Über 40 Greenpeace-AktivistInnen haben heute am frühen Morgen in Lindau/ZH das ETH-Versuchsfeld besetzt, auf dem vor einer Woche Gentech-Weizen ausgesät worden ist. Die UmweltschützerInnen ketteten sich an den Käfig über dem Versuchsfeld, nachdem sie diesen mit weissem Stoff eingehüllt hatten. Auf der Umhüllung sind Warnsignale mit der Botschaft «Achtung genmanipuliert!» angebracht. Mit «Stopp Gentechweizen»-Transparenten fordern die AktivistInnen die ETH auf, das sinnlose Gentech-Experiment abzubrechen und die gefährliche Saat zu vernichten.
Lindau/Zürich. Mit dem Ausbringen der
Gentech-Saat mitten in der 30-tägigen Frist zur Anfechtung der
Freisetzungsbewilligung hat die ETH vollendete Tatsachen geschaffen
und den Versuchsgegnern die Möglichkeit genommen, alle Rechtsmittel
auszuschöpfen. Ein Gang ans Bundesgericht ist somit endgültig
obsolet geworden.
Greenpeace wird aber seinen Widerstand gegen
das sinnlose und riskante Gentech-Freilandexperiment nicht aufgeben
und weiterkämpfen. Die Umweltorganisation fordert von den
ETH-Forschern den Verzicht auf die Freisetzung dieser und anderer
genmanipulierter Organismen in die Umwelt. Die ETH argumentiert,
sie erachte es «als ihre Pflicht, Antworten auf ungeklärte Fragen
rund um gentechnisch veränderte Pflanzen zu finden.» Dem mag so
sein. Nur ist der Lindau-Versuch so angelegt, dass er gar keine
brennenden Fragen rund um genmanipulierte Nutzpflanzen beantworten
kann. Zudem ist der letztendliche Verwendungszweck der Pflanzen,
ihr Anbau in Indien nach Einkreuzung in lokale Sorten, äusserst
fragwürdig. Indien produziert jedes Jahr einen Weizen-Überschuss
von 20 Millionen Tonnen. Mit dem Bau von Lagerhäusern in Indien
könnte die ETH einen namhafteren Beitrag zur Ernährungssicherheit
leisten, als mit dem Verpulvern von Forschungsgeldern in
Lindau.
«Statt neue lebende Zeitbomben in die Umwelt zu
setzen, sollte die ETH besser die offenen Fragen um die
Gesundheitsrisiken der bereits an Menschen und Tiere verfütterten
Gentech-Pflanzen klären – und beweisen, dass sie wirklich so
unabhängig von der Industrie ist, wie sie stets vorgibt», sagt
Gentech-Experte Bruno Heinzer von Greenpeace. Überall auf der Welt
wo Gentech-Pflanzen angebaut und verzehrt werden, gibt es
beunruhigende Vorfälle, wie Häufung von Allergien und Kühe, die
weniger Milch geben. Alarmierende Resultate bei den spärlichen
wissenschaftlichen Fütterungsversuchen mit Gentech-Pflanzen werden
unterdrückt und nicht weiter untersucht. Heinzer: «Es fehlt an
unabhängiger Forschung. Die Industrie hat kein Interesse, auf einen
Zusammenhang zwischen Gesundheitsproblemen und der Einnahme von
Gentech-Pflanzen zu stossen. Da könnte die ETH einen echten
Forschungs-Beitrag leisten».
Greenpeace fordert die ETH-Verantwortlichen
auf, den Versuch in Lindau abzubrechen und die für Mensch und
Umwelt gefährliche Saat zu vernichten. Oder wie es im
ETH-Leitbild so schön heisst: «Mit Blick auf die Erhaltung
des Zukunftspotentials des Oekosystems Erde für kommende
Generationen ist die ETH Zürich bestrebt, ihr Wissen und Können
einzusetzen im Bewusstsein, dass auch nötiger Verzicht ein
schöpferischer Akt sein kann.»
Kontakt:
Bruno Heinzer, Gentech-Kampagne Greenpeace Schweiz 079 / 400 88
31
Greenpeace-Medienabteilung 01 / 447 41 11