Mangelhafte Beprobungen von Giftmüll aus der Chemiemülldeponie Hirschacker des Pharmagiganten Roche in Baden-Württemberg führten zu Fehldeklarationen und unsachgemässer Entsorgung von 17’000 Tonnen teils hochbelasteter Abfälle in neuen Deponien in Rheinland-Pfalz. Greenpeace untermauert dies jetzt mit einem Methodenvergleich. Fazit: Die Beprobungsmethode, die zwischen September und Dezember 2008 exklusiv angewendet wurde, führte im Methodenvergleich zu 65% Falschdeklarationen. Und: Rund 40% der Abfälle dürften nicht auf Deponien abgelagert werden. Greenpeace fordert mit Nachdruck, dass alle gefährlichen Giftabfälle in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg ausgegraben und fachgerecht entsorgt werden.
Zürich. Bei der Sanierung der Chemiemülldeponie
Hirschacker bei Grenzach-Whylen (Baden-Württemberg), einer Altlast
mit Abfällen des Schweizer Pharmagiganten Roche, stellt Greenpeace
schwerwiegende Mängel fest: Der Gesundheitskonzern Roche, der 2008
u.a. mit seinen Antikrebsmitteln über 10 Milliarden Franken
Reingewinn erzielte, bricht eine Sanierungsvereinbarung mit
Greenpeace und will Tausende von Tonnen krebserregenden Chemiemülls
nicht mehr weiter ausgraben. 17’000 Tonnen Aushubmaterial, das
zwischen September und Dezember 2008 aus dem Hirschacker
ausgegraben wurde, entsorgten die verantwortlichen Lörracher
Behörden und Firmen aufgrund von fehlerhaften Abfalldeklarationen
unsachgemäss in den neuen Deponien Berg, Kapiteltal und Budenheim
in Rheinland-Pfalz. Auf der Deponie Budenheim soll zukünftig ein
Golfplatz entstehen. Greenpeace sowie das Regierungspräsidium
Freiburg und das Umweltministerium Baden-Württemberg haben schon im
September und Oktober 2008 gewarnt, dass nur eine Beprobung mittels
sog. Haufwerken den vielfältigen Chemieabfall genügend verlässlich
charakterisieren kann.
Neue Auswertungen von Greenpeace zeigen auf,
dass die Beprobungsmethode mittels sog. Baggerschürfen im Gegensatz
zu sog. Haufwerken zu Falschdeklarationen und somit zu
unsachgemässen, gefährlichen Giftmüll-Entsorgungen führen kann: 65%
der Baggerschurf-Abfalldeklarationen sind falsch – 40% des Abfalls
hätte nicht auf Deponien abgelagert werden dürfen. Diese
Fehlerquoten errechnete Greenpeace aus den Daten von Dezember 2008
– März 2009, als beide Beprobungsarten durchgeführt wurden (für die
Abfalldeklaration aber sinnvollerweise die Haufwerksbeprobung
genommen wurde). Überträgt man diese Fehlerquoten auf den Zeitraum
September 2008 – Dezember 2008, in dem 17’000 Tonnen Aushubmaterial
aus der Chemiemülldeponie Hirschacker ausschliesslich mittels
Baggerschürfen deklariert und auf die neuen Deponien Budenheim,
Berg und Kapiteltal in Rheinland-Pfalz abgelagert wurden, so lautet
die brisante Schlussfolgerung: Weit über die Hälfte der 17’000
Tonnen Hirschacker-Müll wurde falsch deklariert, über ein Drittel
hätte nicht deponiert, sondern als Giftmüll thermisch behandelt
werden müssen!
Matthias Wüthrich von Greenpeace Schweiz
kommentiert: «Damit in Budenheim künftig unbeschwert Golf gespielt
werden kann, müssen die Behörden die begangenen Fehler jetzt sofort
korrigieren: Aller gefährliche Chemiemüll muss wieder raus. Eine
korrekte Beprobung und Entsorgung ist zwingend. Roche muss für die
durch ihren Giftmüll verursachten Probleme zahlen. Auch die Deponie
Hirschacker in Baden-Württemberg muss Roche solange weiter
sanieren, bis die Chemiemüllgrube sauber ist – so wie Roche es
gegenüber Greenpeace versprochen hat.»
Mehr zum Thema als PDF
Illustration Unterschied Baggerschurf- und
Haufwerkmethode
Tabelle: Analyse von Dr. Forter
Protokoll Umweltministerium Baden Württemberg
Landesamt Lörrach: Aktennotiz
4.9.2008
Kontakt:
Matthias Wüthrich, Leiter Chemiekampagne Greenpeace Schweiz, +41
44 447 41 31
Presseabteilung Greenpeace Schweiz +41 44 447 41 11