An wen werden wir einmal denken, wenn nach einem Schriftsteller der grünen Revolution gefragt wird? Der Name Thomas Coraghessan Boyle wird ganz oben stehen. Seit den 70er-Jahren und nicht erst seit Rio 92 verleiht der US-Autor der Ökologie eine künstlerische Sprache. Greenpeace hat ihn in seiner eigenartigen Welt zwischen Zivilisation und Wildnis getroffen.
Kaum ein moderner Exponent der Weltliteratur beschreibt die Natur eindringlicher und hingebungsvoller als T.C. Boyle. Sein Gott ist die Wildnis, seine Helden träumen davon, dorthin zurückzukehren. Und doch: Der Klimawandel mag längst überhand genommen haben, die Erdoberfläche mag nur vom Regen gepeitschter Morast oder Staubwüste sein (wie in Boyles literarischem Meilenstein «Ein Freund der Erde»): Letztlich bleibt nur die Zivilisation — Haus, Auto, Bar — als rettender Anker, wenn die Dinge ausser Kontrolle geraten.
Und das tun sie in Boyles Büchern, Teufel, das tun sie.
In seinem neuesten Buch geht gleich zu Beginn im schmalen Streifen Ozean, der die Channel Islands von der kalifornischen Küste trennt, ein junges Paar mit ihrem Boot unter. Nur die Frau überlebt, aber in der Tiefe lauern hungrige Haie und ein kalter Tod. Die Rettung erfolgt dank einer zivilisatorischen Errungenschaft: einer Kühlbox. Darauf paddelt die junge Frau zu einer der Inseln… «Wenn das Schlachten vorbei ist» spielt quasi vor Boyles Türe. Von seinem Haus im paradiesischen Montecito aus sieht man in der Ferne jene Inseln. Davor schimmert friedlich der Pazifik.
Greenpeace: Mr Boyle, ist dieser Streifen Ozean da vor uns wirklich so voll von Horror?
T.C. Boyle: Entscheiden Sie selbst: Am Tag, als ich in dieses Haus zog, wollte ich mir den Strand ansehen. Ich nahm also Schnorchel, Brille und Flossen mit. Es wimmelte von Menschen, die schwammen und plantschten. Was nur ich sah: Unter Wasser bedeckten zahllose Rochen wie Teppiche den ganzen Meeresboden. Aber die Menschen wussten es nicht, hatten ihren Spass, und niemand wurde gestochen.
Da ist also reale Gefahr. Aber gleichzeitig ist die Natur das, was wir uns darunter vorstellen?
Nun, wir sind sterblich. Und es gibt so viele Dinge da draussen, die uns erwischen könnten. In «Ein Freund der Erde» wird jemand in seiner Küche von einem winzigen Meteor getötet. Es ist unwahrscheinlich, aber es kommt vor. In meiner Heimatstadt zum Beispiel. Ein Mann sass vor einem Pizza-Shop. Sein Wagen machte einen Hüpfer und der Mann sah, dass etwas ein Loch durch den Kofferraum und in den Asphalt darunter gebohrt hatte. Ein Meteor. Stellen Sie sich das vor.
Daran habe ich bisher nie gedacht. Eine Angst mehr. Na, danke bestens.
Es ist ein Wunder, dass irgendjemand von uns noch am Leben ist. Ha!
Sind Sie zugleich angezogen und beunruhigt, wenn Sie in den Wald gehen?
Nein, ich fühle mich im Wald nie bedroht. Ausser zwei Mal. Als ich Berglöwen begegnete. Es war ungemein aufregend, denn diese Tiere können Sie umbringen. Und doch ist es wunderbar zu wissen, das es diese Tiere da draussen gibt. Davon gibt es in der Schweiz wohl nicht viele… Doch, da war ein Braunbär, nicht?
Er wurde abgeschossen.
Richtig, ich las darüber. Was ich sehr bedauerte. Ich stehe auf der Seite der Bären. Es wäre nett, wenn es Platz für diese Geschöpfe gäbe. Ich wuchs bei New York auf. Die Wälder da waren ziemlich leer. Nicht mal Koyoten. Sehr zahm das Ganze. Als ich aber hier in den Westen zog, änderte sich das. Ich verbringe viel Zeit in meinem Ferienhaus im Sequoia National Forest. Dort trete ich vor die Tür und stehe in der Wildnis. Und sie sind da, all diese wilden Tiere: Bären, Berglöwen, Wildkatzen. Ich sehe sie kaum. Aber sie sind da.
Und das macht Ihnen keine Angst?
Überhaupt nicht. — Aber wenn ich ein Bein bräche, was dann? Die erste Geschichte, die ich nach «Wenn das Schlachten vorbei ist» schrieb, heisst «My pain is worse than your pain.» Es ist eine lustige Geschichte: Ein Typ zieht los und bricht sein Bein. Und dann picken die Raben ihm die Augen aus, und das ist dann sein Ende. (lacht) — Also schaffte meine Frau dieses Ding an, ein GPS-Peilgerät. Und falls ich einmal in Not sein sollte, funktioniert es vielleicht.
Es fällt nicht leicht, sich T. C. Boyle allein draussen in der Wildnis vorzustellen. Er trägt schwarze Klamotten, umgekehrte Baseballmützen, ist trotz sommerlicher Temperaturen eingepackt wegen einer Erkältung. In der Öffentlichkeit trägt der 63-Jährige schrille Sakkos und T-Shirts. Ausserdem ist er lang und irgendwie steif auf den Beinen. Zum Glück hat er das Peilgerät, wenn er in den Felsen der Sierra Nevada unterwegs ist.
Aber Boyle braucht die Natur. Jeden Nachmittag geht er hinaus. Er könne in seinem Garten wunderbar Löcher graben und sie wieder zuschütten. In der wilden Natur gebe es für ihn nur Staunen. Er könne immer wieder an denselben Ort gehen, der sei jedesmal anders. Boyle ist süchtig nach Natur. So wie er süchtig ist nach Schreiben. Ob er seine frühere Heroinsucht gegen eine andere vertauscht habe, wurde er schon gefragt. Boyle bestätigte das.
Sein Haus bei Santa Barbara ist eines der berühmten Prairie Houses von Star-Architekt Frank Lloyd Wright. Es ist prächtig, aber eher eigenartig, dunkel. In dieser Höhle versetzt sich der Schriftsteller allmorgendlich in einen rauschhaften Zustand, der es ihm erlaubt, unaufhörlich und mit einer faszinierenden sinnlichen Fantasie Roman um Roman, Erzählung um Erzählung zu schreiben. Das Haus ist dicht umwachsen: Da wird gepflanzt, aber nicht gefällt. Boyle hat einen Teich angelegt. «Um den Tieren einen Zufluchtsort zu schaffen», sagt er. Boyle ist quasi Vegetarier, auf seiner Terrasse steht ein Grill, aber darin nistet eine Ratte. Die Nager hatten auch die Wände des alten Hauses bevölkert.
Und was haben Sie dagegen unternommen?
Tja, ich will leben und leben lassen. Aber wenn ich nichts tue, übernehmen sie den Laden. Als meine Kinder klein waren, hatten sie eine gezähmte Ratte. Ein weisses, putziges Tier, das in einem Käfig lebte. Einen halben Meter davon entfernt, hinter diesen Wänden, hausten ihre wilden Cousins, die von uns nicht dazu auserwählt worden waren, gefüttert und geliebt, sondern ausgerottet zu werden.
Auch Ihr neues Buch beginnt mit Ratten. Mit dem Menschen sind sie auf eine der Channel Islands gekommen und zerstören das natürliche Gleichgewicht. Eine naturliebende Biologin bereitet die Massenvergiftung vor. Ein radikaler Tierschützer steht dagegen auf. Für einmal bekämpfen sich Umweltschützer gegenseitig.
Das Buch ist voller Ironie. Dave, der männliche Held, ist eine Art Ökoradikaler. Er hat ein Prinzip: Du sollst nicht töten. Und dabei gibt es keine Abstriche. Sie erinnern sich vielleicht an seine Reaktion, als er spazieren geht und am Gift krepierende Ratten im Strassengraben liegen sieht. Das ist unmenschlich, das ist grauenvoll. Ihm steht Alma gegenüber, die genau gleich empfindet. Als sie ein Eichhörnchen überfährt, bricht ihr das das Herz. Aber sie argumentiert, dass zugunsten ursprünglicher Arten Eindringlinge eliminiert werden müssen. Die Ironie liegt darin, dass Alma und Dave dieselben Werte teilen: Sie sind beide Vegetarier und könnten ein tolles Bündnis eingehen. Nur in einer Frage nicht. Sie wird zu Beginn des Buches mit dem Zitat aus der Genesis gestellt: Hat der Mensch die Herrschaft über alle Tiere? Dürfen wir auswählen, welche Arten «wertvoll» sind und welche nicht?
Nach den Ratten knöpft sich Alma die verwilderten Schweine vor. Sind sie eine Metapher auf den Menschen?
Selbstverständlich. In «Ein Freund der Erde» sagt die Hauptfigur: «Um ein Freund der Erde sein zu können, muss man ein Feind des Menschen sein.» Schauen Sie mich an: Ich habe mich fortgepflanzt, ich lebe in einem grossen Haus — alles, was ich tue, ist kriminell.
Dann geht es in «Wenn das Schlachten vorbei ist» jenseits aller Umweltpolitik — eigentlich um den Selbsthass des Menschen?
Es geht um die Menschen, nicht um Politik. Dave ist einer jener Kerle, die immer wütend sind. Zu viel Testosteron. Am Anfang regt er sich über die Obdachlosen in der Stadt auf. Er hat kein Mitleid mit ihnen. Gleichzeitig riskiert er Gefängnis und Leben, um auf den Inseln Ratten und Schweine zu retten.
Was also ist der Platz des Menschen in der Natur? Steht er in ihrem Zentrum oder eben nicht?
(Denkt lange nach) Ich liebe die Tiefenökologie. Ich liebe die Vorstellung, dass sogar ein Stein seinen Wert hat, von belebten Wesen ganz zu schweigen. Dass nicht alles auf Erden einfach eine «Ressource» ist, mit dem wir unsere Gier füttern und den Kapitalismus am Laufen halten können, damit wir jeden Abend Fleisch auf dem Tisch haben. Wir sind eine Tierart und werden uns nehmen, was wir wollen. Sobald es der Wirtschaft schlecht geht, werden die Umweltgesetze in Frage gestellt. Weil es jemanden den Millionenbonus kosten könnte. Aber das Problem wird sich leider von selbst lösen, und zwar in einer sehr negativen Weise durch die rasante Überbevölkerung.
Seit Sie mit Schreiben angefangen haben, hat sich die Weltbevölkerung verdoppelt.
Und die Entwicklungsländer werden immer mehr Ressourcen brauchen. Die Chinesen zwingen ihre Leute, nur noch ein Kind zu haben. Wir Amerikaner mögen solche Kontrolle nicht. Aber vielleicht ist es der einzige Weg.
Jemand, der immer wieder bei Ihnen vorkommt, ist Henry David Thoreau, der Wegbereiter von Umweltschutz und zivilem Ungehorsam. Was verbindet Sie mit ihm?
Er bleibt eines meiner Idole. Ich habe sein Buch «Walden» viele Male gelesen, erst neulich wieder. Ich liebe seine genaue Naturbeobachtung und seine wunderschöne Prosa und wie er fähig war, in die Tiefe zu denken. Und ich liebe es, wie er eine Sehnsucht beschreibt, die alle von uns, ausser Hardcore-Städter vielleicht, hegen: sich von allem wegstehlen und selbstversorgend an einem wunderschönen Natursee leben. Mir gefällt aber auch, dass er vom Städtchen gar nicht so weit entfernt war und jeden Tag ins Kaffeehaus kam und debattierte. Grossartig!
Wie einer Ihrer Helden brannte er einen Wald nieder, allerdings versehentlich.
Ich mag diese Parallele. Aber ich dachte beim Schreiben eher an die Ökoradikalen der Achtziger, die mit allen Mitteln gegen die Forstindustrie antraten. Früher wurden sogar in meinem geliebten Sequoia National Forest besonders wertvolle Redwoods gefällt. Tja, die Leute brauchen Holz. Um Häuser zu bauen.
Wie dieses hier.
Es besteht gänzlich aus Redwood. Es wurde 1909 gebaut. Damals gab es reichlich davon, heute gibt es keines mehr.
Damals herrschte so etwas wie Unschuld, was natürliche Ressourcen angeht. Sie sind 1948 geboren und haben die Umweltbewegung von Beginn weg erlebt. Wenn Sie an Rio+20 denken, was hat sich seit 1992 oder seit 1968 verändert?
Das Bewusstsein. Ich habe gelesen, dass die grösste Sorge der Amerikaner, noch vor Jobs und Wohnungsnot, der Umweltschutz ist. Leider wird wenig dafür unternommen, denn die Politiker werden von den Lobbyisten der Konzerne gekauft. Wenn es nach mir ginge, wäre jedes Lobbying verboten. Ich würde alle Lobbyisten in Öl kochen, denn sie korrumpieren die Demokratie.
Ja, die Leute haben ein neues Bewusstsein. Nehmen wir zum Beispiel effizientere Autos. Wenn ein Gesetz in fünf Jahren nur noch solche Autos auf amerikanischen Strassen zuliesse, fände die Industrie rasch eine Lösung. Leider kontrolliert Big Money die Politik. Die letzten beiden Rezessionen entstanden durch die Gier kapitalistischer Banker. Diese Menschen scheren sich einen Dreck. Sie vergewaltigen alles, um alles zu kriegen.
Zurück zu Thoreau, der ja auch wichtig war für jenen zivilen Ungehorsam, den auch Greenpeace anwendet. Gibt es dafür noch einen Platz?
Natürlich. Ich liebe, was Greenpeace macht. Noch mehr als direkte Aktionen liebe ich die Art, wie Dinge angeprangert werden. Bei meinen Buchrecherchen war ich unfähig, ein Schlachthaus zu besuchen. Aber PETA machte einen Film und stellte ihn ins Internet. Ich konnte keine Minute zuschauen, aber das war alles, was ich brauchte für die Erkenntnis, was wirklich los war.
Könnte es sein, dass der Begriff der Natur zum Leitprinzip unserer Gesellschaft wird, statt Vernunft und Rationalität?
Ich weiss nicht genau, was Sie damit meinen. Ich denke, dass die Natur in unserer verweltlichten Gesellschaft eine Art Gott geworden ist. Andererseits ist Naturverehrung harmlos, oder? Wenn ich wandern gehe, bin ich an Geländewagen und rauchenden Motorschlitten nicht interessiert. Ich will nur der Erde nahe sein, auf einem Felsen in der Sonne sitzen, ein Buch lesen oder dem Wasser zuhören. Ich will mich als Teil von etwas Grösserem fühlen, zusammen mit der ganzen Schöpfung, allen Tieren und allem anderen. Dann ist die Vernunft ausgeschaltet. Ich kenne zwar die Namen der Tiere und Pflanzen und ich verstehe die Probleme, sehe die Holzschneisen, die Borkenkäfer dank meiner Vernunft. Aber da draussen bin ich, weil ich sie ausschalten will. Um wie ein Kind zu leben, wie ein kleiner Junge, wie Thoreau. Viele Menschen erkennen den Wert von wilder Natur nicht.
Der Mensch ist ein Wilder mit Erfahrung, sagte Thoreau. Sie sagen, Naturverehrung sei harmlos.
Vielleicht sollte die Natur in unserer weltlichen Gesellschaft die Religion ersetzen. Das ist harmlos. Wir würden keine religiösen Gesetze machen und den Leuten sagen, was sie zu tun hätten und was nicht. Wir würden den Leuten einfach sagen: Geht hinaus und verehrt, was da draussen ist.
Aber auf einer politischen Ebene würde das vielleicht heissen, nur ein Kind haben zu dürfen. Das ist nicht harmlos.
Tatsächlich, das ist nur in einer diktatorischen Gesellschaft möglich.
Tausende von Schweinen abschlachten wie in ihrem Buch ist nicht harmlos.
Natürlich nicht. Die Natur umarmen ist harmlos. Nationalparks anlegen und die verbleibenden Tiere beobachten oder sogar mit ihnen in Kontakt treten, das ist harmlos. Aber nochmals: Was lassen wir am Leben und was nicht?
Darauf gibt es keine Antwort.
Das muss jeder für sich individuell entscheiden.
Aber wir müssen kollektiv handeln. Es muss eine Autorität geben.
Ich lanciere nur die Debatte. Ich bin nicht die Autorität.
Ich zitiere Sie: «Ich bin ein Bilderstürmer und Punk, der nie wirklich erwachsen wurde. Ich ertrage den Gedanken an eine Autorität nicht.»
Wir leben in einer Demokratie. Wir haben heute Umweltgesetze, die dreissig Jahre früher nicht existierten. Da ist ein Bewusstsein. Meine Werke. Das Gespräch, das wir hier führen. Der Artikel, den Sie schreiben werden. Meine Auftritte im Fernsehen. All die Fragen und Antworten. Das macht Leute bewusst und lässt sie nachdenken. Aber ich bin nicht die Autorität, die ihnen sagt, was sie zu tun haben. Daran glaube ich nicht. Dafür habe ich die Zeit nicht!
Aber Sie haben der Wildnis eine Sprache gegeben.
Eines meiner letzten Bücher war «Wild Child». Es spielt im Frankreich des 18. Jahrhunderts und basiert auf der wahren Geschichte eines Wolfsjungen. Er ist frei von jeder Kultur und lernt nie das Sprechen. Er lebte als Tier in der Natur, wie es ursprünglich auch uns zugedacht war, so, wie wir angefangen hatten. Und ich schrieb die Geschichte, um herauszufinden, was das heisst.
Sind Sie dieses Kind? Möchten Sie ganz zur Natur zurückkehren?
Wir alle haben diese mystischen Vorstellungen von einer Vergangenheit und einer Natur, die niemals existierten. Wir werden angezogen von einem Leben, das wir selbst kontrollieren, statt von der Massengesellschaft ausgequetscht zu werden.
Zur Person: Seit seinem ersten Buch Descent of Man (1979) ist die Natur in T.C. Boyles Werk omnipräsent, sei es in «Wassermusik» oder «América», in «Grün ist die Hoffnung» oder in «Drop City». Selbst in Bio-Fictions über Corn-Flakes-Erfinder Kellogg, Architekt Frank Lloyd Wright und «Dr. Sex» Alfred Kinsey geht es letztlich um unseren animalischen Anteil, den keine Zivilisation restlos beseitigen kann. Neben 15 Romanen – der letzte heisst «San Miguel» und wird im nächsten Sommer erscheinen – hat Boyle (geboren 1948 bei New York) unzählige Erzählungen geschrieben.
Seit vielen Jahren geniesst der Autor vor allem auch in Europa Kultstatus. Diesen pflegt er genüsslich in seinen Interviews und Auftritten. Gleichzeitig bleibt er ein manischer, disziplinierter Schreiber, der seit seiner Ausbildung bei Lehrern wie John Irving und Raymond Carver täglich an seinen unglaublichen Charakteren und fantastischen Handlungen schreibt. Er arbeitet immer nur an einer Sache. Er lässt die Geschichten sich organisch entwickeln und überrascht wohl dabei nicht nur uns, sondern auch sich selber.
So bissig, schonungslos und düster seine Bücher sein mögen, Boyle bewahrt sich immer den liebevollen Blick auf den Menschen, selbst wenn er ihn oft widersprüchlich und unberechenbar darstellt.