Wir glauben zu wissen, wie die Hühner in unserem Land gehalten werden. Wir haben die idyllischen Bilder von Hühnern im Kopf, die fröhlich im Gras herumrennen und im Boden nach Würmern picken. Aber was passiert wirklich hinter den verschlossenen Türen eines industriellen Hühnerstalls? Die Massentierhaltung ist sowohl aus ethischer als auch aus ökologischer Sicht eine Katastrophe. Finde heraus, was du tun kannst, damit sich das ändert!
Erinnerst du dich noch an Miss Chicken? Das Huhn, das dem Schlachthof entkam und in Amsterdam gegen Soja-Importe demonstrierte… Sie ist wieder in der Schweiz, um die schrecklichen Lebensbedingungen ihrer Artgenoss:innen in den industriellen Hühnerställen aufzudecken. Die erste Frage dabei ist nicht, Huhn oder Ei, sondern vielmehr: Masthuhn oder Legehenne? Denn während wir jahrtausendelang Haushühner hielten, ihre Eier nutzten und später die Hühner assen, werden diese sympathischen Hühner heute auf bestimmte Eigenschaften hin gezüchtet: Legehennen auf ihre extrem hohe Legeleistung; Masthühner auf schnelle – viel zu schnelle – Gewichtszunahme.
Einige Zahlen zum Einstieg
79 Millionen Hühner wurden in der Schweiz im Jahr 2021 für ihr Fleisch geschlachtet. Das sind zwei Hühner pro Sekunde… Bevor sie auf dem Grill landen, fristen sie ein ebenso kurzes wie brutales Dasein. Die grosse Mehrheit der Hühner in der Schweiz lebt in der konventionellen Haltung. Das heisst sie leben in einer Halle ohne Auslauf ins Freie. Pro Quadratmeter sind etwa 15 ausgewachsene Hühner erlaubt. Einem Huhn steht ungefähr der Platz eines A4-Blattes zur Verfügung.
Damit die Hühner möglichst schnell fett werden, wurde ihnen das Sättigungsgefühl abtrainiert. Das Ergebnis: Sie können sich aufgrund ihres Gewichts kaum noch bewegen. Die Folgen für ihre Gesundheit sind schwerwiegend. Die Liste der Krankheiten aufgrund dieser Lebensbedingungen ist lang… Unter anderem führt das zu schmerzhaften Beinverletzungen. Obwohl ein Huhn bis zu 10 Jahre alt werden kann, lebt in der industriellen Tierhaltung kein einziges Huhn auch nur ein Jahr. Nach knapp fünf Wochen werden sie zu den Schlachthöfen transportiert. Hier werden sie durch Elektroschocks oder Gas betäubt, bevor ihnen maschinell die Kehle durchgeschnitten wird.
Sieh dir unser Video «Hässlich, brutal und kurz. Das Leben eines Masthuhns» an
Gibt es wirklich Massentierhaltung in der Schweiz?
Ja, bei Tausenden und Abertausenden von Masthühnern in einer einzigen Halle handelt es sich um Massentierhaltung. 93 % der Hühner haben keinen Zugang ins Freie. Ihre Lebensbedingungen sind so hart, dass bis zu 6 Prozent sterben, bevor sie den Schlachthof erreichen. Im Jargon der Mastbetriebe werden diese Tode als «Abgang» bezeichnet. Sie werden nicht nur in Kauf genommen, sondern sind vorab einkalkuliert. Die gute Nachricht ist: Wir können das ändern. Stimme am 25. September JA für die Initiative gegen Massentierhaltung (weitere Informationen auf der Website der Initiative gegen Massentierhaltung). Unser Ernährungssystem wird sich mit der Klimakrise in jedem Fall verändern. Diese Abstimmung ist eine Gelegenheit, es freiwillig und nach den Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit umzugestalten.
Wie ist das passiert?
Die Gründe liegt bei den Akteuren, die am meisten davon profitieren: den grossen Detailhändlern. Der Detailhandel hält dieses System aufrecht – mit finanziellen Anreizen für die Produzierenden und irreführenden Werbungen. Diese banalisieren den Konsum von Tierprodukten. Huhn ist heute die zweitbeliebteste Fleischsorte in der Schweiz.
Die Migros-Tochter Micarna will in St-Aubin, im Kanton Freiburg, einen riesigen Geflügelschlachthof bauen. Alle Klima- und Biodiversitätsexpert:innen sind sich einig, dass wir unseren Fleischkonsum reduzieren müssen. Dennoch investiert die Migros weiterhin in unverhältnismässige Projekte, die dem Klima und der Umwelt schaden. Mehrere Bewohner:innen der Region wehren sich gegen das Schlachthofprojekt (ihre Website: www.agrico-ja-schlachthof-nein.ch). Auch du kannst sie unterstützen, indem du die Petition unterschreibst.
So viel Schaden für ein bisschen Poulet
Die Massentierhaltung führt nicht nur dazu, dass Tiere leiden. Hühner sind in hohem Masse von Kraftfutter wie Soja abhängig. Dieses wird als Tierfutter zu einem grossen Teil aus dem Ausland importiert (vgl. unseren Bericht über Futtermittel). Selbst bei Schweizer Poulet führt das Futter dazu, dass Naturgebiete am anderen Ende der Welt zerstört werden. Wir müssen unser Ernährungssystem grundlegend überdenken: Die industrielle Tierproduktion verursacht so viel Schaden, dass es nicht nur um ethische und ökologische Fragen geht, sondern um das Überleben. Anstatt den Wandel zu erleiden, sollten wir uns dazu entscheiden, den Übergang zu einem nachhaltigen Planeten zu gestalten.