Heute haben AktivistInnen Nestlés Hauptsitz in der Schweizer Stadt Vevey aufgesucht. Sie brachten dem Konzern ein Mahnmal, das ans Nestlé-Logo erinnert: Ein Vogelnest mit zahlreichem Plastikabfall des Konzerns. Eine Woche zuvor hat der Bericht «Branded» aufgezeigt, dass Nestlé der drittgrösste Plastikverschmutzer der Welt ist. Greenpeace Schweiz fordert, dass der Gigant seinen Kunststoffverbrauch mittels Mehrwegsystemen drastisch reduziert.
Heute um halb zehn Uhr morgens ist unangekündigter Besuch an Nestlés Hauptsitz in Vevey eingetroffen: Fünf AktivistInnen haben ein riesiges Vogelnest überbracht, das an Nestlés Konzernlogo erinnert. Rund vier Meter breit ist das Mahnmal, zahlreicher Einwegplastik des Konzerns ist darin verwoben. Mit demselben Plastikabfall füttert ein überdimensionaler Vogel darin seine Küken. «Nestlé Stop feeding the world with plastic», so die Forderung auf Bannern. Der Nahrungsmittelkonzern soll aufhören, die Welt mit Plastik zu «füttern».
Eine Woche zuvor, am 2. Dezember 2020, hat die Bewegung «Break Free From Plastic» Nestlé zum drittgrössten Plastikverschmutzer der Welt ernannt. Nur Coca-Cola und PepsiCo vermüllen die Erde noch mehr mit Kunststoff, wie der Bericht «Branded Vol III.» darlegt. Auch die Ellen MacArthur Foundation stellte kürzlich in einem Bericht fest, dass Nestlé keinerlei Fortschritte hinsichtlich Mehrweg unternommen hat.
Um Nestlé-CEO Mark Schneider an seine Verantwortung zu erinnern, ist auch Matthias Wüthrich von Greenpeace Schweiz vor Ort in Vevey. «Der Konzern Nestlé behauptet, die von ihm verursachte Kunststoff-Verschmutzung lösen zu wollen. Aber die Tatsachen sprechen eine andere Sprache. Nestlés Einwegplastik belastet Umwelt und Klima in einem Ausmass, das nur eine radikale Umstellung auf Mehrweg-Lösungen eindämmen kann», sagt Matthias Wüthrich, Experte für Zero Waste.
Die Zahlen sprechen für sich
Daran ändert auch die Klima-Roadmap nichts, die der Konzern am vorangehenden Donnerstag publizierte. Der Plan baut auf einer guten Grundlage auf, die Massnahmen sind aber noch mangelhaft. «Nestlé setzt bei der Vermeidung von Umwelt- und Klima belastendem Plastik auf Scheinlösungen wie Recycling und ungeprüfte Technologien. Die dringend nötige Umstellung auf Mehrweglösungen schiebt der Konzern hingegen auf die lange Bank», sagt Matthias Wüthrich.
Die Zahlen sprechen für sich: Allein 2019 spülte Nestlé gesamt 1’524’000 Tonnen Kunststoff in die Welt, nur 1 Prozent davon waren wiederverwendbar. Und dieser Plastik verschmutzt nicht nur die Umwelt, er feuert auch die Erderwärmung an: 2018 hat der Kunststoffverbrauch 12 Prozent von Nestlés CO2-Emissionen ausgemacht. Das sind 11 Millionen Tonnen, was einem Viertel des CO2-Jahresverbrauchs der gesamten Schweiz entspricht.
Der heute gelandete Vogel ermahnt Nestlé, endlich auf Mehrweg umzustellen. Erst signalisierten MitarbeiterInnen des Konzerns, die Skulptur persönlich entgegenzunehmen. Doch dann änderte sich der Wind: Das Eingangstor wurde zugesperrt und sieben PolizistInnen nahmen Personalien der Anwesenden auf. Matthias Wüthrich gelang es gerade noch, die schriftlich festgehaltenen Forderungen ins Nest zu legen. Darauf haben die AktivistInnen, welche die geltenden Schutzregeln stets eingehalten haben, den Hauptsitz verlassen. Vorerst. Trägt der Konzern weiterhin keine Verantwortung, muss er sich auf künftigen Besuch gefasst machen. Inklusive Retoure des hauseigenen Plastikabfalls.
Weitere Informationen
Bilder sind unter diesem Link verfügbar.
Berichte:
«Branded Vol III.»
«Die Zukunft wegwerfen: Scheinlösungen der Unternehmen gegen die Plastikverschmutzung»
«The Global Commitment 2020» der Ellen MacArthur Foundation
Kontakte
Matthias Wüthrich, Zero-Waste-Experte Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 31 (vor Ort), [email protected]
Eva-Maria Schleiffenbaum, Mediensprecherin Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 60,
[email protected]