Irren ist menschlich. Sei es, dass wir die Brille im Kühlschrank lagern, dass ein Vegetarier beim Joggen von einer Lammkeule umgehauen wird oder dass ein Einbrecher am Tatort seinen Lebenslauf liegen lässt. Im privaten Leben ist das meistens einfach nur ärgerlich oder peinlich. Versagen aber Operateure in einem Atomkraftwerk, wird es schnell gefährlich. Dass wir einige Male haarscharf an der Katastrophe vorbeigeschrammt sind, zeigt die neue Website zum Thema «Hoppla» – eine erstaunliche Liste von menschlichen Fehlleistungen inner- und ausserhalb von Atomkraftwerken. Greenpeace hat heute mit einer Licht-Projektion am Kühlturm vom AKW Leibstadt darauf aufmerksam gemacht.

Zürich. Der zuständige Leibstadt-Verantwortliche bei der HSK, Friedrich Kaufmann, zeigte sich letztes Jahr zuversichtlich: «Leibstadt ist nun sensibilisiert. Da wird es frühestens in drei Jahren wieder brennen.» Grund dieser beruhigenden Töne: In Leibstadt herrschte Personalmangel, Mitarbeiter blieben bis zu zehn Tagen und mehr auf Schicht – ohne einen Ruhetag. Das hatte zur Folge, dass die Angestellten nicht mehr motiviert waren; die Schlampereien häuften sich und gipfelten in der Fälschung von Sicherheitsprotokollen. Wegen zunehmendem Kostendruck wird sich dieses Problem in nächster Zeit verschärfen. Mit einer Licht-Projektion hat Greenpeace heute in Leibstadt auf die grosse Gefahr von menschlichen Faktoren in Atomkraftwerken hingewiesen.

Andere unglaubliche Beispiele aus den Gesellschaften mit unbeschränktem Risiko: Der US-Reaktor Millstone Point musste abgeschaltet werden, weil bei der jährlichen Prüfung acht von insgesamt 20 Operateuren und Managern durchgefallen waren. In einem anderen US-AKW musste ein Angestellter vor Gericht, weil er den Wasserkühler in der Kantine mit radioaktivem Wasser versetzt hat. Und im französischen AKW Blayais hatte jemand ein halbes Kilo Kochsalz in den Sekundärkreislauf des Reaktors geschüttet. Kochsalz beschleunigt Korrosion und gefährdet die Sicherheit der Anlage.

Dies sind nur wenige Bespiele aus der neuen Greenpeace-Website www.risikofaktormensch.ch, die viele Fälle von gefährlichen Pleiten, Pechsituationen und Pannen in Atomkraftwerken (auch der Schweiz) sowie harmlosen «Alltags-Hopplas» dokumentiert. Wer sich ein Bild machen will, was die Angestellten in der Atomindustrie so alles anstellen, ist herzlich eingeladen, die neue Website zu besuchen und sich mit dem Newsletter auf dem Laufenden zu halten.

Risikofaktormensch.ch – Die Action Site zum Thema