Jetzt, wo sich viele Ölkonzerne zurückgezogen haben, sieht sich die Arktis mit einer neuen Bedrohung konfrontiert: der Industriefischerei.
Die Arktis: Eis, wohin man blickt. Wo Eis ist, ist Wasser. Wo Wasser ist, ist Leben. Und wie: Die kalten arktischen Gewässer bergen eine Artenvielfalt, die es mit tropischen Gewässern aufnehmen kann. Bei nur sechs Grad Wassertemperatur blüht der Atlantik mit seinen bis zu 2000 Jahre alten Kaltwasser-Korallenriffen richtig auf. Als Laichgrund und Kinderstube vieler Fischarten sind sie von unschätzbarem Wert für den gesamten Ozean. Insbesondere die grosse Vielfalt an Plankton – hunderte Arten von Algen und kleinen mehrzelligen Tierchen – bilden in diesem komplexen Tiefsee-Ökosystem die Basis der Nahrungskette. Davon profitieren unzählige Fisch-, Vogel- und Säugetier-Arten — darunter endemische wie der Eisbär, der Grönlandwal und der Grönlandhai.
Die arktischen Gewässer sind weniger gut erforscht als der Mond. Jahrtausendelang galt die Tiefsee als Hort von Ungeheuern, die ins Wasser gefallene Seefahrer verschlingen. Noch vor 150 Jahren behaupteten Biologen, unterhalb von 600 Metern existiere kein Leben mehr im Meer. Heute sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler überzeugt: Da unten leben unzählige noch unentdeckte Tierarten.
Die arktische Unterwasserwelt, das ist pure Exotik. Magie liegt in der Luft bzw. im Wasser: Narwale sind die Einhörner der Meere, Wasserschnecken, auch Seeschmetterlinge genannt, gleiten mit zarten Flügeln wie Elfen durchs Wasser und die langen Tentakel der Gelbhaarquallen erinnern an das Märchen von Rapunzel. Doch wie bei den Gebrüdern Grimm machen sich auch hier Bösewichte auf, die Idylle zu (zer)stören: Die Industriefischer rüsten auf. Mit ihren riesigen, tonnenschweren Netzen verwüsten sie die unberührte Unterwasserwelt. Sie sehen sich als Nutzniesser der Klimaerwärmung. Denn wenn sich das Eis zurückzieht, haben ihre Monsterschiffe freie Bahn.