Die Ostsee ist in einem schlechten Zustand. Im September explodierten die Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2. Dazu kommen Umweltgifte aus der Landwirtschaft, Plastikmüll und Munitionsdeponien aus dem Zweiten Weltkrieg. Das Greenpeace-Schiff Beluga II ist vor Ort.
Am 26. September explodierten in der Nähe der dänischen Insel Bornholm die zwei Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2. Die Detonationen waren gewaltig. Die Behörden gehen von «vermutlich hunderten Kilo von Sprengstoff» aus. Die Pipelines-Betreiberfirmen Nord Stream AG und Nord Stream 2 AG haben beide ihren Sitz im Kanton Zug.
Die Explosionen setzten grosse Mengen des Treibhausgases Methan frei. Dieses ist bis zu 80-mal klimaschädlicher als Kohlendioxid (CO2). Nach Berechnungen von Greenpeace gelangte bei dem Vorfall die gleiche Menge an Treibhausgas in die Umwelt, die Dänemark in acht Monaten ausstösst (30 Millionen Tonnen).
Roboter nehmen Wasserproben
Aktuell befindet sich das Greenpeace-Schiff Beluga II auf dem Weg zum Ort der Detonationen. Mit einer Unterwasserdrohne werden die Wissenschaftler:innen Wasser- und Bodenproben nehmen. Mit an Bord sind Spezialisten der Universität Kiel, Fachbereich Toxikologie.
Die Folgen der Explosionen und des freigesetzten Methans für die Umwelt sind unbekannt. Dazu kommt: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs versenkten die Anrainerstaaten 300 000 Tonnen Munition. Dazu gehören vor allem Sprengstoffe (TNT), aber auch das hochgiftige Senfgas und das leicht entzündliche Phosgen. Die Deponien sind nur rudimentär auf Karten erfasst.
Schadstoffe aus dieser Altmunition könnten durch die Explosionen der Gas-Pipelines ins Wasser gelangt sein und sich weiträumig verteilt haben.
Die Ostsee ist ein Meer von Todeszonen
Die Ostsee ist in einem schlechten Zustand. Die Folgen der globalen Erwärmung, der Raubbau an den Beständen von Speisefischen, Plastikmüll sowie Pestizid- und Stickstoffrückstände aus der Landwirtschaft bedrohen die Tier- und Pflanzenwelt.
Besonders in den Sommermonaten verursachen die starke Sonneneinstrahlung und die Überdüngung riesige Algenteppiche. Wenn die Algen absterben, sinken sie auf den Meeresboden, wo sie sich zersetzen. Das verbraucht viel Sauerstoff. Die Folge: Sauerstoffarme Meeresgebiete nehmen zu, es entstehen immer grössere Todeszonen.
Schweinswale sind akut bedroht
Jedes Jahr verenden zudem Hunderte von Schweinswalen und Zehntausende von Seevögeln in den Kiemenetzen entlang der deutschen, dänischen und schwedischen Ostseeküste. Die Tiere verheddern sich in den Maschen der Netze und sterben elendig. Die Schweinswal-Population ist auf wenige hundert Tiere gesunken. Die Folgen der Explosionen bedroht die Tiere zusätzlich.
Greenpeace fordert:
-> Eine Untersuchung der Folgen von Unterwasser-Explosionen.
-> Weg von Gas und anderen fossilen Brennstoffen zugunsten von erneuerbaren Energien aus Sonne und Wind.
-> Die professionelle Bergung und Sanierung von Munitionsdeponie.