Der Rückzug von Shell aus der Arktis, Lügen bei der Erdölvereinigung und beim Erdgasverband und giftige Chemikalien in unseren Kleidern: Hier finden Sie Neuigkeiten zu unseren Kampagnen.

Greenpeace und Médecins Sans Frontières

Nur eine kurze Distanz entfernt vom Dorf Molyvos auf der griechischen Insel Lesbos befindet sich eine Müllhalde mit Schwimmwesten. Heute zwar weggeworfen, legen sie dennoch für immer Zeugnis ab über die Hoffnung und das Leid jener, die vor Krieg, Armut und Unterdrückung im letzten Jahr in Richtung Europa geflüchtet sind.

Gegen eine halbe Million Menschen haben bisher die gefährliche Überfahrt von der Türkei nach Griechenland riskiert. Viele davon aus Syrien, Irak oder Afghanistan. Alleine im November und Dezember verloren hier beinahe 300 Menschen ihr Leben. Insgesamt sind im letzten Jahr beim Versuch, über das Meer nach Europa zu gelangen, mehr als 3700 Menschen gestorben. Sie sind Opfer ihrer Not und Verzweiflung sowie dem Versagen der EU-Politik, eine sichere Überfahrt zu gewährleisten.

Im Gedenken an diese Menschen haben Greenpeace und Médecins Sans Frontières (MSF), zusammen mit weiteren Organisationen, lokalen Gruppen und rund 100 Freiwilligen, am 1. Januar des neuen Jahres mit 3000 ausrangierten Schwimmwesten ein riesiges Peace-Zeichen auf den Hügeln von Lesbos geformt.

Greenpeace und MSF führen von Lesbos aus seit November 2015 in Absprache mit der griechischen Küstenwache Rettungseinsätze auf hoher See durch. Dadurch konnten Tausende von Flüchtlingen sicher an Land gelangen. An Land werden verletzte Flüchtlinge von den medizinischen Teams von MSF betreut. Auch die BewohnerInnen von Lesbos zeigen mit beispiellosem Engagement ihre Gastfreundschaft und helfen, wo sie können. Fischer haben viele vor dem Ertrinken gerettet, andere spenden Nahrung und Kleider.

Die Zahl der Überfahrten hat sich seit den Herbstmonaten zwar etwas verringert. Im Dezember wagten aber immer noch mehr als 100’000 Menschen die gefährliche Überfahrt bei stürmischer See und in maroden Booten.

Solange Krieg, Gewalt und Not unvermindert anhalten, werden Menschen bei uns Schutz suchen. Greenpeace und MSF werden sich auch dieses Jahr im Ägäischen Meer für die Flüchtlinge und für einen sicheren Seeweg einsetzen.

© Vincenzo Floramo / Greenpeace

Shell gibt auf: Etappensieg für die Arktis

Der Ölkonzern Shell hat Ende September bekanntgegeben, dass er seine Förderpläne vor der Küste Alaskas aufgibt. Gründe dafür seien zu niedrige Öl- und Gasvorkommen sowie behördliche Vorgaben. Greenpeace fordert seit Jahren einen Rückzug des Unternehmens aus der Arktis, da Ölbohrungen in diesem Gebiet extrem gefährlich sind.

Mehr als sieben Millionen Menschen weltweit haben sich im Rahmen unserer Kampagne «Savethe Arctic» bislang für den Schutz der Arktis eingesetzt. Die Entscheidung von Shell zum Rückzugist auch ihnen zu verdanken.

Die Arktis bekommt mit dem Entscheid von Shell eine Verschnaufpause. Für Shell und alle anderen Ölfirmen, die in der Region das grosse Geschäft witterten, ist der Rückzug ein Desaster. Shell hat hoch gepokert — und verloren. Greenpeace fordert ein umfassendes Schutzgebiet in den internationalen Gewässern um den Nordpol, in dem Ölbohrungen verboten sind. Shell muss deshalb die Ölbohrpläne nicht nur vor der Küste Alaskas, sondern in der gesamten Arktis endgültig aufgeben — und zwar sofort.

Klimatäter zur Rechenschaft ziehen

Der heisse Sommer, der viel zu trockene Herbst, die Klimaverhandlungen in Paris — der Klimawandel liess dieses Jahr buchstäblich niemanden kalt. Doch Erdölvereinigung und Erdgasverband in derSchweiz — beide mitverantwortlich für die Klimaerwärmung — bezeichnen das Heizen mit Öl in ihrer Werbung immer noch als «raffinierte Energie» und behaupten, die Natur sei dankbar für die Nutzung von Erdgas. Dagegen hat Greenpeace am 23. November Beschwerde eingereicht und fordert Warnhinweise auf Erdöl- und Erdgasprodukten. Doch nicht nur in der Schweiz, auch weltweit zieht Greenpeace Klimatäter zur Rechenschaft. Am 22. September gelangten Klimabetroffene, JuristInnen und NGOs (darunter auch Greenpeace) an die philippinische Menschenrechtskommission und verlangten eine Untersuchung gegen die Öl- und Gasindustrie wegen Verleugnung des Klimawandels und der aus ihrem Handeln resultierenden Menschenrechtsverletzungen. Die Kommission versprach, den ersten Fall von Menschenrechtsverletzung durch Klimatäter gegen die 50 grössten Klimasünder zu eröffnen.

Mehr über die beiden Fälle auf www.greenpeace.ch/klima

Wärmebild eines Atommülltransportes © Lutz Weseloh / Greenpeace

Atommüll kommt nach 15 Jahren zurück in die Schweiz

Anfang September rollte ein Zug mit brisanter Fracht durch Frankreich in Richtung Schweiz: hoch-radioaktiver Atommüll, made in Switzerland. Es ist der erste Rücktransport seit fast 15 Jahren — und ein Sinnbild für ein nach wie vor ungelöstes Problem.

Die Reise der Fracht begann auf den Britischen Inseln — per Schiff. Im französischen Valognes wurden die drei Stahlbehälter mit insgesamt 42 Tonnen Atommüll dann auf den Zug in die Schweiz verladen.

Die ersten Atommüll-Lieferungen aus der Schweiz nach England und Frankreich erfolgten vor 30 Jahren. Die Schweizer Atomindustrie ging damals davon aus, nun sei die Entsorgung der abgebrannten Brennelemente gelöst. Die Rückführung der Abfälle in die Schweiz war nicht vorgesehen.

Doch das Kalkül der Atomindustrie ging nicht auf. Die Schweiz musste sich verpflichten, die hochradioaktiven Abfälle zurückzunehmen, und dafür das Zwischenlager in Würenlingen bauen. Genau dorthin führte die Reise des Atommüll-Transports — von den Schweizer Behörden streng geheim gehalten. Erst nach der Ankunft wurde offiziell informiert. Als Grund für die Heimlichtuerei wird die Gefahr eines Terroranschlags genannt. Tatsächlich dürfte es vor allem darum gegangen sein, keine besorgten Bürger oder oppositionelle Gruppen auf den Plan zu rufen.

Die Rückkehr des Atommülls erinnert an eine unbequeme Wahrheit: Noch immer weiss niemand, wohin der hochradioaktive Abfall am Schluss gehen soll — die Suche nach einem Endlagerstandort dauert an. Und ob der Atommüll tatsächlich bis fast in alle Ewigkeit sicher gelagert werden kann, dafür gibt es schlichtweg keine Garantie.

Erfolg: Vom Wiederaufbereitungsmoratorium zum definitiven Verbot

Von der Öffentlichkeit unbemerkt hat der Ständerat in der letzten Herbstsession beschlossen, den Export von Atommüll nach Frankreich und England zur Wiederaufbereitung definitiv zu verbieten. Damit bestätigte er einen Entscheid des Nationalrats und wandelte das 2016 auslaufende Moratoriumin ein definitives Verbot um. Das ist ein bemerkenswerter Sieg für Greenpeace: Wir engagieren uns seit über 20 Jahren gegen die Wiederaufarbeitung. Sie vergrössert das Volumen der radioaktiven Abfälle und führt zu massiven Einleitungen von flüs-sigem Atommüll ins Meer.

© Greenpeace

«Arctic 30» zu Unrecht verhaftet

Ein internationales Tribunal hat entschieden, dass die russische Regierung internationales Seerecht brach, als sie 2013 das Greenpeace-Schiff «ArcticSunrise» stürmen liess und 28 Greenpeace-ArktisschützerInnen, darunter den Schweizer Marco Weber, sowie zwei Journalisten festhielt. Russland nahm am Tribunal nicht teil.

Laut dem Urteil verletzten die russischen Behörden mit der Stürmung der «Arctic Sunrise» und der Verhaftung der Aktivisten und Journalisten mehrere Artikel der UNO-Seerechtskonvention. Russland ist aufgefordert, den Niederlanden, unter deren Flagge die «Arctic Sunrise» fährt, eine Kompensationszahlung zu leisten.

Die Verhaftung der «Arctic 30» sowie die Anklagen wegen Hooliganismus/Rowdytum führten zu einem internationalen Aufschrei. Nach fast drei Monaten Haft kamen sie im Dezember 2013 im Rahmen einer offiziellen Amnestie frei.

© Young Xu / Greenpeace

Outdoor-Mode setzt Chemikalien frei

Im Mai und Juni 2015 haben Greenpeace-Teams in acht entlegenen Gebirgsregionen auf drei Kontinenten Wasser- und Schneeproben genommen. Unabhängige Labors testeten die Proben auf Rückstände von umwelt- und gesundheitsgefährdenden per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC).

Die Analysen belegen, dass sich PFC-Chemikalien weit über den Globus verteilen: Sie waren in allen Regionen nachweisbar. Die höchsten Konzentrationen hatten Schneeproben aus den Alpen (Macuner Seenplatte im Schweizerischen Nationalpark), von der Hohen Tatra in der Slowakei und vom Lago Pilato im italienischen Apennin.

Greenpeace fordert von der Bekleidungsindustrie seit 2011 den Verzicht auf gefährliche Chemikalien. Einige Produzenten von Outdoor-Produkten, etwa Puma und Adidas, haben sich verpflichtet, PFC aus ihren Produktionsketten zu eliminieren. Einige kleinere Unternehmen wie Fjällräven, Paramo, Puya, Rotauf und R’adys haben bereits PFC-freie wasserabweisende Outdoor-Kollektionen. Führende Marken wie etwa The North Face, Columbia, Patagonia, Salewa oder Mammut jedoch haben bisher wenig Willen gezeigt, gefährliche Chemikalien wie PFC zu eliminieren.

Einmal freigesetzt, verteilen sich PFC über den gesamten Globus. Sie können bei der Herstellung, beim Transport, bei der Lagerung oder bei der Nutzung freigesetzt werden. Sie gelangen auch mit Abwässern aus Fabriken oder aus der heimischen Waschmaschine in die Kanalisation. In dieLuft oder in Asche gelangen sie, wenn PFC-haltige Produkte in der Müllverbrennung entsorgt werden, durch das Ausgasen bestimmter PFC aus den Fabriken oder auch aus den fertigen Produkten im Einsatz. Die Schadstoffe sammeln sich langfristig im Blut und in den Organen von Menschen und Tieren. Einige PFC können die Fortpflanzung beeinträchtigen, das Wachstum von Tumoren fördern und das Hormonsystem beeinflussen.

Fordere PFC-freie Produkte von den Outdoor-Marken unter: detox-outdoor.org

Aktivisten an der Solarize Velo Demo in Athen © Greenpeace / Production House

Griechenland wird solarisiert

Greenpeace hilft Griechenland, sich zu solarisieren. Mittels Crowdfunding suchen wir eine Million Franken, um im krisengeschüttelten Land dezentrale Solaranlagen zu bauen. Damit soll einerseits einkommensschwachen Familien geholfen werden, die kaum in der Lage sind, ihre Stromrechnung zu bezahlen. Andererseits sollen so die zahlreichen Strom-Blackouts in Griechenland reduziert werden.

Der Ausbau der Solarenergie würde zudem dringend benötigte Arbeitsplätze schaffen und zugleich die Ölimporte vermindern und die Handelsbilanz des Landes verbessern. Die Solarisierung Griechenlands wird auf der Insel Rhodos beginnen.