Greenpeace hat zum Jahresende ab Zürich Zug- und Flugpreise für 15 beliebte Reiseziele verglichen. Resultat: Zugreisen sind im Durchschnitt 30 Prozent teurer. Aber: Es gibt Strecken, auf denen der klimafreundliche Zug günstiger ist. Das muss zum Regelfall werden. Deshalb fordert Greenpeace unter anderem eine Kerosinsteuer.
Factsheet Schweiz «Untersuchung der Reisepreise zu Weihnachten», Dezember 2023», Greenpeace Zentral- und Osteuropa.
Greenpeace Zentral- und Osteuropa hat für ausgewählte Länder die Preise von Zug- und Flugtickets sowie die Buchungssysteme verglichen. Die Preiserhebung fand vom 6. bis 24. November statt. Berücksichtigt wurden folgende Länder: Schweiz, Niederlande, Grossbritannien, Belgien, Slowenien, Slowakei und Ungarn.
Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr ist für Reisen besonders beliebt. Zum Jahresende verreisen jedes Jahr 250 Millionen Europäer:innen. Sie legen dabei durchschnittlich 500 km zurück.
Greenpeace hat ab Zürich die Zug- und Flugpreise für folgende 15 Destinationen verglichen: Amsterdam, Barcelona, Berlin, Brüssel, Budapest, Kopenhagen, Hamburg, Ljubljana, London, Madrid, Prag, Rom, Toulouse, Wien und Zagreb. Für jede Strecke verglich Greenpeace die Preise von jeweils drei Fahrten in jede Richtung, und zwar für den 21., 23. und 28. Dezember 2023.
Die wichtigsten Ergebnisse
- Im Durchschnitt ist die Reise mit dem Zug 30 Prozent teurer als mit dem Flugzeug. Es gibt jedoch Strecken, auf denen die Bahn günstiger ist. Vor allem Nachtzüge sind relativ oft preiswert.
- Auf 5 der 15 untersuchten Strecken ab und nach Zürich war der Zug immer günstiger als das Flugzeug. Das sind die Destinationen Berlin, Ljubljana, Prag, Wien und Zagreb. Alle sind ab Zürich mit dem Nachtzug erreichbar.
- Auf 9 der 15 Strecken fahren Nachtzüge. 8 davon fahren direkt zur Zieldestination. Einzig die Fahrt nach Kopenhagen erfordert ein Umsteigen (in Hamburg).
- Es gibt ab Zürich keine direkte Zugverbindung nach Lyon oder nach Südfrankreich. Das macht auch Bahnfahrten nach Spanien mühsam.
- Im Gegensatz zu Wien oder Berlin gibt es ab Zürich keine direkte Zugverbindung nach Brüssel. Laut Eurostat flogen 2022 fast 660’000 Menschen von der Schweiz aus nach Brüssel. Das heisst, die Nachfrage nach einem Direktzug dürfte vorhanden sein.
- Alle Airlines verkauften mindestens drei Monate im Voraus Tickets. Bei SBB, DB und ÖBB war ein lückenloser Kauf erst ab der zweiten Oktoberhälfte möglich. Die Folge: Wer früh buchen und ein Ticket auf sicher haben wollte, war gezwungen, einen umweltschädlichen Flug zu wählen. Denn noch im September/1. Oktoberhälfte war nicht absehbar, wann und zu welchen Preisen Zugtickets erhältlich sein würden.
Forderungen
Die klimaschädlichen Emissionen durch den Verkehr nehmen zu. Um die Emissionen zu senken und nahtlose, grenzüberschreitende Bahnreisen zu ermöglichen, müssen die Regierungen in ganz Europa dem Schienenverkehr gegenüber dem umweltschädlichen Luftverkehr den Vorrang geben. Das heisst unter anderem:
- Steuervergünstigungen/Subventionen für den Flugverkehr streichen.
- Einführung einer Kerosinsteuer. Airlines zahlen auf Kerosin keine Mineralölsteuern. Ausgerechnet der besonders klimaschädliche Flugverkehr profitiert von einem Steuerprivileg.
- Bahnverbindungen in ganz Europa ausbauen und verbessern.
- Buchungssysteme für Bahntickets vereinfachen, zum Beispiel über eine gemeinsame Ticketplattform für den europäischen Bahnverkehr, betrieben von öffentlichen Bahnen.
- Mehr Spartickets.
Tipps zum Ticketkauf
Es gibt keine gute, gemeinsame Ticketplattform für Europas Bahnverkehr. Neben den Internetseiten nationaler Bahngesellschaften helfen folgende Tipps weiter:
Den derzeit umfassendsten Fahrplan für Europa bieten die Österreichischen Bundesbahnen (fahrplan.oebb.at). Dort findet man zum Beispiel auch die schnellsten und besten Verbindungen von Sevilla nach Litauen.
Im Anschluss an die Zugsuche kauft man die Tickets am besten über die Bahnunternehmen, welche die Züge betreiben. Bei grenzüberschreitenden Reisen lohnt es sich fast immer, die Preise der beiden beteiligten Bahnen zu vergleichen (also z.B. Preisvergleich von SBB mit DB oder ÖBB ). Grund: Sie verfügen oft über separate Sparticket-Kontingente.
Die Verbindungen des führenden Anbieters von Nachtzügen sind meist schnell ausgebucht. Unter «Weitere Reiseziele» findet man günstige Nachtzüge weiterer Bahnunternehmen.
Das altbekannte Interrail-Ticket gibt es für alle Altersgruppen. Achtung: Auf vielen Strecken ist eine Sitzplatzreservation zwingend.
Kontakte
Roland Gysin, Mediensprecher Greenpeace Schweiz, [email protected], 044 447 41 17
Für methodische Fragen: Herwig Schuster, Mobility4All, Greenpeace Zentral- und Osteuropa, [email protected], +43 664 431 92 14