Ungefähr 300 Tonnen neue Elektro- und Elektronikprodukte vernichten Digitec Galaxus, Fust, Interdiscount und Competec (brack.ch) direkt jährlich in der Schweiz. Das schätzt Greenpeace Schweiz nach einer Umfrage bei den Detailhändlern. Eine Tracking-Recherche bei Digitec Galaxus zeigt ausserdem: Von 25 retournierten Produkten zerstörte die Migros-Tochter deren sechs. Greenpeace Schweiz fordert vom Detailhandel, keine neuen Produkte mehr zu vernichten und transparent über den Umgang mit unverkaufter Ware zu informieren.
Was geschieht mit unverkauften Non-Food-Produkten – mit Ware, die das Lager der Detailhändler nie verlassen hat oder von Kund:innen retourniert und via übliche Kanäle nicht wieder verkauft wurde? Das ist für den Schweizer Markt nicht bekannt. In einer Umfrage von Greenpeace Schweiz geben acht befragte Detailhändler unterschiedlich transparent Auskunft über ihren Umgang mit unverkaufter Ware.
Die Fast-Fashion-Unternehmen H&M, Inditex (u.a. Zara und Massimo Dutti) und Zalando geben unverkaufte Produkte nach eigenen Angaben zur Wiederverwendung an Hilfsorganisationen, Outlets und Grossisten oder entsorgen sie teilweise bei Recycling-Organisationen. Digitec Galaxus, Interdiscount, Fust, Competec (brack.ch) geben unverkaufte Ware nach eigenen Angaben entweder an Organisationen ab, die sie der Wiederverwendung zuführen, verkaufen sie selber aus «zweiter Hand», retournieren sie an die Zulieferer oder geben sie an Mitarbeitende ab. Apple hat keinerlei Fragen beantwortet.
Die Mehrheit der Detailhändler verlangt von den Empfängern der unverkauften Ware keinerlei Nachweis darüber, was mit dieser geschieht. Dies lässt vermuten, dass sie sich aus der Verantwortung ziehen, indem sie die Produkte an Dritte abgeben.
Fast alles, ausser transparent: Digitec Galaxus
Fast alle befragten Detailhändler beantworten die Fragen lückenhaft. Besonders mit Intransparenz glänzt Digitec Galaxus. Die Migros-Tochter hat 2022 einen Umsatz von 2,4 Milliarden Franken erzielt und wächst seit Jahren stark. Obwohl Digitec Galaxus sich in der Werbung und bei der Garantiefall- und Rückgabequote transparent gibt, verweigert sie bei diversen Fragen unseres Fragebogens eine Antwort. Digitec Galaxus kommuniziert weder die Anzahl unverkaufter Artikel, noch deren Masse in Kilogramm oder den betroffenen Umsatz. Der Anteil unverkaufter Produkte liege «im Promillebereich», schreibt das Unternehmen.
Hinzu kommt: Bei fast der Hälfte der 6,3 Millionen Produkte, die Digitec Galaxus verkauft, hat der Detailhändler keine Kontrolle über Lieferung und Retouren, weil diese von unabhängigen Händlern verschickt werden. Was mit der unverkauften Ware geschieht, ist gänzlich unbekannt.
Neue Produkte ins Recycling geschickt
Was geschieht wirklich mit unverkauften Produkten? Greenpeace-Aktivist:innen haben 25 Produkte von Digitec Galaxus bestellt, mit Trackern versehen und wieder retourniert. Sechs Produkte, ein Radio, eine Tastatur/Computermaus, zwei verschiedene Toaster und zwei Netzwerkkameras (2x das gleiche Modell), landeten kurz nach der Retournierung in einem Recyclingcenter – wo sie danach zerstört wurden.
«Es ist absolut inakzeptabel, dass Digitec Galaxus neuwertige Ware zerstört. Das ist ein sicherer Weg, um unseren Planeten möglichst schnell und gründlich zu zerstören», sagt Joëlle Hérin, Konsumexpertin von Greenpeace Schweiz.
Greenpeace Schweiz fordert darum von den Detailhändlern in der Schweiz, dass sie:
- keine brauchbaren unverkauften Produkte mehr vernichten, weder direkt noch indirekt,
- die direkte Wiederverwendung, Reparatur und Instandsetzung dem Recycling konsequent vorziehen,
- transparent darüber informieren, wie sie mit Retouren und unverkauften Lagerbeständen umgehen,
- sicherstellen, dass ihre Geschäftspartner die gleichen Prinzipien befolgen.
Mehr Informationen
- Medieninformation: Retourentracking Digitec Galaxus
- Publikation: «Fast alles. Ausser transparent. – Die Zerstörung von unverkauften oder retournierten Produkten»
- Video: «Was geschieht mit unverkauften Waren? Eine Recherche von Greenpeace Schweiz.»
- Bildmaterial (Copyright: Greenpeace)
- Ungeschnittenes Videomaterial ist auf Anfrage verfügbar
Kontakt
- Joëlle Hérin, Expertin für Konsum und Kreislaufwirtschaft, Greenpeace Schweiz
+41 79 256 32 65, [email protected] - Medienstelle Greenpeace Schweiz
+41 44 447 41 11, [email protected]