Das Greenpeace-Flaggschiff Rainbow Warrior hat diesen Sommer das Mittelmeer bereist. In den beliebten Touristendestinationen wie Mallorca, Dubrovnik und Zakynthos gabs statt Sightseeing Sensibilisierung, statt Strand-Party Strand-Putztete und statt Wasserspass … Wissenschaft. Das Ziel «Weniger Plastik – mehr Mittelmeer» ist ein Stück näher gerückt.

Eigentlich sind Kreuzfahrten doof: Schwimmende Riesendrecksschleudern fluten die schönsten Flecken dieses Planeten mit Touristen in solchen Massen, dass den Einheimischen immer öfter die Galle hochkommt. Aber mit einer Schiffsreise im Mittelmeer kann man auch Gutes tun – der Greenpeace-Zweimaster Rainbow Warrior hat auf seiner Kreuzfahrt saubere Strände und informierte Menschen hinterlassen.

Begonnen hat diese wahrscheinlich nachhaltigste Mittelmeerkreuzfahrt aller Zeiten Anfang Juni im spanischen Valencia; ihren Abschluss fand die Tour Mitte August jenseits des Bosporus, in Varna am Schwarzen Meer. Das Prädikat «nachhaltig» hat sich die Reise aber nicht in erster Linie wegen des sauberen Antriebs der Rainbow Warrior verdient, die hauptsächlich mit Wind- und Elektro-Antrieb unterwegs ist. Nachhaltigkeit war die Mission der Reise: Aufmerksam machen auf das riesige Plastik-Problem im Meer – und Lösungen dafür anstossen.

13 Millionen Tonnen Plastik

Eigentlich ist Plastik ziemlich praktisch: Ein Material, das sich in praktisch jedwede Form bringen lässt, einfach hergestellt und sehr beständig ist. Genau diese Beständigkeit ist aber das grosse Problem: Wenn Säckli, Verpackungen und Flaschen aus Plastik in die Umwelt gelangen, dann bleiben sie dort. Lange. Sehr lange. Es kann tausende von Jahren gehen, bis Plastik abgebaut ist. Im Meer leiden darunter vor allem dessen Bewohner – sie verwechseln die Plastikprodukte mit Nahrung und ersticken jämmerlich. Oder aber die Tiere, beispielsweise Fische, verschlucken den Kunststoff in giftiger Mini-Form, genannt Mikroplastik. Landet dieser Fisch dann auf dem Teller, dann essen wir den eigenen Müll, den wir vorher in Form eines achtlos am Strand liegengelassenen Raschelsäckli ins Meer befördert haben. Wissenschafter schätzen, dass bis zu 13 Millionen Tonnen Plastik jährlich in die Weltmeere gelangen.

Die Rainbow Warrior hat auf ihrer Fahrt durchs Mittelmeer auf vielfältige Weise auf dieses Problem aufmerksam gemacht und Lösungen angestossen – mal gross und spektakulär mit Bildern von riesigen Plastikflaschen, mal spannend und familiär mit mehreren «Tagen des offenen Schiffs», mal im stillen Kämmerchen beim Gespräch mit Politikerinnen oder Vertretern von Supermarktketten. Gespannt sein darf man auf die Forschungsergebnisse aus untersuchten Fischen und Wasserproben, die während der Reise gemacht wurden – sie sollten Ende Oktober vorliegen.

Weniger Plastik, mehr Mittelmeer

Mit dieser geballten Ladung an Information, Kommunikation und Gesprächen hat die Rainbow-Warrior-Tour einiges erreicht. Insgesamt rund 20’000 Personen aus der Bevölkerung haben bei den Stopps die Gelegenheit genutzt, ein Greenpeace-Schiff von innen zu sehen – und einige von ihnen haben auch gleich damit begonnen, ihren eigenen Plastikkonsum zu reduzieren indem sie an einem Workshop auf dem Schiff ihre eigene Mehrweg-Einkaufstasche bastelten oder sich mit wiederverwendbaren Kaffee-Bechern eindeckten. Noch einmal ganz viele Menschen erreicht hat unsere Botschaft dank einer grossen Verbreitung in den Medien. Das spanische Greenpeace-Büro allein hat beispielsweise über 600 Berichte in Zeitungen, Radio und Fernsehen gezählt.

Erste Erfolge gibt es auch aus den Gesprächen im stillen Schiffskämmerchen zu vermelden: Es ist uns gelungen, dass die Diskussion über eine Reduktion von Einwegplastik den Weg in die EU-Politik gefunden hat. Die Bewegung zur Bekämpfung der Plastikflut hat derweil richtig Fahrt gewonnen und reicht bereits weit über das Mittelmeer hinaus. In Tschechien, Neuseeland, Ostasien und vielen weiteren Ländern und Regionen haben die dortigen Greenpeace-Büros Plastik-Kampagnen gestartet.

Eine weltweite Kampagne angestossen, wertvolle wissenschaftliche Daten gesammelt und zehntausende Menschen direkt informiert: Eine solche Kreuzfahrt ist ziemlich cool.