem Freisetzungsversuch festgestellt wurde. Dabei handelte es sich um eine Pflanze, die durch Genmanipulation einen Stoff für die Pharmaindustrie produziert. Die genaue Beschaffenheit dieser Gentech-Pflanze wurde von den Behörden bislang nicht bekanntgegeben, es wird jedoch vermutet, dass der Mais das Protein Trypsin produziert, das zur Herstellung von Insulin dienen soll. Fest steht, dass dieser Gentech-Mais nicht für die Lebensmittelproduktion zugelassen ist. Der neue Skandal zeigt die Gefährlichkeit von Feldversuchen und sollte auch die Schweizer Behörden endlich zum Handeln bewegen: Nicht strengere Auflagen, sondern ein Freisetzungsstopp ist jetzt gefordert.
Zürich/Washington. Kurz nachdem vom Schweizer Nationalrat eine äusserst löchrige Gen-Lex verabschiedet und vom UVEK grünes Licht für einen Freisetzungsversuch mit Gentech-Pflanzen erteilt wurde, lässt ein neuer Verschmutzungsskandal mit Gentech-Pflanzen in den USA aufhorchen.
Die in Texas ansäßige Firma Prodigene hatte vergangenes Jahr auf einem Feld in Nebraska den Chemikalien produzierenden Gentech-Mais angebaut. Diesen Herbst wurde auf dem selben Acker Soja geerntet. Offensichtlich sind letztjährige Samen des Gentech-Mais dieses Jahr aufgegangen und haben so die Soja-Ernte verunreinigt. Die Ernte wurde in der Folge mit 15’000 Tonnen Soja im Lagerhaus vermischt. Prodigene sowie die Saatgut-Tochter Stauffer Seeds (mit Sitz in Nebraska) setzen auf die Produktion von Medikamenten und anderen Chemikalien mittels genmanipulierter Pflanzen. Die Gentech-Firma wäre durch Auflagen der Behörde verpflichtet gewesen, sämtliche Pflanzen aus dem letzten Jahr zu vernichten, was sie offensichtlich nicht getan hat. Nun ist bekannt geworden, dass amerikanische Behörden bereits im September in Iowa 62 Hektaren Gentech-Pflanzen vernichten liessen, weil die Gefahr der unkontrollierten Ausbreitung bestand.
Bruno Heinzer, Greenpeace Gentechnik-Experte, kommentiert die Fakten wie folgt: «Wer genmanipulierte Pflanzen in die Umwelt ausbringt, der muss damit rechnen, dass sie sich unkontrolliert ausbreiten. Das aktuelle Beispiel aus den USA reiht sich nahtlos in die Liste gleichrangiger Probleme wie Starlink-Mais oder Gentech-Raps in Kanada ein. In den USA wurden in der letzten Dekade mehrere hunderte Versuche mit Gentech-Pflanzen gemacht, die chemische oder pharmazeutische Hilfsmittel produzieren. Der Gentechanbau gerät ausser Kontrolle. Zwingende Konsequenz auch für die Schweiz ist deshalb: nicht strengere Auflagen, sondern ein Freisetzungsstopp».
Kontakt: Bruno Heinzer, Gentech-Kampagne Greenpeace Schweiz 079 / 400 88 31 Greenpeace Medienabteilung 01 / 447 41 11