Greenpeace-Aktivisten haben heute vor dem Firmeneingang von Novartis eine Lastwagenladung Schutt abgeladen. Damit machen sie auf die ungelöste Situation der Chemiemüll-Deponien in der Region Basel aufmerksam: Diese laufen aus und verschmutzen die Umwelt, Tag für Tag. Dennoch tun Novartis, Ciba, Syngenta & Co., respektive die von ihnen eingesetzte IGDRB (Interessengemeinschaft Deponiesicherheit Region Basel) alles, um die Grundwasserverschmutzung bei den Chemiemülldeponien zu verharmlosen, statt diese umgehend zu beseitigen.
Basel. Vor dem Novartis Werk St. Johann
stellten Greenpeace-AktivistInnen nach, was sich zur Zeit der
wilden Chemiemüll-Ablagerung in der Region Basel zugetragen hat:
Ein Lastwa-gen fährt vor, kippt Chemiemüll über Bord und fährt
wieder weg. Analog kippten die Greenpeace-AktivistInnen rund 12
Kubikmeter Schutt und Fässer mit den Firmenlogos der in den
Chemiemüllskandal involvierten Firmen auf einen grossen Haufen.
Wegweiser zeigen Richtung und Distanz zu den nächsten, echten
Chemiemülldeponien: Feldrebengrube (CH), Römisloch (F), Hirschacker
(D) – rund ein Dutzend sind es an der Zahl, die allesamt von Basel
aus in einem leichten Spaziergang erreichbar sind. Im Gegensatz zur
nachgestellten, harmlosen «Greenpeace-Deponie» stellen die
Altlasten der Basler Chemie eine echte Bedrohung für Mensch und
Umwelt dar. Für die Generalversammlung des Gesundheitskonzerns
Novartis vom 24. Februar 2004 erwartet Greenpeace, dass
Novartis-Chef Daniel Vasella den Aktionären die sofortige
Be-seitigung der ungesicherten Chemiemülldeponien verkündet. Denn
Gesundheit und Chemiemüll vertragen sich nicht, das Grundwasser ist
verschmutzt und Basels Trinkwasser ist in Gefahr.
Die Sanierungsvorbereitungen kommen nicht in
Gang und in den letzten Monaten waren lediglich zweifelhafte
Tätigkeiten auf Nebenschauplätzen feststellbar: Beispiel
«Scheinaktivität»: Die Chemie stellte vor zwei Jahren
«Sofortmassnahmen zum Stoppen der Emissionen» bei der Elsässer
Deponie Römisloch in Aussicht. Doch getan hat sie nichts, das
Römisloch rinnt noch genauso wie vor Jahr und Tag. Die Chemie
erwägt lediglich einen kosmetischen Eingriff: die Beseitigung eines
Tümpels unterhalb der Deponie – anstelle der Beseitigung der
Chemiemülldeponie als Quelle der Emissionen selber. Beispiel
«Einflussnahme auf Experten»: Nach der 2002 bekannt gewordenen
Einfluss-nahme auf Untersuchungsberichte der Muttenzer Deponien,
informierte jetzt das für die Untersuchungen im Elsass beauftragte
Ingenieurbüro Antea, dass auch ihre Berichtsentwürfe zuerst über
den Tisch der Chemie müssen, bevor diese an die Kontrollbehörde
gehen. In einem anderen Fall musste sich der unabhängige Experte,
Professor Michael Oehme (Uni Basel) von der unstatthaften
Interpretation seiner Gutachten durch die Chemie öffentlich
distanzieren. Beispiel «Qualität der Untersuchungen»: Durch die
erstmalige öffentliche Ausschreibung für neue Grundwasser-Analysen
in Muttenz wurde bekannt, dass das jeweils von der Chemie
engagierte Labor Solvias die geforderten Qualitätskriterien nicht
erfüllt – im Gegensatz zu dem von Greenpeace öfters beauftragten
Labor RWB, das den Zuschlag bekommen hat.
Doch die erwähnten Machenschaften lenken nur
vom eigentlichen Problem ab: Die abge-lagerten Chemie-Gifte aus den
Chemiemülldeponien laufen aus, da ungesicherte Depo-nien keinerlei
Rückhaltevorrichtungen haben. Dass der Chemiemüll giftig ist,
bewiesen nicht nur die Massen toter Frösche, die damals nach
Kontakt mit dem abgekippten Che-miemüll verenden mussten, sondern
auch die chemischen Analysen von Greenpeace und der Basler Chemie
selber. Deshalb müssen die Chemiemülldeponien weg. Zur
«Chemiemülldeponie» am Firmeneingang: Greenpeace bietet Novartis
an, den Müll-berg wieder abzutragen – im selben Tempo, wie die
Chemie ihr Chemiemüllproblem bis jetzt angegangen ist.