Eine neue Studie von Greenpeace Brasilien zeigt: Der illegale Goldabbau im Amazonas hat stark zugenommen. Mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt. Die Schweiz importiert nach Kanada am zweitmeisten Gold aus Brasilien. Die Zahlen aus Brasilien und der Schweiz stimmen jedoch nicht überein. Deshalb braucht es rasch Massnahmen für lückenlose Herkunftsnachweise. Die laufende Revision des Edelmetallkontrollgesetzes bietet die Möglichkeit dazu.

Fläche von 6000 Fussballfeldern zerstört

Im Amazonas zerstörten 2023 und 2024 illegale Goldgräber auf indigenem Land 4219 Hektaren Regenwald. Das sind knapp 6000 Fussballfelder. Die Zahlen stammen aus der neuen Studie «Toxic Gold» von Greenpeace Brasilien. Das Quecksilber, das die illegalen Goldgräber einsetzen, vergiftet den Wald, Böden und Flüsse und schädigt Menschen und Tiere. 

Harald Gross, Greenpeace Amazonas-Kampaigner, sagt: «Der weltweite Goldhunger zerstört den lebenswichtigen Amazonas-Regenwald – nur um Goldbarren zu horten, die in Banktresoren verstauben.»

Illegales Gold wird ohne Erlaubnis und ohne Rücksicht auf Menschen und Umwelt abgebaut. Von 2018 bis 2022 nahm der illegale Abbau auf dem Gebiet der Indigenen im Amazonas um 265 Prozent zu. Die Regierung von Lula da Silva versuchte ab 2023 Gegensteuer zu geben. Doch das gelang nur bedingt. Je nach Region nahm der illegale Abbau sogar zu.

Intransparenter Handel

Gold wird oft ohne Dokumente oder mit gefälschten Herkunftsnachweisen verkauft, verarbeitet und exportiert. Kaum ist es über eine Landesgrenze, wird es wieder exportiert, nochmals verarbeitet und weiter verkauft. Das heisst, ein grosser Teil des Goldhandels ist intransparent.

Eine brasilianische Studie zeigt, dass 2023 rund 94 Prozent der Goldimporte aus Brasilien in die Europäische Union aus illegalen Quellen stammen, mit dem Amazonas als einem der Schwerpunkte. 2024 importierte die Schweiz aus dem Amazonas 4,5 Tonnen Gold. Das entspricht 23 Prozent – also fast ein Viertel – aller Goldexporte Brasiliens. Auffallend: 2022 überstiegen die Schweizer Importe die brasilianischen Exportangaben um 67 Prozent, 2023 um 62 Prozent. Das entspricht 9,7 (2022) bzw. 8,7 (2023) Tonnen Gold, deren Herkunft unklar ist (s. Tabelle). Im vergangenen Jahr importierte die Schweiz Gold aus Brasilien im Wert von über 948 Millionen Dollar.

Gesetzgeber in der Schweiz gefordert

Greenpeace fordert, dass der Bundesrat strikte Anforderungen für den Herkunftsnachweis festlegt, so dass kein illegales Gold in die Schweiz gelangt. Woher kommt das Gold? Wie wurde es abgebaut? Wer hat es produziert? Das gilt für Wiederausfuhr- wie für Förderländer und alle anderen Länder, durch die das Gold transportiert wird. 

Der Nationalrat hat Anfang März im Rahmen der Totalrevision des Zollgesetzes der Revision des Edelmetallkontrollgesetzes zugestimmt. Künftig müssen sich Schweizer Goldraffinerien nach den OECD-Leitlinien für verantwortungsvolle Lieferketten und Abbaubedingungen richten. Das ist ein erster Schritt. 

Jetzt muss auch der Ständerat der Edelmetallgesetz-Revision zustimmen, inklusive einer Verordnung mit strengen Auflagen und hohen Strafen. Es darf kein illegales Gold in die Schweiz gelangen.

Jorge Eduardo Dantas, Leiter der Kampagne für indigene Völker bei Greenpeace Brasilien, sagt: «Illegales Gold bedroht indigene Völker, den Amazonas-Regenwald und das globale Klima. Es treibt die Entwaldung voran, tötet Flüsse, die biologische Vielfalt und vergiftet Menschen. Im Kampf gegen illegales Gold müssen Brasilien und Importländer mehr tun.»

Weitere Informationen

Zielländer für Goldexporte aus Brasilien, 2024
Quelle: «Toxic Gold» von Greenpeace Brasilien, S. 21.

Bilder in der Greenpeace Media Library

Studie «Toxic Gold» von Greenpeace Brasilien

Kontakte

Roland Gysin, Medienstelle Greenpeace Schweiz, 044 447 41 47, roland.gysin@greenpeace.org

Harald Gross, Kampaginer Greenpeace Deutschland, +49 170 183 21 95, harald.gross@greenpeace.org