Thunfisch ist nicht gleich Thunfisch: Es gibt allein acht verschiedene Arten, die zur Gattung der eigentlichen Thunfische (Thunnus spp.) gehören. Manche Thunfische enden als kostspieliges Gourmet-Sushi, andere auf einer Pizza Tonno, und doch haben sie eines gemeinsam: In der Schweiz dürfen sie alle lapidar unter dem gleichen Handelsnamen als «Thunfisch» gehandelt werden.
Auch die Fangmethoden sind dieselben: Ringwade, Langleine oder Treibnetz. Allen Methoden ist jedoch gemeinsam, dass sie meist unselektiv fischen und so hohe Mengen an Beifang töten – darunter Haie, Schildkröten, Seevögel oder auch Jungfische.
Obwohl einige Thunfisch-Arten inzwischen auf der «Roten Liste der bedrohten Tierarten» der Weltnaturschutzunion IUCN stehen, finden sie sich wie selbstverständlich immer noch auf einer anderen Liste wieder: unserer Speisekarte. So ist die begehrte Ware nur im Preis zu unterscheiden: je gefährdeter, desto teurer. Besonders deutlich wird dies beim Blauflossen-Thunfisch aus dem Mittelmeer – dem «König der Ozeane».
Nördlicher Blauflossenthun (Roter Thun, Grosser Thun)
Engl.: Northern Bluefin Tuna
Lat.: Thunnus thynnus
Biologie: maximal 5 Meter lang und 700 kg schwer; maximal 30 Jahre alt, mit fünf Jahren geschlechtsreif; grösste Tunfisch-Art, die extrem weit wandert und den ganzen Nordatlantik in wenigen Tagen durchquert; weltweit nur zwei Laichgebiete, im Golf von Mexiko und im Mittelmeer rund um die Balearen
Vorkommen: im Nordatlantik; es werden zwei Bestände unterschieden (Westatlantik: Golf von Mexiko, Karibisches Meer bis Kanada; Ostatlantik: Norwegen bis Kanarische Inseln, Mittelmeer)
Bedrohungsstatus: stark überfischt; laut Roter Liste der IUCN ist der westatlantische Bestand «vom Aussterben bedroht» (auch Mittelmeer), der ostatlantische Bestand ist «stark gefährdet»; Anzahl der erwachsenen Fische in den letzten 20 Jahren um 82 Prozent gesunken; Verdoppelung der Population dauert bis zu 14 Jahre; ohne wesentliche Schutzmassnahmen wird ein kommerzielles Aussterben der Mittelmeer-Population im Jahr 2012 vorhergesagt
Fangmethode: Ringwaden
Wirtschaftliche Bedeutung: teuerste Thunfischart für Delikatess-Sushi; Hauptabsatzmarkt in Japan; tiefdunkelrotes Fleisch; Fanglänge inzwischen unter zwei Meter; rapide sinkende Fangzahlen, daher immer mehr Thunfischmast im Mittelmeer, in denen kleinere, oft illegal gefangene Jungfische gemästet werden
Südlicher Blauflossen-Thun
Engl.: Southern Bluefin Tuna
Lat.: Thunnus maccoyii
Biologie: maximal 2,50 m lang; maximal 260 kg schwer; Alter bis zu 40 Jahren, erst mit acht bis elf Jahren geschlechtsreif
Vorkommen: gemässigte bis kalte Meere der Südhalbkugel, ziehen zum Laichen aber in die Tropen, weit wandernde Art
Bedrohungsstatus: auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als «vom Aussterben bedroht» gelistet
Fangmethode: überwiegend Langleinen; 65 Prozent der Fänge im Indischen Ozean, 25 Prozent im Südpazifik
Wirtschaftliche Bedeutung: sehr teurer Delikatess-Fisch, grösstenteils Frischfisch-Vermarktung für Sushi und Sashimi in Japan; findet sich nicht in Dosen
Grossaugen-Thun
Engl.: Bigeye Tuna
Lat.: Thunnus obesus
Biologie: maximal 250 cm lang und 210 kg schwer; Alter bis elf Jahre, mit drei Jahren geschlechtsreif
Vorkommen: in tropischen und subtropischen Gewässern, Atlantik, Indischer Ozean und Pazifik, nicht im Mittelmeer, Tiefwasserfisch bis 250 m
Bedrohungsstatus: laut Roter Liste der IUCN «gefährdet»
Fangmethode: grosse Exemplare mit Langleinen, kleine Fische mit Ringwaden
Wirtschaftliche Bedeutung: durch hohen Fettgehalt attraktiv für japanische Sashimi-Produkte, ansonsten als Frischfisch (Filet), junger Grossaugen-Thun v. a. in Dosen
Gelbflossen-Thunfisch
Engl.: Yellowfin Tuna
Lat.: Thunnus albacares
Biologie: maximal 240 cm lang und 200 kg schwer; Alter < 8 Jahre; charakteristische ausgeprägte, lange gelbe Rücken- und Schwanzflosse; oft in Gesellschaft von Delfinen; weit wandernde Art
Vorkommen: weltweit in allen tropischen und subtropischen Meeren zwischen 45ºN und 45ºS; kommt aber nicht im Mittelmeer vor
Bedrohungsstatus: laut Roter Liste der IUCN «nicht gefährdet», Bestände sind allerdings in schlechtem Zustand; nun drohen sie auch im Zentral- und Westpazifik zusammenzubrechen
Fangmethode: meist mit Ringwaden, aber auch Fangleinen-Fischerei
Wirtschaftliche Bedeutung: für die Fisch-Industrie zweitwichtigste Thunfischart; vor allem Dosenprodukte; Hauptmärkte in USA, Australien, Japan; Achtung: im östlichen tropischen Pazifik Ringwadenfischerei mit Beifängen an Delfinen und Jungfischen!
Weisser Thun
Engl.: Albacore Tuna
Lat.: Thunnus alalunga
Biologie: maximale Grösse 140 cm; maximales Gewicht 60 kg; Alter bis zu 20 Jahre, mit vier bis sechs Jahren geschlechtsreif; charakteristisch: lange stachelige Rückenflosse und grosse Brustflossen; extrem weit wandernde Art
Vorkommen: in tropischen und mässigen Gewässern aller Ozeane einschliesslich des Mittelmeeres
Bedrohungsstatus: auf der Roten Liste der IUCN aufgrund «ungenügender Datengrundlage» gelistet; die Situation der Bestände ist weitgehend unklar
Fangmethode: vor allem Langleinen-Fischerei, 40 Prozent der Fänge im Pazifik.
Wirtschaftliche Bedeutung: Der Weisse Thun ist ein wertvoller Speisefisch und die Fischerei nach ihm wirtschaftlich bedeutsam. Er ist der Dosen-Thunfisch mit der höchsten Qualität, wird aber auch frisch und tiefgekühlt vermarktet. Hauptabsatzmärkte: USA, Kanada, Japan, Spanien.
Skipjack-Thunfisch (Echter Bonito)
Engl.: Skipjack Tuna
Lat.: Katsuwonus pelamis
Biologie: maximale Länge 108 cm; maximales Gewicht 34,5 kg; maximales Alter: zwölf Jahre; charakteristisch: vier bis sechs dunkle Streifen an der Seite
Fangmethode: meist Ringwaden unter Verwendung von sog. Fischsammlern (FADs), die als schwimmende Fischereihilfsmittel Skipjack-Thunfisch anlocken, aber eben auch Jungfische anderer Arten. Hohe Beifangraten auch anderer Tiere z.B. Haie, Schildkröten
Vorkommen: weltweit in tropischen und warmgemässigten Gewässern zwischen 45ºN und 45ºS.
Widerstandsfähigkeit: mittel; Verdoppelung der Population dauert 1,4 bis 4,4 Jahre
Bedrohungsstatus: nicht in der roten Liste der IUCN; im Pazifik kann für diese Art von nachhaltiger Fischerei gesprochen werden, während die Bestände im Atlantik komplett ausgebeutet sind
Wirtschaftliche Bedeutung: in den Tropen wirtschaftlich bedeutendster Tunfisch; Vermarktung vor allem als Dosen-Thunfisch, aber auch frisch und geräuchert; Hauptabsatz in Japan, USA und Europa
Anmerkung: nicht verwechseln mit Unechtem Bonito (Sarda sarda)
Skipjack-Tunfisch bitte nur kaufen, wenn er mit Angel (Pole & Line, Trolling) oder mit Ringwade unter Verzicht auf Fischsammler (FADs) gefangen wurde!