Reinigungswirkung des Aktivkohlefilters ist noch nicht erwiesen
Basel. Acht neue Chemikalien, die auch
in Abfallproben aus den Muttenzer Chemiemülldeponien vorkommen,
haben Behörden und Trinkwasserversorger im Trinkwasser der
Hardwasser AG und der Gemeinde Muttenz in den Messkampagnen der
letzten 6 Monaten gefunden. Das ist eine massive Zunahme. Dies,
obwohl die Behörden am eigentlichen Problem vorbei gemessen haben:
50-70% der Substanzen, die bis 2006 im Trinkwasser gefunden wurden,
haben sie 2007 und 2008 nicht mehr ins Untersuchungsprogramm
genommen. Deshalb sind auch die Erfolgsmeldungen bezüglich
Aktivkohlefilter der IWB verfrüht.
Je mehr Analyseresultate, desto erdrückender
die Indizien, dass die Muttenzer Chemiemülldeponien von Novartis,
Ciba und Syngenta das Trinkwasser der Hardwasser AG und der
Gemeinde Muttenz verschmutzen: Bis heute sind von total 37 im
Trinkwasser gemessenen Chemikalien 17 eindeutig auch in
Chemieabfallproben aus den Muttenzer Deponien gefunden worden. Zu
den neun bisherigen sind jetzt acht dazu gekommen – dies entspricht
einer Zunahme von knapp 90%, seit Greenpeace und das Forum
besorgter TrinkwasserkonsumentInnen (FbTK) im Dezember 2007 einen
ersten Vergleich von Chemikalien im Trinkwasser und Deponien
präsentiert haben. Matthias Wüthrich von Greenpeace: «Die Muttenzer
Chemiemülldeponien müssen zum Schutz des Trinkwassers totalsaniert
werden. Die neuste Trinkwasserverschmutzung ist typisch für die
Deponien. Wie viele Deponiechemikalien werden es sein, wenn die
Trinkwasserbrunnen der Hardwasser AG einmal richtig untersucht
werden? Deshalb muss jetzt gehandelt werden.»
Die Trinkwasserbrunnen sind hinsichtlich der
Verschmutzung durch Deponien mangelhaft untersucht:
Trinkwasseranbieter IWB, Kantonales Labor (KL) und Amt für
Umweltschutz Basel-Land (AUE) liessen in den neusten Messkampagnen
53% (16 Chemikalien, IWB 2007) bzw 73% (je 20 Chemikalien, KL-AUE
2008) der Deponie-Chemikalien im Trinkwasser weg, obwohl sie bis
2006 im Trinkwasser und gleichzeitig bei den nahe gelegenen
Muttenzer Deponien gefunden wurden. Zudem haben die Behörden bzw,
die IWB/Hardwasser AG seit Juli 2006 keine Screenings in den
einzelnen Brunnen der Hardwasser AG durchgeführt. Käthi Aellen vom
FbTK dazu: «Das Untersuchungsprogramm macht so nicht viel Sinn,
denn es misst am eigentlichen Problem vorbei! Warum überprüfen
Behörden und IWB/Hardwasser AG das Trinkwasser nicht auf
Verunreinigungen, die man früher mittels Screening gefunden hat?
Die Behörden müssen endlich systematisch vorgehen – alles andere
ist Augenwischerei.»
Dies gilt auch für den Aktivkohlefilter, den
die IWB u.a. für das Trinkwasser der Hardwasser AG in Betrieb
genommen haben: Die IWB haben – wie anfangs Mai kommuniziert – nur
getestet, ob er Chlorbutadiene aus dem Trinkwasser entfernt. Ob er
auch alle anderen Substanzen zurück hält, die bisher im Trinkwasser
gefunden worden sind, ist unklar. Denn: Die IWB haben die Wirkung
des Filters nicht mit Screenings überprüft. Matthias Wüthrich von
Greenpeace: «Die Erfolgsmeldungen von IWB und Behörden sind somit
verfrüht.»
Dokumente
Toxizität der gefundenen Substanzen
Weitere Infos
Matthias Wüthrich, Chemiekampagne Greenpeace +41 44 447 41
31
Käthi Aellen-Rumo, FbTK +41 77 405 67 76