Seit Ende 2016 haben wir von Greenpeace beim Aufbau der Gletscherinitiative und dem Trägerverein Klimaschutz Schweiz mitgearbeitet. Die heutige Abstimmung zeigt, wir lagen damit goldrichtig.
Ende 2016 landete die Anfrage von Marcel Hänggi bei mir. Seine Idee, in die er schon einiges an Vorarbeit gesteckt hatte: mit einer Initiative das Klimaschutzabkommen von Paris in der Schweiz umsetzen. Das Ziel von netto null Emissionen bis spätestens 2050 soll in der Schweizer Verfassung festgeschrieben werden. Das klang damals noch kühn, denn noch kaum jemand redete von null Emissionen. Wir entschieden, dieses Vorhaben zu unterstützen und uns beim Aufbau der Initiative mit aller Kraft einzubringen. Hintergrund des Entscheids war unsere strategische Absicht, die Klimabewegung in der Schweiz stärker zu verankern.
Mit einer kleinen Gruppe von Personen rund um Marcel Hänggi, Balthasar Glättli, Daniel Graf und anderen begann ich den Aufbau der Initiative zu koordinieren. 2017 und 2018 arbeiten wir in wechselnden Gruppen an der Initiative. Wir arbeiteten intensiv am Text und auch an einer Bewegungsstrategie, denn es war von Anfang an klar, dass wir nur mit breitem Rückhalt der Bevölkerung gewinnen können.
Schlag auf Schlag
Nach der strategischen Entwicklung ging’s Schlag auf Schlag. Greenpeace engagierte im Juni 2018 Sophie Fürst für den Aufbau des Vereins Klimaschutz. Nach dessen Gründung im August 2018 wechselte sie Anfang 2019 ihre Rolle von der Greenpeace-Campaignerin zur Geschäftsleiterin des Vereins. Der Verein wuchs, die Unterschriften wurden mit Unterstützung der Demokratie-Plattform WeCollect und vielen weiteren Organisationen in einer Rekordzeit von 5 Monaten gesammelt und Ende November 2019 eingereicht.
Schon 2019 hingen überall Gletscherinitiative-Fahnen, die mittlerweile zu einer eigenen Marke geworden sind. Besonders toll fand ich, dass die Fahnen auch an vielen Orten auf dem Land und in den Bergen aufgehängt wurden – es ist uns offenbar gelungen, Menschen aus allen Milieus anzusprechen.
Mit der Gründung des Vereins wechselte meine Rolle: von der Koordination zum Ansprechpartner bei Greenpeace, einer Partnerorganisation unter vielen. Wie andere Partnerorganisationen haben wir finanziell zum Verein beigetragen und unsere Leute mobilisiert.
Von Anfang an gab es eine breite Trägerschaft bis in die politische Mitte. Viele machten mit, weil das Kernteam um Sophie Fürst, Marcel Hängg, Michèle Andermatt und Daniel Graf sehr überzeugende Arbeit leistete.
Was seither geschah, ist bekannt: der Bundesrat stellte der Initiative einen direkten Gegenvorschlag entgegen, das Parlament machte daraus einen indirekten Gegenvorschlag: das #Klimaschutzgesetz. Sobald feststand, dass die Ziele der Initiative (netto null bis 2050) und ein wirksames erstes Impulsprogramm zur Reduktion der Emissionen im Klimaschutzgesetz verankert waren, war dem Komitee klar, dass die Initiative bedingt zurückgezogen werden kann.
Denn ein Gesetz bringt mehr als ein Verfassungsartikel, weil es unmittelbar nach Annahme planmässig in Kraft tritt. Ein Verfassungsartikel hingegen muss – wenn es gelingt, Volk und Stände davon zu überzeugen – vom Parlament erst noch in einem Gesetz konkretisiert werden. Dieses wiederum kann mit allen demokratischen Mitteln bekämpft werden, das heisst es kann Jahre dauern, bis eine Initiative die erhoffte Wirkung erzielt.
Es ist geschafft!
Heute, am 18. Juni 2023, hat die Klimabewegung diesen Marathon gewonnen: die Stimmbevölkerung sagt deutlich Ja zum #Klimaschutzgesetz. Das Projekt, das ich mit Greenpeace vor sieben Jahren mit anschieben durfte, ist zu einem erfolgreichen Abschluss gekommen. Mit dem Ja zum #Klimaschutzgesetz ist das Debakel des CO2-Gesetzes Geschichte geworden. Sophie Fürst, Geschäftsleiterin des Vereins Klimaschutz Schweiz: «Ich brauche noch etwas Zeit, um wirklich zu begreifen, was wir geschafft haben. Jetzt werden wir erst mal mit allen feiern, die mitgeholfen haben für diesen Abstimmungssieg. Mit der Zeit werde ich dann sicher auch stolz sein auf das Erreichte.»
Dank der zahlreichen Mitglieder und Unterstützenden von Greenpeace ist es möglich, dass wir solche langfristige Projekte aufbauen können, die dann dank der Zustimmung von Hunderttausenden von Menschen zum Erfolg führen. Und das braucht es, um beim Klimaschutz als Gesellschaft vorwärts zu kommen: einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung jenseits der mit Lügen aufgeladenen Polarisierung der Politik. Genau daran arbeiten wir als unabhängige Umweltschutzorganisation, das können wir hartnäckig und unermüdlich tun, weil wir dank einer stabilen Unterstützung der Bevölkerung langfristig planen und wirken können.
Wenn Ihnen unsere Arbeit gefällt, freuen wir uns auf Ihre Mitgliedschaft oder Ihre finanzielle Unterstützung.