Eine neue, heute in Basel an einer Medienkonferenz vorgestellte Greenpeace-Studie kommt zum Schluss: Die Basler Chemiekonzerne (BCI) haben erhebliche Mengen Dioxin produziert und in Bonfol – der damals einzig legalen Schweizer Chemiemülldeponie – abgelagert. Dort ist mit einer Freisetzung von gefährlichen Dioxinen zu rechnen, wenn saniert wird, wie von der BCI geplant. Es scheint, dass die Basler Chemie aus dem verheerenden Dioxin-Unfall von Seveso punkto Informationspolitik nicht viel gelernt hat. So behauptet sie, Dioxin spiele in Bonfol keine Rolle. Greenpeace fordert weitreichende Massnahmen: Eine neue, kooperative und vor allem kompetentere Projektleitung muss das Bonfoler Sanierungsprojekt grundlegend überarbeiten und dem Dioxinvorkommen anpassen.

Zürich. Die im Auftrag von Greenpeace erstellte Studie widerlegt die Behauptungen der BCI: Allein aus vier untersuchten Produktionslinien aus der Blühtezeit der Basler Chlorchemie sind insgesamt je eine Tonne Dioxine und Dioxin-ähnliche Giftabfälle entstanden, darunter Dioxin-Toxizitätsäquivalente (TEQs) im zweistelligen Kilogrammbereich und hochgiftiges Seveso-Dioxin bis in den Kilogrammbereich. Dioxine gehören zu den giftigsten Chemikalien, welche die Menschheit kennt, und sind deshalb international verboten. Da im Zeitraum von 1961-76 Bonfol die einzige legale Schweizer Chemiemülldeponie der BCI war, ist davon auszugehen, dass die Dioxin-Abfälle der Basler Chemie damals dort abgelagert wurden.

Der von Greenpeace beauftragte Chemie-Experte Martin Forter kommt in seiner Studie zum Schluss, dass in Bonfol Dioxine in lokal hohen Konzentrationen («Hotspots») vorkommen. Das hat Konsequenzen für das gesamte Sanierungsprojekt, insbesondere punkto Sicherheit und Entsorgung der ausgehobenen Chemieabfälle. Martin Forter: «Es ist mit einer Freisetzung von gefährlichen Dioxinen zu rechnen, wenn die Sanierung so durchgeführt würde, wie sie die BCI plant.» Jean-Claude Probst, Gewerkschaft Unia Schweiz, kommentiert: «Dioxine gefährden nicht nur die Gesundheit der Deponie-Arbeiter, sondern können auch die Bevölkerung von Bonfol, aber auch Basel, Belfort und Montbéliard sowie der weiteren Umgebung treffen». Kaspar Schuler, Geschäftleiter Greenpeace, betont: «Novartis, Roche, Ciba, Syngenta & Co. geben sich als verantwortungsvolle Konzerne von Weltruf. Doch gerade im Umgang mit Dioxin haben sie an Glaubwürdigkeit eingebüsst. Hat die Basler Chemie aus Seveso nicht gelernt?»

Mit allem Nachdruck fordern Greenpeace und die Organisationen des Collectifs Bonfol:

  • Die Deponie Bonfol muss nach den besten Standards saniert werden. Das Sanierungsprojekt muss dem Dioxinvorkommen angepasst werden. Die Sicherheit muss jederzeit vollumfänglich gewährleistet sein.
  • Die BCI muss die von ihr verursachte Blockadesituation beheben und bis zur «Sitzung der letzten Chance» im Oktober alle Fragen der jurassischen Behörden bedingungslos beantworten – nicht nur zu Dioxin, sondern auch zu anderen gefährlichen Schadstoffklassen und zum generellen Sanierungsablauf in Bonfol.
  • Novartis, Roche, Ciba, Syngenta & Co müssen mit der Einsetzung einer neuen, kooperativen und kompetenteren Projektleitung verlorenes Vertrauen wieder herstellen.

Die Greenpeace-Studie deckt ein dunkles Kapitel der Basler chemischen Industrie auf. Diese ist nun herausgefordert, ihre Dioxin-Vergangenheit aufzuarbeiten und offen darüber zu informieren, wie viel Dioxin in Basel gebildet wurde und wohin dieses gelangt ist.

Reden, Anhänge und französische Expertise

 

Kontakt: Greenpeace-Medienabteilung 044 447 41 11

Matthias Wüthrich, Greenpace-Chemiekampagne 044 447 41 31

Martin Forter, Autor Dioxin-Studie 061 691 55 83

Jean-Claude Probst, UNIA Schweiz 079 816 35 23