Greenpeace Aktivist:innen haben vor dem Hauptsitz der Allseas Group SA im freiburgischen Châtel-Saint-Denis gegen den Tiefseebergbau protestiert und Flugblätter an die Mitarbeiter:innen verteilt. Proteste gab es gleichzeitig auch im niederländischen Delft, wo Allseas eine grosse Zweigniederlassung hat. Die Aktivist:innen änderten in Delft das Firmenlogo von Allseas zu Killseas.
Bilder Châtel-Saint-Denis
Bilder Delft, Niederlande
Iris Menn, Meeresbiologin und Geschäftsleiterin von Greenpeace Schweiz, sagt: «Die Tiefsee ist kein Spekulationsobjekt, sondern ein Wunder der Natur und wichtig für das Klima. Sie braucht unseren Schutz. Wir dürfen sie nicht zerstören. Deshalb: Allseas – Finger weg vom Tiefseebergbau!»
Isabel Willemsen ist bei Greenpeace Niederlande für die Meereskampagne zuständig: «Allseas ist eine der treibenden Kräfte hinter dem Tiefseebergbau. Das Unternehmen ist bereit, einem einzigartigen Ökosystem irreparablen Schaden zuzufügen, nur um Geld zu verdienen.»
Die Allseas Group SA beschäftigt weltweit rund 4000 Mitarbeiter:innen, viele davon in den Niederlanden, wo unter anderem auch grosse Produktionshallen stehen. Der Hauptsitz ist in Châtel-Saint-Denis im Kanton Freiburg. Von dort aus verwalten gut 40 Mitarbeiter:innen die Finanzen des nicht börsenkotierten Offshore-Multis. Gemäss der Wochenzeitung wies Allseas 2018 einen Jahresgewinn von 178 Millionen Euro aus.
Allseas ist mittendrin
Das Kerngeschäft von Allseas sind Bau und Entsorgung von Ölbohrplattformen und Unterwasser-Pipelines. Unter anderem baute die Firma die Nord Stream 2-Pipeline.
2019 stieg Allseas in das Geschäft um die Jagd nach Rohstoffen in der Tiefsee ein. Seitdem gibt es eine «strategische Partnerschaft» mit der kanadischen Tiefsee-Bergbau-Firma The Metals Company (TMC). TMC versucht seit Jahren, sich als führendes Tiefseebergbau-Unternehmen zu profilieren und betreibt entsprechendes Lobbying. TMC fehlt es jedoch an Geld und technischem Know How. Das stellt massgeblich Allseas zur Verfügung.
Allseas ist mit einem Anteil von rund 20 Prozent TMC-Grossaktionär. Gleichzeitig investiert das Unternehmen in den Niederlanden viele Millionen Euro in die Entwicklung und den Bau von Spezialschiffen und -ausrüstung für den Tiefseebergbau.
Zudem besitzt Allseas mit der ursprünglich jamaikanischen Firma Blue Minerals Jamaica selber eine Tiefsee-Bergbau-Firma. Allseas kaufte das Unternehmen im Januar 2024 und benannte sie um in Blue Minerals Switzerland SA.
Einzigartige Ökosysteme
Die Tiefsee ist Heimat von einzigartigen Ökosystemen. Forscher:innen vermuten, dass wir 90 Prozent der in der Tiefsee lebenden Arten nicht kennen. Tiere und Pflanzen haben ihre Lebensweise den extremen Bedingungen in der ewigen Dunkelheit angepasst. Eingriffe wären verheerend.
Die Plünderung des Meeresbodens würde zudem enorme Mengen an CO2 freisetzen und damit die Klimakrise verschärfen.
Energiewende ohne Metalle aus der Tiefsee
Unternehmen wie Allseas und TMC wollen auf der Jagd nach Metallen wie Kobalt, Kupfer und Nickel die einzigartigen Lebensräume der Tiefsee ausbeuten und zerstören. Sie sagen, die Metalle seien nötig für die Energiewende.
Gemäss Studien, unter anderem des wissenschaftlichen Beirats der Europäischen Akademien, ist die Umstellung auf erneuerbare Energien auch ohne Metalle aus der Tiefsee möglich. Es braucht ein anderes Konsumverhalten, die Umstellung auf Kreislaufwirtschaft und Verkehrskonzepte, die eine Abkehr vom Individualverkehr beinhalten.
Start des kommerziellen Tiefsee-Bergbau droht
Der kommerzielle Tiefseebergbau ist noch nicht erlaubt. Doch dies könnte sich ändern. Die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA), eine UNO-Organisation, könnte schon in diesem Jahr erste Lizenzen vergeben, zum Beispiel an The Metals Company und Allseas. Allseas-Sprecher Jeroen Hagelstein machte kürzlich in einem Beitrag der Wochenzeitung klar: «Wenn wir grünes Licht bekommen, werden wir unsere Systeme sofort hochfahren.» Die ISA zählt 168 Mitglieder. Die Schweiz ist seit 2009 dabei. Zusammen mit 25 anderen Mitgliedern hat sie sich für ein Moratorium zum Tiefseebergbau ausgesprochen.
Kontakte
Iris Menn, Meeresbiologin, Geschäftsleiterin Greenpeace Schweiz, 079 886 75 92, [email protected]
Roland Gysin, Mediensprecher Greenpeace Schweiz, 044 447 41 17, [email protected]