Heute veröffentlicht Greenpeace den Bericht «Die Zukunft wegwerfen», der den riskanten Trend der Konsumgüterindustrie aufdeckt: Einwegprodukte aus Karton, Papier oder «Bioplastik» und Recycling sind nichts als Scheinlösungen. Sie entlasten die Natur nicht, im Gegenteil: Sie erhöhen die Umweltverschmutzung sogar. Der Bericht zeigt auf, welche Massnahme die Plastikkrise tatsächlich aufhalten kann. Nestlé und Co. müssen radikal umdenken und ein Liefersystem entwickeln, das auf Wiederverwenden statt Wegwerfen setzt.
Die Plastikverschmutzung hält uns den Spiegel vor: Einwegprodukte müllen die Welt zu. Die Konsumgüterbranche reagiert darauf mit Einwegprodukten aus Materialien wie Karton oder «Bioplastik» sowie chemischem Recycling. Damit schadet sie der Umwelt nur noch mehr, wie aus dem Bericht von Greenpeace USA, «Die Zukunft wegwerfen: Falsche ‹Lösungen› der Unternehmen gegen die Plastik-Verschmutzung», hervorgeht. Einwegprodukte jeglichen Materials bestärken nicht nur unsere Wegwerfkultur, der wir die immensen Abfallberge verdanken. Auch ihre Herstellung und ihr Abbau sind untragbar.
Und doch setzen Unternehmen auf vermeintlich grüne Massnahmen wie «Bioplastik». Der irreführende Begriff bezeichnet Plastik aus ursprünglich natürlichem Ausgangsmaterial, das sich jedoch nach der Verarbeitung kaum vom herkömmlichen, auf Erdöl basierendem Plastik unterscheidet. «Auch biologisch abbaubares oder kompostierbares Plastik hält nicht, was es verspricht», sagt Matthias Wüthrich, Zero Waste Experte bei Greenpeace Schweiz. «Unter natürlichen Bedingungen zersetzt es sich gar nicht oder viel zu langsam. Die Gefahr ist gross, dass es daher am Ende in den Ozean gelangt. Meerestiere unterscheiden nicht, ob sie an Plastik oder Bioplastik ersticken.»
Massnahmen fürs Image und gegen die Umwelt
Der Ersatz von Plastik durch Materialien wie Papier oder Karton – wie Nestlés jüngst angekündigte Papierstrohhalme – bietet ebenfalls keine Lösung. Denn dafür müssen noch mehr Waldflächen gerodet werden, die unverzichtbar sind für Klima und Biodiversität. «Die Konsumgüterkonzerne reagieren, weil immer mehr Menschen nachhaltige Massnahmen fordern. Doch mit Greenwashing und Scheinlösungen wird die Abfallkrise nur noch schlimmer», sagt Matthias Wüthrich.
Die Prognosen sind düster: Ohne Gegensteuer nimmt die Herstellung von Plastik in den kommenden Jahren drastisch zu. Die irreversiblen Schäden sind indes bekannt: Die globale Kunststoffproduktion und -verbrennung werden bis Ende Jahr so viel Kohlenstoff wie 189 Kohlekraftwerke ausstossen. «Die Grosskonzerne Nestlé, Unilever, Coca-Cola und PepsiCo profitieren von Einwegmodellen. Zu echten Veränderungen kommt es erst, wenn sie ihren expandierenden Kunststoffgebrauch beenden», sagt Graham Forbes, globaler Projektleiter von Greenpeace USA. Dasselbe gilt auch für Detailhändler wie Migros, Coop oder Denner.
Die internationale Bewegung wächst
Recycling bildet keinen Ausweg: Über 90 Prozent des gesamten bislang erzeugten Plastiks wurde nicht rezykliert. Auch das neue, sogenannte chemische Recycling bietet keine Abhilfe, im Gegenteil. Beim chemischen Recycling wird der Plastikabfall unter hohem Energie- und Chemikalieneinsatz in seine Bestandteile zerlegt und anschliessend neu zusammengesetzt. Die Sammel- und Verwertungsraten sind lächerlich klein, Ressourceneinsatz und Emissionen hingegen hoch. Die Plastikkrise lässt sich nicht wegrecyceln.
Nestlés kürzlich eröffnetes Institut für Verpackungsforschung schiesst ebenfalls am Ziel vorbei: «Was die Welt braucht, sind konkrete Plastik-Reduktionsziele und gewichtige Investitionen in ein Mehrweg-System. Lieferung und Vertrieb müssen auf Wiederverwendung basieren», sagt Matthias Wüthrich. Die internationale Bewegung, die nachhaltige Massnahmen verlangt, wächst: Über 4 Millionen Menschen fordern Unternehmen via Greenpeace-Kampagnen auf, ihre Verantwortung in der Plastikkrise zu tragen. Sie erwarten wahre statt vage Lösungen.
Zum False Solutions Report führt dieser Link.
Plastiklügen aufgedeckt
Kontakte:
Matthias Wüthrich, Zero-Waste-Experte Greenpeace Schweiz,
+41 44 447 41 31, [email protected]
Eva-Maria Schleiffenbaum, Mediensprecherin Greenpeace Schweiz,
+41 44 447 41 60, [email protected]
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