Diesen Sommer wuchs in der Schweiz ausgewilderter Gentech-Raps. Dies zeigt eine Untersuchung von zwei Wissenschaftlern sowie eine Studie des Bundesamts für Umwelt Bafu . Es ist davon auszugehen, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist. Rapssamen überleben im Boden über viele Jahre. Die Freisetzung in die Umwelt von genmanipuliertem Raps ist in der Schweiz und in Europa verboten. Das Bafu muss rigorose Massnahmen umsetzen, um eine weitere Verunreinigung womöglich auch von Schweizer Ackerflächen zu stoppen.
Zürich, 16. Dezember 2011. Das Bafu hat nach eigenen Angaben in der Schweiz genmanipulierten Raps nachgewiesen. Die Gentech-Pflanzen wurden an einem Bahndamm gefunden. Eine bereits vorher durchgeführte Untersuchung der Biologen Luigi D’Andrea und Nicola Schoenenberger bestätigte Gentech-Raps in Lugano. Es ist davon auszugehen, dass genmanipulierter Raps von mit Raps beladenen Güterwaggons runtergefallen ist. Dabei handelt es sich um einen Gentech-Raps des US-Konzerns Monsanto. Die Pflanze wurde so manipuliert, dass sie Giftduschen mit dem konzerneigenen Totalherbizid Roundup überlebt, mit dem auch die SBB ihre Bahndämme besprüht.
Es ist weder in der EU noch in der Schweiz erlaubt, Gentech-Raps in die Umwelt freizusetzen. Einmal im Freiland, sind Gentech-Pflanzen sehr schwer oder gar nicht wieder aus der Umwelt zu entfernen. Gerade Raps verbreitet sich schnell. Er bildet viele Samen, hat die Fähigkeit lange zu überleben und auch noch nach Jahren keimen zu können.
«Gentech-Raps kann konventionelle oder biologische Felder, Ernten und gentechfreies Saatgut verunreinigen. Und er kann sich auf wilde verwandte Pflanzen auskreuzen, beispielsweise den Rüben-Kohl (Brassica rapa), Sarepta-Senf (Brassica juncea) und Acker-Rettich (Raphanus raphanistrum). Sie treten zum Teil als Ackerunkräuter auf und sind auch an Bahndämmen anzutreffen. Die Resultate zeigen, dass die Eindämmung von gentechnisch verändertem Saatgut auch bei nicht für den Anbau zugelassenen Sorten praktisch unmöglich ist. Und sie stellen die gegenwärtigen Schwellenwerte in Frage, die eine Verunreinigung von Futtermittelchargen mit 0.5 % Gentech-Anteilen zulassen», sagt der Forscher Luigi D’Andrea.
Während vor allem in Nord- und Südamerika Gentech-Anbau betrieben wird, ist in Europa der Widerstand sehr gross. Dort zeigt sich, dass die Koexistenz zwischen biologischer oder konventioneller Landwirtschaft und Gentech-Landwirtschaft nicht möglich ist. Kanadische Bauern etwa können heute schon keinen gentechfreien Raps mehr garantieren. Ursache sind weit verbreitete Verunreinigungen von gentechfreier Ware und die sehr schnell voranschreitende Konzentration im Saatgutmarkt. Ein paar wenige Gentech-Konzerne diktieren das Saatgutangebot. Zudem gibt es keine langfristigen unabhängigen Untersuchungen über mögliche Gesundheitsauswirkungen von Gentech-Produkten auf Mensch und Tier.
Greenpeace und StopOGM fordern vom Bafu konsequente Massnahmen wie Anpassungen der gegenwärtigen Grenzwerte, um die Ausbreitung von Gentech-Raps in die Umwelt und Ackerflächen zu verhindern. «Der für eine ökologische und selbstbestimmte Lebensmittelproduktion desaströse Gentech-Anbau macht sich nun selbst in der Schweiz leise spürbar. Es braucht jetzt einen umso vehementeren Einsatz von Behörden, Politik und Gesellschaft für eine zukunftsfähige gentechfreie Landwirtschaft», sagt von Greenpeace Schweiz.
Weitere Informationen unter www.greenpeace.ch und www.stopogm.ch oder bei:
Marianne Künzle, Landwirtschafts-Kampagne, Greenpeace Schweiz, 079 410 76 48 (deutsch)
Nicola Schoenenberger, Stiftung InnovaBridge, Caslano, 079 280 22 52 (deutsch/italienisch)
Luigi D’Andrea, BIOME Conseils, Delémont, 077 400 70 43 (französisch/italienisch)