Migros und Coop erreichen ihre Klimaziele nicht, wenn sie weiterhin so viel Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier verkaufen. Das zeigt eine Analyse von Greenpeace Schweiz. Die Umweltorganisation fordert die Detailhändler dazu auf, weniger Tierprodukte zu verkaufen.
Greenpeace Schweiz hat die Klimabilanzen von Migros und Coop unter die Lupe genommen. Beide Unternehmen möchten bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen. Die Treibhausgasemissionen von Coop und Migros sind eindrücklich: Rund 30 Prozent des gesamten Schweizer Klima-Fussabdrucks geht über den Ladentisch der beiden Unternehmensgruppen. Gemäss eigenen Angaben verursachen Tierprodukte bei der Coop-Gruppe 47 Prozent der Gesamtemissionen. Bei der Migros-Gruppe schätzt Greenpeace, dass 31–43 Prozent der Treibhausgasemissionen auf Tierprodukte zurückgehen.
Konsum als entscheidende Variable
Verschiedene Studien gehen davon aus, dass bis in ca. 20 Jahren die Klimagas-Emissionen der Lebensmittel-Landwirtschaft maximal halbiert werden könnten. Nebst Reduktionen in den Herstellungsprozessen, liegt das grösste Reduktionspotenzial in einem veränderten Konsumverhalten: Etwa 25 Prozent der Emissionen liessen sich einsparen, wenn die gesamte Gesellschaft massiv weniger Fleisch konsumierte und Foodwaste vermeiden würde. Möchten Coop und Migros dieses Einsparpotenzial ausschöpfen, müssten sie ihre Kund:innen durch Sortiments- und Preisgestaltung, Produktplatzierung und Werbung dazu motivieren, weniger Tier- und mehr pflanzliche Produkte zu kaufen.
Greenshifting: Schuld sind immer die anderen
Die Realität sieht anders aus. Anstatt ihre Absatzförderung verantwortungsvoll zu gestalten, argumentieren Migros und Coop mit der bestehenden Nachfrage ihrer Kund:innen. Zugleich setzen sie mit ihrer Werbung, dem Sortiment und den Preisen Anreize, um mehr Tierprodukte zu kaufen. Greenshifting heisst dieses Abschieben von Verantwortung.
Greenpeace hat das Online-Angebot von Coop und der Migros Aare in einer Stichprobe durchleuchtet. Beide Unternehmen führen vegane Alternativen für Fleisch und Fisch bzw. Milchprodukte in den jeweiligen Kategorien. Maximal 11 Prozent der in den Kategorien angebotenen Produkte waren vegan.
Zusätzlich tragen Coop und Migros Rabattschlachten auf Tierprodukte aus und stecken hunderte Millionen Franken in deren Bewerbung. 46 Prozent ihres Fleisches verkaufen die Detailhändler gemäss BLW über Rabatte. Die Greenpeace-Stichprobe zeigt, dass es sehr viel weniger Rabatte auf vegane Alternativprodukte gibt als auf Tierprodukte.
Selbst wenn beide Unternehmen das ganze Emissions-Reduktionspotenzial in der Lebensmittel-Landwirtschaft ausschöpfen würden, verblieben zu viele Emissionen in der Klimabilanz, um Netto-Null-Emissionen zu erreichen, wie die Analyse von Greenpeace zeigt.
Barbara Wegmann, Konsumexpertin bei Greenpeace Schweiz, sagt: «Aus heutiger Sicht ist völlig unklar, wie die beiden Unternehmen ihre Klimaziele erreichen können. Gleichzeitig zeigt unsere Analyse, dass kein Weg an einer Reduktion des Tierprodukt-Sortiments vorbeiführt. Migros und Coop dürfen die Klimaverantwortung nicht länger ihren Kund:innen in die Schuhe schieben. Stattdessen fordern wir die Unternehmen auf, weniger Tierprodukte zu verkaufen und pflanzliche Produkte zu fördern.»
Kund:innen von Migros und Coop können die Forderungen von Greenpeace mit der heute lancierten Petition unterstützen.
Mehr Informationen
- Greenpeace-Untersuchung «Greenshifting statt Klimaschutz»
- Studie «Werbebedingte Emissionen und Umweltbelastung in der Schweiz» (September 2023)
Kontakt
Barbara Wegmann, Konsumexpertin Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 08, [email protected]
Medienstelle Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 11, [email protected]