Zürich, 24.04.2014 – Fast 80 Prozent der europaweit getesteten blühenden Pflanzen sind mit bienenschädlichen Pestiziden belastet. In der Schweiz liegt der Wert sogar bei 100 Prozent. Zudem ist über die Hälfte der Pestizide, die in den Schweizer Proben nachgewiesen wurden, im Zierpflanzenbau nicht zugelassen. Zu diesen schockierenden Ergebnissen kommt eine heute veröffentlichte Greenpeace-Studie. Greenpeace fordert von den betroffenen Firmen, umgehend auf bienenschädliche Pestizide zu verzichten und ihr Gartensortiment auf ökologische Produkte auszurichten. In der Schweiz wurden Blumen-Proben von Jumbo, Migros, Coop und den Garten- und Baumärkten Obi, Bauhaus und Hauenstein getestet.
Pestizide sind neben Parasiten und weit verbreiteten Monokulturen ein massgeblicher Faktor für den Bestäuberrückgang. Der Greenpeace-Report « Giftiger Garten Eden » hat 35 verschiedene bienenattraktive Pflanzenarten wie Veilchen, Lavendel und Primeln aus Gartenzentren, Baumärkten und Supermärkten in zehn europäischen Ländern auf chemische Gifte untersucht. Nur zwei der 86 Proben waren frei von Chemikalien, der Rest wies einen regelrechten Cocktail an Pestiziden auf. 14 Prozent der getesteten Blumen-Proben enthielten Pestizide, die in Europa keine Zulassung im Zierpflanzenbau haben. Ausserdem wurden die umstrittenen Bienenkiller-Pestizide aus der Gruppe der Neonicotinoide (Imidacloprid, Thiamethoxam und Clothianidin) in 60 Prozent der europaweit getesteten Blumen festgestellt. Diese systemischen Pestizide wurden in der EU und der Schweiz teilweise verboten und gelten als inakzeptables Risiko für Bienen und andere Bestäuber, wobei die Produktion in Gewächshäusern vom Verbot ausgenommen ist.
Zehn Proben aus der Schweiz wurden ebenfalls getestet. Darunter Narzissen, Krokusse und Glockenblumen von Jumbo, Migros, Coop und den Garten- und Baumärkten Obi, Bauhaus und Hauenstein. Jede Schweizer Probe enthielt Rückstände von mindestens zwei und bis zu fünfzehn verschiedenen Pestiziden. Alle Proben enthielten bienenschädliche Pestizide, vier davon Rückstände von Imidacloprid, das in der Schweiz teilweise verboten ist. Die höchsten Imidacloprid-Werte wiesen die Blumen von Obi und Jumbo auf.
«Gartenfreunde werden ungewollt zu Mittätern gemacht, selbst wenn sie keine Pestizide verwenden wollen. », warnt Marianne Künzle, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace Schweiz. « Es ist absurd, Pestizide im landwirtschaftlichen Bereich für bienenattraktive Pflanzen zu verbieten und sie im eigenen Blumenbeet wieder zu finden. » Der Einsatz von Neonicotinoiden bei Blumen, die zwar in Gewächshäusern gezogen, aber im Garten oder auf dem Balkon ausgesetzt werden, ist nicht im Sinne der gesetzlichen Einschränkung. Das Teilverbot muss deswegen dringend ausgeweitet werden. Von 32 nachgewiesenen Pestiziden in den Proben, die hierzulande gekauft wurden, sind 19 nicht für den Zierpflanzenbau in der Schweiz zugelassen; vier Wirkstoffe sind gar ganz verboten.
Für besorgte Pflanzenliebhaber hat Künzle einen Tipp bereit: « Wer Bienen schützen will, kauft in Biogärtnereien ein oder greift auf das (noch kleine) Angebot an Bio-Pflanzen in Supermärkten oder Gartencentern zurück. » Nicht nur in der Landwirtschaft, auch im Garten- und Zierpflanzensektor braucht es einen Wandel hin zu ökologischen Pflanzenschutzmassnahmen. Zudem müssen die Lücken im Teilverbot dringend geschlossen werden. « Der Einsatz von Bienenkiller-Pestiziden muss ausnahmslos verboten und eine generelle Pestizidreduktion angegangen werden », schliesst Künzle ab.
Den Report mit weiteren Informationen finden Sie hier.
Marianne Künzle – Landwirtschafts-Kampagne Greenpeace Schweiz
Natalie Favre – Greenpeace Schweiz Mediensprecherin