Der Abrieb von Autoreifen ist hauptverantwortlich für die Verschmutzung durch Mikroplastik in der Schweiz. Die zahlreichen, teilweise giftigen Zusatzstoffe im Reifenabrieb sind Teil des Feinstaubcocktails, den die Schweizerinnen und Schweizer täglich einatmen und aufnehmen. Ihre Verbreitung in Abflüssen und in der Luft birgt beträchtliche Risiken für die Gesundheit und die Umwelt. Diese Verschmutzung ist ein weiterer Grund, den motorisierten Verkehr zu reduzieren und sich an einem umweltfreundlichen Mobilitätsmodell zu orientieren.

Bis zu 93 Prozent des freigesetzten Mikroplastiks in der Schweiz stammen aus Reifen­abrieb. Zwischen 13’000 und 21’000 Tonnen dieser feinen Partikel gelangen jedes Jahr auf die Strassen des Landes und verteilen sich über die Luft und das Strassenabwasser. Sie werden von Menschen eingeatmet und durch Abwasser und Wind über weite Strecken verteilt – bis in abgelegene Bergseen. Mikroplastik und die darin enthaltenen Zusatzstoffe belasten so unsere Böden, unsere Nahrung und unsere Gesundheit. Ein neues Factsheet von Greenpeace Schweiz stellt die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu diesem Thema zusammen.

Reifenabrieb enthält alle Produkte, die bei der Herstellung von Pneus zum Einsatz kommen. Zu einem grossen Teil handelt es sich dabei um synthetischen Kautschuk, doch mehr als die Hälfte der Reifen besteht aus Zusatzstoffen. Reifenabrieb enthält unter anderem Russ, eine Emissionsquelle von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK). Diese Stoffe können Krebs verursachen und werden als gefährlich für die Fortpflanzung und die Entwicklung angesehen.

Ebenfalls in Reifen enthalten ist der Zusatzstoff 6PPD, der den Reifen vor der Oxidation schützt und damit die Lebensdauer des Pneus verlängert. 6PPD wandelt sich bei Kontakt mit Ozon in 6PPD-Chinon um. Diese Substanz steht im Verdacht, verschiedene negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit zu haben. Sie wurde bereits in Blattgemüse sowie im menschlichen Urin nachgewiesen. Im Jahr 2020 wiesen amerikanische Forscher:innen nach, dass die Verbreitung dieser Substanz zu einer hohen Sterblichkeit bei Silberlachsen in der Region um Seattle führte.

Mehr Strassen, mehr Autos, mehr Abrieb

«Die Kombination und Akkumulation vieler der in den Reifen enthaltenen Stoffe in der Luft, die wir atmen, und in den Lebensmitteln, die wir essen, ist besonders besorgniserregend», sagt Nathan Solothurnmann, Experte für Energie- und Klimafragen bei Greenpeace Schweiz sowie Autor des Factsheets über Reifenabrieb. «Reifenabrieb ist ein allgemeines Problem aller Strassenfahrzeuge und nimmt mit dem Gewicht des Fahrzeugs zu.»

«Nur wenn wir den Strassenverkehr reduzieren und damit die Emissionen durch Reifenabrieb verringern, können wir die Mikroplastik-Belastung für Mensch und Umwelt rasch schmälern. Dies ist ein wichtiger Grund, sich für ein Mobilitätsmodell einzusetzen, das sich auf den öffentlichen Verkehr, den Langsamverkehr und leichtere motorisierte Fahrzeuge konzentriert. Der Ausbau von Autobahnen und Nationalstrassen wird das Problem hingegen verschärfen», schliesst Nathan Solothurnmann.


Weitere Informationen

«Reifenabrieb: Unser täglich Gift gib uns heute», Factsheet, Greenpeace Schweiz, Oktober 2024.

Kontakte

  • Nathan Solothurnmann, Energie- und Klimaexperte und Autor des Factsheets zu Reifenabrieb, Greenpeace Schweiz, +41 76 514 90 48, [email protected]
  • Medienstelle Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 11, [email protected]