Gegen das Wetter können wir nichts tun. Doch für ein besseres Klima müssen wir handeln. So lautet das umweltpolitische Fazit der letzten Tage, in denen grosse Teile der Schweiz in noch nie da gewesenen sintflutartigen Regenmassen versanken, während Südeuropa fest im Griff der Dürre ist.
Zürich. «Natürlich gilt es zu allererst, den
Menschen vor Ort zu helfen», sagt Alexander Hauri, Klimaexperte von
Greenpeace. Klar ist jedoch auch: «Die jetzigen Ereignisse sind die
Prognosen von morgen. So sieht der Klimawandel für die Schweiz aus.
Die Wetterextreme passen genau ins Muster. Nur eine starke
Klimapolitik kann hier entgegentreten. Der CO2-Ausstoss ist mit
hoher Dringlichkeit massiv zu reduzieren. Wer sich, wie die Erdöl-,
Auto- und grosse Teile der Wirtschaftslobby, dagegen wehrt, handelt
verantwortungslos und skandalös. Und muss als eigentlicher
Verursacher weiterer schwerer Ereignisse gelten und dafür künftig
auch zur Kasse gebeten werden.»
Die Häufung von meteorologischen Anomalien ist
Anlass zu grösster Sorge: Der Jahrhundert-Flut in der Elbe-Region
im Jahre 2002 folgte 2003 ein Hitzesommer, der für Tausende von
Hitzetoten und bisher ungeahnte Dürreschäden in Mitteleuropa
verantwortlich war. Die Auswirkungen extremer Wettereignisse sind
in der Schweiz stark zu spüren. 1993 verwüstete ein Unwetter die
Stadt Brig. 1999 fegte Lothar über die Schweiz, im Jahre 2000 wurde
Gondo fast vollständig durch einen von starkem Niederschlag
ausgelösten Bergrutsch zerstört.
Die Resultate der Klimaforscher zeigen
eindeutig, dass diese Wetterextreme zunehmen und das Alpenland
Schweiz in ganz neuen Dimensionen davon betroffen sein wird. Wer
nicht tatenlos Tote, die Zerstörung von Infrastruktur, Häusern und
wertvollem Kulturland hinnehmen will und die Augen vor den
menschlichen und wirtschaftlichen Folgen verschliesst, muss jetzt
klimapolitisch Farbe bekennen. Für die Schweiz heisst das, endlich
eine substanzielle CO2-Abgabe einzuführen. Das Parlament muss jetzt
Verantwortung wahrnehmen: In der Winter-Session behandelt es die
CO2-Abgabe auf Brennstoffen. Notwendig ist eine möglichst hohe
Abgabe, um den CO2-Ausstoss zu reduzieren. Zudem muss das
Departement Leuenberger darauf dringen, dass auf internationaler
Ebene für die Zeit ab 2012, nach der ersten Verpflichtungsperiode
des Kyoto-Protokolls, ein strenges Klimaschutz-Regime eingerichtet
wird. Konkret sind das Reduktionen von 30% bis 2020 gegenüber Stand
1990.
Angesichts der unbestreitbar vor uns liegenden
Gefahren, ist der Widerstand politischer Kreise und
Wirtschaftsverbände gegen eine wirksame Klimapolitik schlicht
skandalös und dumm. Gegen das Wetter können wir nichts tun. Für ein
gutes Klima müssen wir handeln. Jetzt.
Kontakt:
Alexander Hauri, Klimaexperte 044 447 41 25Wangpo Tethong,
Leiter Klima Impacts 044 447 41 54