Die heute durch das Bundesamt für Landwirtschaft BLW veröffentlichten Verkaufszahlen für Pestizide für das Jahr 2018 zeigen klar, dass die Bemühungen des Bundes zur Reduktion des Pestizideinsatzes nicht ausreichen. Die gesamte Verkaufsmenge hat gegenüber Vorjahr sogar um gut 20 Tonnen auf 2048 Tonnen zugenommen. Das BLW macht dafür den zunehmenden Einsatz der schwächer wirkenden biologischen Mittel verantwortlich, erwähnt aber nicht, dass auch der Absatz der Wirkstoffe mit besonderem Risikopotenzial zugenommen hat. Der Zusammengang zwischen dem Pestizideinsatz und dem Zusammenbruch der Biodiversität – Insekten, Vögel, Amphibien – ist klar belegt. Zahlreiche Untersuchungen weisen zudem Pestizidcocktails in praktisch allen Schweizer Gewässern nach und hunderttausende Menschen in der Schweiz werden mit Trinkwasser beliefert, welches die Grenzwerte nicht einhält. Es ist dringend notwendig, den Pestizideinsatz in der Schweiz deutlich zu senken und die Schweizer Landwirtschaft so auszurichten, dass sie weitgehend pestizidfrei wirtschaften kann.
Box:
– Die Menge an Pestiziden sagt per se nicht viel über das Risiko aus. In der Verkaufsstatistik werden so unterschiedliche Stoffe wie Kaolin (Tonerde, kaum toxisch) und Imidacloproid (hochgiftiges Neonicotinoid, wenige Nanogramm können Insekten töten) zusammengezählt. Gemäss Aktionsplan Pflanzenschutz sollte das Risiko des Einsatzes von Pestiziden reduziert werden, nach wie vor liegt ein Indikator für die Messung dieses Riskos aber nicht vor.
– Verkaufszahlen sind keine Verbrauchszahlen: Im Gegensatz zu anderen Ländern verfügt die Schweiz nicht über eine flächendeckende Statistik über den Einsatz von Pestiziden. Wir wissen also nicht genau, wo wann welche Pestizide eingesetzt werden.
– Zulassung: Eine kürzlich veröffentlichte Analyse des Zulassungsverfahrens für Pestizide hat aufgezeigt, dass das Verfahren mangelhaft ist und dringend verbessert werden muss. Immer wieder zeigt sich nach jahrzehntelangem Einsatz, dass Pestizide unerwartete Folgeschäden verursachen.
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