Gentech im Garten Eden – Zum Abschluss der Serie «Künstlerporträts» stellen wir die Arbeit von Hina Strüver, Schweizer Aktivistin und Onlinerin, in den Mittelpunkt.
«Ich bin Aktivistin. Und Künstlerin.» Für Hina Strüver sind Offenheit und Mehrdeutigkeit in der Kunst zwingend. Oft entstehe in der Zusammenarbeit zwischen Kunst und Wissenschaften oder Umweltorganisationen ein Missverständnis: «Kunst ist nicht die Illustration eines Themas», sagt die Schweizer Performancekünstlerin, «Kunst ist unabhängig von den Ansprüchen ihres Betrachters.» Manchmal aber gebe es in der Entwicklung von Kunst und Gesellschaft «Matching Points», an denen die Kunst nicht nur für sich, sondern auch für die Gesellschaft Sinn ergebe, «weil wir uns durch sie plötzlich im Spiegel erkennen».
Eine solche Schnittstelle habe sie im Rahmen ihres «Artists in Lab»-Stipendiums gefunden: das gemeinschaftliche Kunstprojekt «Regrowing Eden», eine aus mehreren Performances gewachsene Installation, die die Gefahren der Gentechnologie vorführt. In diesem Fall sei sie bereit gewesen, ihre Arbeit für eine politische Agenda zu instrumentalisieren. Dass der Gouverneur von Parana in Brasilien sie gebeten habe, mit «Regrowing Eden» auf die Risiken von GMO-Pflanzen aufmerksam zu machen, sei ihr entgegengekommen: «Da ich nicht nur Künstlerin, sondern auch Aktivistin bin, finde ich es bereichernd, mit meiner Arbeit etwas auszulösen.» Trotzdem bezeichne sie sich nicht als Artivistin, denn damit würde sie sich festlegen und ihre Möglichkeiten als Künstlerin einschränken. Sie habe sich bewusst entschieden, sich beruflich ausschliesslich einer NGO zu widmen, um in der Kunst frei zu bleiben. Als Mitarbeiterin gehört Hina Strüver seit zehn Jahren zum festen Team von Greenpeace Schweiz.
Das spektakuläre Projekt «Eisbär-Mobility» aus dem Jahr 2003 beschreibt Hina Strüver folgendermassen: «Eisbär-Mobility ist eine spielerische Anleitung zur Unterwanderung von gesellschaftlich normierten Raumstrukturen. Dabei kann man das Wort Unterwanderung beinahe wörtlich verstehen: Der Eisbär und ich, das sind beides Lebewesen, die eine gesellschaftliche oder geographisch definierte Raumgrenze nicht akzeptieren wollen. Wir wandern zwischen der Utopie und der Realität und definieren uns unseren Raum jeweils selbst.»
Die 1974 in Deutschland geborene Künstlerin Hina Strüver graduierte an der Hochschule für bildende Kunst in Braunschweig und wirkte in zahlreichen mit Preisen ausgezeichneten Kunstprojekten im öffentlichen Raum mit, bevor sie sich zur Bildjournalistin ausbilden liess. Heute lebt und arbeitet Hina Strüver in Zürich. Während der visuellen Berichterstattung ihre ganze Objektivität gehört, darf die Kunst frei bleiben.