Mehr als ein Jahr nach den Rissbefunden im Reaktordruckbehälter zweier belgischer Atomkraftwerke hat das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) heute die selbe Untersuchung auch für die Atomkraftwerke Beznau und Gösgen angeordnet. Angesichts der Ausnahmen und der langen Fristen, die den Betreibern zugestanden werden, handelt es sich aber um eine halbbatzige Überprüfung.
„Es ist unverantwortlich, dass die Betreiber drei Jahre Frist bekommen, obwohl die Prüfung der Reaktordruckbehälter sicherheitstechnisch sehr bedeutend ist“, sagt Greenpeace-Atomexperte Florian Kasser. Ein Versagen des Reaktordruckbehälters kann mit den vorhandenen Notfallsystemen nicht beherrscht werden und hätte einen GAU zur Folge.
„Unverständlich ist auch, dass Leibstadt von dieser Prüfung ausgenommen wird“, sagt Kasser. Wenn Rissbildungen in Mühleberg, Beznau und Gösgen denkbar sind, dann umso mehr in Leibstadt. Risse sind dort wahrscheinlicher, weil der Druckbehälter aus derselben Schmiede wie derjenigen der belgischen Reaktoren stammt.
„Nicht nachvollziehbar ist schliesslich die Tatsache, dass auch Mühleberg von der Kontrolle ausgenommen wird, obwohl dort letztes Jahr nur 5 Prozent des Grundmaterials geprüft wurde“, fügt Kasser hinzu. Greenpeace Schweiz fordert deshalb, dass das gesamte Grundmaterial sämtlicher Reaktordruckbehälter innert drei Monaten nach dem neuen Ultraschall-Verfahren geprüft wird. Zudem müssen die Messberichte umgehend veröffentlicht werden.
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