Heute morgen haben Greenpeace-Aktivisten vor dem Europa-Hauptsitz der Dow Chemical in Horgen Fässer mit gefährlichem Giftmüll aus Bhopal abgeladen und zur sicheren Entsorgung übergeben. Ein bemannter Greenpeace-Heissluftballon in Form einer Weltkugel mit der Aufschrift «Clean up toxic mess!» wird derzeit noch von der Polizei am Start zum Flug über das Dow-Gelände gehindert. Heute morgen verhinderte der Basler Zoll die Einfuhr einer weiteren Giftladung aus Bhopal. Konfisziert mit Verdacht auf Sondermüll, lautete das Verdikt. Auf dem Gelände der stillgelegten Katastrophenfabrik in Bhopal liegen jedoch seit 1984 Abertonnen von ungesicherten Pestizidabfällen herum und verseuchen täglich Mensch und Umwelt.

Horgen/Basel. Der in Fässer sicher verpackte
Giftmüll aus der Katastrophenfabrik in Bhopal wurde von den 30
Greenpeace-Aktivisten direkt vor dem Gebäude des Europa-Hauptsitzes
von Dow in Horgen abgeladen und den Verantwortlichen zur sicheren
Entsorgung übergeben. Die 18 Fässer stehen für die 18-jährige
Leidensgeschichte der Menschen in Bhopal. Zusammen mit dem Giftmüll
erhielt Dow eine Anleitung zur Totalsanierung der monströsen
Altlast in Bhopal. Fordernde Trommelschläge auf Metallfässern
begleiteten die Übergabe. Beim Giftmüll handelt es sich um ein
Gemisch von rund 300 Kilogramm hochgefährlicher Pestizidabfälle –
darunter das damals in Bhopal hergestellte Pestizid Sevin sowie das
Produkt BHC (eine Mixtur aus toxischen Chemikalien, welche
Nervensystem-, Nieren- und Leberschädigungen hervorrufen und von
schwangeren Frauen auf das ungeborene Kind übergehen kann). Die
Basler Zollbehörden sahen sich gezwungen, das Material aufgrund
seiner Toxizität zu konfiszieren

Im Hinblick auf das kommende World Economic
Forum (WEF) in Davos meint Ganesh Nochur von Greenpeace Indien, der
in in Horgen vor Ort ist: «Konzerne wie Dow machen weltweit
Geschäfte und Profite, aber sie werden nicht zur Verantwortung
gezogen für ihre schädigenden Tätigkeiten. Solange weltweite
Unternehmenshaftung nicht verbindlich ist, werden weitere
Verbrechen wie in Bhopal begangen werden. Wir brauchen keinen
PR-geschönten Small Talk über Vertrauen und Verantwortung, sondern
konkrete Taten.» Greenpeace wird am Public Eye on Davos sowie am
World Social Forum (WSF) in Porto Allegre teilnehmen und eine
verbindliche Haftungsregelung für multinationale Konzerne fordern.
Ziel von Greenpeace ist es, ein internationales Rechtssystem, das
Unternehmen für ihre Schäden an Mensch und Umwelt weltweit haftbar
macht, zu realisieren.

An den Folgen der schlimmsten Chemiekatastrophe
der Welt, von Bhopal im Jahre 1984, sind bis heute über 20’000
Menschen gestorben und rund 150’000 Überlebende lebenslang krank.
Die stillgelegte Todesfabrik und monströse Altlast vergiftet bis
heute Boden und Trinkwasser der Region. Doch weder Dow noch die
indische Regierung zeigen sich für die Sanierung der Altlast und
Entschädigung der Opfer verantwortlich – und dies obwohl neuste
gerichtliche Veröffentlichungen bis anhin vertraulicher Dokumente
belegen, dass sich die damalige Union Carbide, welche 2001 von Dow
aufgekauft wurde, der toxischen Problematik in Indien völlig
bewusst war. Greenpeace und die Überlebenden-Organisationen der
«International Campaign for Justice in Bhopal» fordern von Dow die
vollständige Sanierung des verseuchten Fabrikge-ländes in Bhopal,
medizinische und finanzielle Wiedergutmachung für die Überlebenden
der Katastrophe, eine Garantie für medizinische Langzeitversorgung
sowie sauberes Trinkwasser für alle Betroffenen.

Kontakt:

Ganesch Nochur, Kampagnendirektor Greenpeace Indien in Horgen
079 480 19 74

Matthias Wüthrich, Chemiekampagne Greenpeace Schweiz in Horgen
01 447 41 31

Medienabteilung Greenpeace Schweiz 01 447 41 11