Von Klaus Schwab 1971 als European Management Symposium ins Leben gerufen, lockt das Weltwirtschaftsforum mittlerweile jährlich rund 3’000 Teilnehmer:innen nach Davos. Die Machtelite diskutiert Wirtschaftswachstum, aber auch Fragen zu sozialer Gleichheit und Umweltschutz – mit teils grotesken Ergebnissen. Eine Auswahl aus den unrühmlichsten Meilensteinen aus 52 Jahren WEF:
1982-84: Das in Davos geschmiedete neoliberale Handelssystem treibt die Ungleichheit und die Umweltzerstörung voran. Die Handelsminister der 12 führenden Handelsnationen und des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) nehmen 1983 an der Tagung teil, die zur Uruguay-Runde der Welthandelsverhandlungen und zur Gründung der Welthandelsorganisation führt.
1987: Umbenannt in «Weltwirtschaftsforum» (WEF), das von den reichsten Oligarchen und Unternehmensführern dominiert wird, entwickelt sich Davos zu einem jährlichen Treffen der globalen Unternehmens-, Finanz- und Politikelite. Das Forum fördert die Expansion der globalen Märkte und profitiert davon, wobei die Mitglieder – von Shell bis CocaCola – enorme Summen für den Zugang und den Einfluss zahlen, den sie dadurch erhalten.
1992: Nelson Mandela begrüsst nach seiner Teilnahme am WEF den Kapitalismus der freien Marktwirtschaft und kehrt seine Politik der «Verstaatlichung der Minen, Banken und Monopolindustrien» um. Südafrika wird zur am schnellsten wachsenden Wirtschaft des Kontinents – aber die Ungleichheit ist heute grösser als zu Zeiten der Apartheid.
1993: Das Weltwirtschaftsforum startet sein «Global Leaders for Tomorrow»-Programm für «junge Führungskräfte». Zu den Teilnehmer:innen gehören Emmanuel Macron, Angela Merkel, Nicholas Sarkozy, Tony Blair, Leo Varadkar und Mark Zuckerberg sowie Wladimir Putin.
1996: Russische Oligarchen entscheiden in Davos über die marktwirtschaftliche Zukunft Russlands und verankern die Marktwirtschaft aus eigenen finanziellen Interessen. Diese Allianz wird später zum Schlüssel für Jelzins Wiederwahlsieg im Jahr 1996.
2000: Nach den Massenprotesten gegen die WTO in Seattle verteidigt das WEF die Globalisierung und den Freihandel. Ein neuer Vorstoss für Selbstregulierung und Philanthropie seitens der Wirtschaft soll der Unzufriedenheit der Menschen entgegenwirken. Gleichzeitig gehen mehr als 2’000 Demonstrant:innen in Davos auf die Strasse.
2001: Das Weltsozialforum WSF hält seine Eröffnungssitzung als unabhängige Alternative zum WEF ab. 10’000 Aktivist:innen versammeln sich zu diesem ersten Treffen in Porto Alegre, Brasilien. Seitdem findet das WSF jedes Jahr zur gleichen Zeit wie das WEF statt, um Diskussionen über alternative Ideen zum Neoliberalismus und zur Machtübernahme der Unternehmen zu führen.
2009: Das Weltwirtschaftsforum startet die «Global Redesign Initiative», um Unternehmen bei der Gestaltung der globalen öffentlichen Agenda in internationalen Politikforen auf eine Stufe mit Regierungen zu stellen. Der WEF-Gründer Klaus Schwab sagt, dass der souveräne Staat obsolet geworden ist, und bietet diese neueste Initiative als Modell dafür an, wie die Welt regiert werden sollte – ein stiller globaler Staatsstreich.
2010: Davos ist das Forum für Grossbanken, die nach dem Finanzcrash von 2008 bei Treffen mit Regierungen und Aufsichtsbehörden der wichtigsten Volkswirtschaften versuchen, strenge Vorschriften zu umgehen. An einem solchen Treffen hinter verschlossenen Türen nehmen die Chefs von 30 der grössten Banken teil, um zu planen, wie sie ihren Einfluss bei den Regulierungsbehörden und Regierungen wieder geltend machen können.
2014-2017: Das Weltwirtschaftsforum bezeichnet die globale Ungleichheit als grösstes Risiko für die Welt. Dabei liegen Beweise vor, dass das Selbstregulierungsmodell der Unternehmen und die neoliberale Ideologie des Forums die Situation noch verschlimmern.
2019: Die UN und das Weltwirtschaftsforum gehen eine unheilige Allianz ein. Trotz Greta Thunbergs Rede «Haus in Flammen» in Davos unterzeichnen die UN ein strategisches Partnerschaftsabkommen mit dem WEF, um die Koordination und Zusammenarbeit in den Bereichen Klimawandel, Finanzierung, Bildung, Frauen und Gesundheit zu vertiefen und Unternehmen einen bevorzugten Zugang zum UN-System zu gewähren.