An einer Gedenkfeier am Fuss des Pizolgletschers verabschiedeten sich am Sonntag über 200 Personen von dem einst mächtigen Eisstrom, der als erster Schweizer Gletscher aus dem Messnetz des Bundes gestrichen wird. Als Auftakt zu einer klimapolitisch entscheidenden Woche machten Entwicklungs- und Umweltorganisationen mit der Feier im Hochgebirge auf die dramatische Klimaerwärmung aufmerksam, die nicht nur den Gletschern zusetzt. Im globalen Süden äussert sie sich vor allem in Dürren und Überschwemmungen, wie ein Gast aus Laos erklärte. Abgerundet wurde die Feier mit Alphornklängen und einem Gletschersegen.
Medienmitteilung von Fastenopfer, Brot für alle, Alpen-Initiative, Greenpeace Schweiz, oeku, Verein Klimaschutz Schweiz
Der Glaziologe Matthias Huss von der ETH Zürich erforscht den Pizolgletscher seit über zehn Jahren. Dieses Jahr habe er den Pizolgletscher wohl das letzte Mal vermessen, erklärte Huss an der von Fastenopfer, Brot für alle, Alpen-Initiative, Greenpeace, oeku und Verein Klimaschutz Schweiz veranstalteten Gedenkfeier. Denn er wurde als erster Gletscher aus dem Schweizer Messnetz gestrichen. Huss wies auf den deutlichen Zusammenhang zwischen Gletscherschmelze und Klimawandel hin. «Die Häufung von extrem warmen Jahren hat dazu geführt, dass der Pizolgletscher richtiggehend zerfällt». Dabei ist nicht nur der Pizolgletscher betroffen: Unzählige kleine Gletscher in den Alpen werden in den nächsten Jahrzehnten ein ähnliches Schicksal erleiden.
Der Klimawandel betrifft uns alle, wie Khonemany Inoukham, Koordinatorin von Fastenopfer in Laos eindrücklich schildert: «Kurz bevor ich in die Schweiz kam, wurde mein Land von mehreren Stürmen getroffen. Getreidefelder wurden überschwemmt, Familien mussten aus ihren Häusern fliehen und haben Land und Besitz verloren.» Viele ärmere Länder seien vom Klimawandel betroffen, ihnen fehlten aber die Mittel, um darauf zu reagieren. Inoukham forderte deshalb die Schweiz und die industrialisierten Länder auf, dringend etwas gegen den Klimawandel zu tun, denn die Folgen müssten primär die ärmsten Länder tragen.
Der Gedenkfeier einen geistlichen Impuls aus christlicher Perspektive gewährte der Theologe und Seelsorger Eric Petrini. Er zeigte auf, dass der Klimawandel ein Problem ist, dem man sich nun endlich und entschieden stellen muss: «Sich für den Umweltschutz zu engagieren und sich für Nachhaltigkeit einzusetzen ist kein Spiel. Die Schöpfung zu bewahren ist Göttlicher Auftrag an uns alle. Weil wir alle Teil dieser Schöpfung sind und im Bewahren der Schöpfung sich unser Menschsein erst wirklich zeigen.»
Bevor die Feier mit Alphornklängen zu Ende ging, legte Eric Petrini am Fusse des Gletschers einen Kranz nieder und betete um Beistand und Segen im Engagement für den Klimaschutz.
Auftakt zur Klimawoche
Die Folgen des Klimawandels können nur durch resolute Massnahmen aufgehalten werden. Am Fuss des fast vollständig geschmolzenen Pizolgletschers – ein trauriges Symbol für den menschgemachten Klimawandel – forderten die Entwicklungs- und Umweltorganisationen die Schweiz auf, endlich die Massnahmen des 2015 beschlossenen Pariser Klimaabkommens umzusetzen.
Die Gedenkfeier auf dem Pizol markierte zudem den Auftakt zu einer Woche, die ganz im Zeichen des Klimas steht: Am 23. September findet der Weltklimagipfel der UNO statt, gleichentags debattiert der Ständerat über das neue CO2-Gesetz. Am Freitag, 27. September, sind in der ganzen Schweiz Klimastreiks geplant, und am 28. September gipfelt die Klima-Woche in die grosse nationale Demonstration der Klima-Allianz in Bern.
Weitere Auskünfte:
- Stefan Salzmann, Fachverantwortlicher Energie & Klimagerechtigkeit Fastenopfer, Co-Präsident Klima-Allianz (Deutsch und Englisch), +41 227 59 53
- Alessandra Degiacomi, Netzwerk-Koordinatorin, Verein Klimaschutz Schweiz (Deutsch und Englisch), +41 79 630 74 79
- Georg Klingler, Klima-Experte, Greenpeace Schweiz, +41 79 785 07 38