Das Schweizer Stimmvolk hat die Initiative für einen geordneten Atomausstieg abgelehnt. Mit dem hohen Ja-Anteil hat die Bevölkerung den AKW-Betreibern aber einen Denkzettel verpasst. In der Pflicht steht nun insbesondere die Beznau-Betreiberin Axpo: Sie muss die Sorgen der Bevölkerung ernst nehmen und darf das älteste Atomkraftwerk der Welt nicht wieder einschalten.
Die Schweiz hat heute eine historische Chance verpasst: Die Stimmbevölkerung hat die Initiative für einen geordneten Atomausstieg abgelehnt. Die solide Zustimmung verrät ein grosses Unbehagen in der Bevölkerung: «Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer sind nicht mehr bereit, sich tagtäglich den steigenden Risiken durch alternde AKW auszusetzen», sagt Christian Engeli, Kampagnenleiter von Greenpeace Schweiz und Co-Leiter der Abstimmungs-Allianz. «Die Beznau-Betreiberin Axpo kann dieses Unbehagen nicht länger ignorieren.» Die Umweltorganisation fordert deshalb, dass die Axpo ihre Wiederinbetriebnahme-Pläne für das ohnehin unwirtschaftliche AKW Beznau endlich begräbt. «Weiterhin Steuergeld zu verdunsten in einem Kraftwerk, das niemand will, das ist völlig inakzeptabel», meint Engeli.
ENSI stärken
Dass eine Mehrheit gegen Abschaltdaten für Atomkraftwerke gestimmt hat, kann auch mit dem offenbar noch immer intakten Vertrauen in die Aufsichtsbehörde ENSI erklärt werden. Genau diese Behörde wird nun aber weiter unter Druck kommen von den Betreibern: Diese werden weiterhin nichts unversucht lassen, dass der Begriff der «Sicherheit» zu ihren Gunsten ausgelegt wird – vor allem wenn sich ein AKW, wie Beznau, dem Ende seiner Laufzeit nähert. «Das ENSI muss einerseits Stärke zeigen, andererseits aber auch politisch gestärkt werden», fordert Greenpeace-Kampagnenleiter Engeli.
Strategie ändern
Schliesslich muss das Abstimmungsresultat aber auch ein Weckruf sein für die AKW-Betreiber. Weltweit sind erneuerbare Energien auf der Überholspur, und mit einem Ja des Stimmvolks zur Energiestrategie 2050 wird auch die Schweiz bei der Energiewende den Fuss etwas von der Bremse nehmen. Das müssen die grossen Energiekonzerne erkennen und endlich ihre Strategie umstellen: Weg vom Produzenten defizitärer Atomenergie, hin zum Dienstleister für dezentrale, erneuerbare Energie. «Der Zeitplan fehlt nun leider, aber der Atomausstieg wird auch ohne die Initiative in absehbarer Zeit Tatsache werden», sagt Engeli. «Je schneller das die grossen Konzerne einsehen, desto besser – für uns als Bürger und Steuerzahlerinnen.»
Für weitere Informationen:
Christian Engeli, Kampagnenleiter Greenpeace Schweiz, 079 947 91 04,
Thomas Mäder, Mediensprecher Greenpeace Schweiz, 044 447 41 74