Die Klimaerwärmung ist allgegenwärtig und doch schwer sichtbar. Welche dramatischen Folgen sie für die Alpengletscher hat, kann bis Ende September in Luzern besichtigt werden. Der Gletschergarten zeigt mit Unterstützung von Greenpeace die Ausstellung «Gletscher im Treibhaus», die von der Gesellschaft für ökologische Forschung aus München erstellt wurde. Alte Gletscherfotos werden mit aktuellen Aufnahmen verglichen. Informationen über den wissenschaftlichen Stand der Kimaerwärmung und Szenarien für die Zukunft ergänzen die eindrücklichen Bilder.
Zürich/Luzern. Der Rückgang der Alpengletscher
aufgrund der Klimaerwärmung ist dramatisch. Das belegt eine in
ihrer Detailgenauigkeit einzigartige Fotostudie von der
Gesellschaft für Ökologische Forschung (GÖF) aus München, die von
Greenpeace unterstützt wurde. Der Vergleich alter Darstellungen mit
Fotos der aktuellen Situation dokumentiert eindrucksvoll den
Rückgang der Alpengletscher. Anhand von Bildvergleichen ist zu
sehen, wie aus den mächtigen Gletschern innerhalb weniger
Jahrzehnte dünne Rinnsale wurden. Die sorgfältig gestaltete
Ausstellung wird heute eröffnet und ist bis Ende September täglich
von 9.00 bis 18.00 Uhr im Gletschergarten Luzern, Denkmalstrasse 4,
zu sehen. Ergänzt wird die Ausstellung im «Glacier Museum» durch
das Relief der Berninagletscher und Videos über Veränderungen,
Bewegungen und Erforschung der Gletscher.
«Wenn die globale Erwärmung wie bisher
fortschreitet, werden die Alpengletscher gegen Ende dieses
Jahrhunderts beinahe verschwunden sein. Wir sind Zeitzeugen des
schnellsten Gletscherschwundes seit Jahrtausenden» sagt
Greenpeace-Klimaexperte Cyrill Studer. Die Eismassen verloren seit
Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1975 im Durchschnitt etwa ein
Drittel ihrer Fläche und die Hälfte ihres Volumens. Seitdem sind in
kürzester Zeit weitere 20 bis 30 Prozent des Eisvolumens
abgeschmolzen. Wissenschaftler rechnen mit dem Verlust von drei
Viertel der heutigen Alpengletscher bis zum Jahr 2050. Der
Gletscherschwund geht einher mit der höheren
Kohlendioxid-Konzentration (CO2) in der Atmosphäre, die mit dem
Verbrauch fossiler Energien massiv zugenommen hat.
Beim Klimaschutz tragen die Industrienationen
die Hauptverantwortung: Obwohl sie bloss 20% der Bevölkerung
stellen, sind sie für 80% der Treibhausgas-Emissionen
verantwortlich. Die Schweiz setzt das internationale
Klimaschutzabkommen im Rahmen des CO2-Gesetz um. Dabei soll der
Ausstoss des wichtigsten Treibhausgases CO2 bis im Jahre 2010
verglichen mit 1990 um 10% gesenkt werden. Der Verkehrssektor war
im Jahre 2001 für 30.8% der Schweizer Treibhausgas-Emissionen
verantwortlich und lag damit klar an der Spitze. Trotzdem werden
Treibstoffe wie Benzin und Diesel bloss mit einer Reduktion von 8%
in die Pflicht genommen. Es zeigt sich, dass auch dieses
bescheidene Reduktionsziel kaum erreicht wird: Der
Treibhausgas-Ausstoss des Verkehrs hat von 1990 bis 2000 um 13%
zugenommen. Umso unverantwortlicher ist es, dass sich
wirtschaftliche und politische Kreise, etwa mit der
Avanti-Initiative, für eine massive Kapazitätserweiterung im
Schweizer Strassenverkehr einsetzen.