Die Asset-Manager der grössten Schweizer Banken und Versicherungen sind weit davon entfernt, sich genügend für den Schutz der Umwelt und des Klimas zu engagieren. Dies zeigt eine neue Analyse zum Thema Umwelt-Stewardship im Auftrag von Greenpeace Schweiz. Es gibt Unterschiede im Grad der Ambitionen und der Ausgereiftheit der Prozesse. Dennoch verfolgt kein einziger Asset-Manager eine Strategie, die ausreicht, um die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen. Die Branche muss dringend reguliert werden. 

Die Studie enthält eine Rangliste der wichtigsten in der Schweiz tätigen Asset-Manager: AXA Investment Managers, BlackRock, BCV, Credit Suisse Asset Management, GAM Investments, Lombard Odier Investment Managers, Pictet, Raiffeisen, J. Safra Sarasin, Swisscanto, Swiss Life Asset Managers, UBS Asset Management, Vontobel und Zürich Invest. Die ersten drei Plätze der Rangliste bleiben jedoch leer. Denn keiner der 14 Asset-Manager wendet gegenüber den investierten Unternehmen Engagement-Praktiken (Stewardship) an, die tatsächlich im Einklang mit den internationalen Klima- und Naturschutzzielen stehen. Swiss Life und Blackrock sind die schlechtesten, Pictet und AXA die am wenigsten mittelmässigen. Der sechste Platz der UBS ist angesichts ihrer Grösse und ihrer Bedeutung für den Finanzplatz Schweiz bei weitem nicht ausreichend. Die Grossbank muss sich rasch als echte Leaderin in Sachen Umwelt- und Klimaverantwortung profilieren.  

Investment-Stewardship ist ein leistungsfähiges Instrument, mit dem Investoren und Vermögensverwalter die Umwelt- und Klimaauswirkungen der Unternehmen, in die sie investieren, beeinflussen und damit ihrer Verantwortung nachkommen können. Leider zeigt die Analyse, dass kein Asset-Manager konsequent nachhaltigere Geschäftspraktiken von den investierten Unternehmen einfordert. Die Asset-Manager verzichten damit faktisch auf ein Umweltmanagement, das sich tatsächlich positiv auswirkt. 

Die Prozesse und Strukturen, welche die Asset-Manager für ihr Engagement und ihr Voting entwickelt haben, setzen sie nicht für die Umwelt, sondern für die Minimierung von Risiken und die Maximierung von Profit ein. Selbst Klimafragen gehen die Asset-Manager in erster Linie aus diesem Blickwinkel an. Die Branche behauptet, 20 Prozent der nachhaltigkeitsbezogenen Investitionen würden durch Active Ownership eine positive Wirkung erzielen. Die Ergebnisse der Studie stellen diese Behauptung in Frage. 

Leere Versprechen

Diese ungenügenden Strategien stehen im eklatanten Widerspruch zu den Zielen der Asset-Manager in Bezug auf den Klima- und Naturschutz und zum nachhaltigen Image, das viele von ihnen ihren Produkten verleihen. Sie stehen auch im Widerspruch zu den Empfehlungen des Bundesrates. Dieser fordert nämlich, dass die Asset-Manager öffentlich aufzeigen, wie ihre Stewardship-Strategien mit den Nachhaltigkeitszielen, die sie unterstützen, vereinbar sind. 

«Diese Ergebnisse sind besonders frustrierend, wenn man bedenkt, welch grossen Einfluss Vermögensverwalter mit ihrem Engagement und der Ausübung von Stimmrechten haben könnten», sagt Niki Vischer, Expertin für eine nachhaltige Finanzwirtschaft bei Greenpeace Schweiz. «Stattdessen beobachten wir mangelnden Willen bei der Umsetzung von Massnahmen für Active Ownership zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen. Den Eskalationsstrategien fehlt es an Kohärenz. Investierte Unternehmen, deren Aktivitäten seit Jahren die globale Erwärmung anheizen und die Natur zerstören, werden nur sehr selten sanktioniert.»

«Um ihre Verantwortung für den Erhalt der Lebensgrundlagen wahrzunehmen, müssen die Asset-Manager ihre Einflussmöglichkeiten konsequent einsetzen, damit die internationalen Klima- und Naturschutzziele erreicht werden können», ergänzt Peter Haberstich, Experte für eine nachhaltige Finanzwirtschaft bei Greenpeace Schweiz. «Sie müssen ihre Erwartungen an die investierten Unternehmen auf der Grundlage dieser Ziele festlegen und diese klar und verbindlich ausdrücken. Unsere Analyse zeigt einmal mehr, dass die freiwilligen Initiativen des Finanzsektors in Bezug auf Nachhaltigkeit unzureichend sind. Eine Regulierung ist dringend nötig. Dafür bereiten wir in Zusammenarbeit mit vielen anderen Organisationen eine Volksinitiative vor.»


Swiss Sustainable Finance: «WALK THE TALK!» 

Morgen feiert der Verein Swiss Sustainable Finance im Kursaal Bern sein 10-jähriges Bestehen. Greenpeace-Aktivist:innen werden die Mitglieder der Organisation auf kreative und friedliche Weise mit den Ergebnissen der Studie konfrontieren. Sie möchten an die vielen Anstrengungen erinnern, die es braucht, um den Finanzplatz endlich wirklich nachhaltig zu gestalten. Ab 13:45 Uhr werden Bilder der Aktion auf der Mediendatenbank von Greenpeace verfügbar sein.


Webinar «Profit Over Planet: Are Asset Managers Fulfilling Their Stewardship Responsibilities?»

Am Dienstag, 2. Juli 2024, um 14:00 Uhr werden die Autor:innen der Studie in einem einstündigen Online-Seminar die Daten und Methoden der Studie vorstellen. Die Expert:innen von Greenpeace Schweiz bewerten und interpretieren die Ergebnisse im Hinblick auf den dringenden Verbesserungsbedarf bei der Umwelt- und Klimaverantwortung von Banken und Versicherungen. Zudem wird Adrian Schatzmann, CEO der Asset Management Association Switzerland, anwesend sein und über Entwicklungen und Spannungsfelder in der Branche diesbezüglich informieren. 

Redner:innen: 

  • Niki Vischer und Peter Haberstich, Expert:innen für eine nachhaltige Finanzwirtschaft bei Greenpeace Schweiz.
  • Dr. Dominik Boos, Institut für Wealth & Asset Management der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Co-Autor der Studie
  • Eleanor Willi, rezonanz, Co-Autorin der Studie
  • Adrian Schatzmann, CEO Asset Management Association Switzerland 

Webinar-Registrierung: https://greenpeace.zoom.us/webinar/register/WN_pVWQOJskQm6rSl2IWndbCw 


Zur Studie

«Profit vor Planet – Wie Schweizer Asset-Manager beim Umwelt-Stewardship ihre Verantwortung nicht wahrnehmen», Studie des Instituts für Wealth & Asset Management der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Zusammenarbeit mit rezonanz im Auftrag von Greenpeace Schweiz, Juni 2024 


Kontakte

  • Niki Vischer, Expertin für eine nachhaltige Finanzwirtschaft, Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 15, [email protected] 
  • Peter Haberstich, Experte für eine nachhaltige Finanzwirtschaft, Greenpeace Schweiz, +41 76 337 44 49, [email protected]
  • Medienstelle Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 11, [email protected]