Heute hat der Bundesrat den mit der Sistierung der AP22+ eingeforderten Bericht zur zukünftigen Ausrichtung der Agrarpolitik veröffentlicht. Seine Vision für die Agrar- und Ernährungswirtschaft 2050 geht zwar in die richtige Richtung. Die Strategie bleibt aber unscharf. Und wie sie erreicht werden soll, bleibt leider gänzlich offen. Denn der Bundesrat schlägt lediglich einen Alibi-Umsetzungsplan vor. So lassen sich die drängenden Herausforderungen durch die Klima- und Biodiversitätskrise nicht angehen.

Weniger Futtermittel, mehr Nahrungsmittel direkt für den Menschen, mehr Innovationen, gesündere Ernährungsgewohnheiten und widerstandsfähige Märkte – der Bundesrat malt ein verlockendes Bild davon, wie das Ernährungs- und Landwirtschaft im Jahr 2050 aussehen sollte. Dieses Zukunftsbild unterstützen die Umweltorganisationen. Denn nur mit dem langfristigen Erhalt der Produktionsgrundlagen (Bodenfruchtbarkeit, Wasser, Bestäuber etc.), mit mehr pflanzlichen Kulturen für die direkte Ernährung und weniger Foodwaste ist die Ernährungssicherheit auch für zukünftige Generationen gewährleistet.

Acht Jahre ohne neue Agrarpolitik?

Leider bleibt aber die gesamte Strategie sehr schwammig und unscharf. Anstatt sofort die ersten Weichen zu stellen, um eine schrittweise Umsetzung dieser Vision zu gewährleisten, schlägt der Bundesrat vor, wichtige Teile seiner eigenen Agrarpolitik AP22+ zu streichen und danach acht Jahre lang auf die Umsetzung einer neuen Agrar- und Ernährungspolitik zu warten.

Ein Wandel ist jedoch dringend nötig: Keines der 13 Umweltziele für die Landwirtschaft wird erreicht, viele staatliche Anreize schaden der Artenvielfalt und die Böden werden sehr intensiv bewirtschaftet, was die Versorgungssicherheit gefährdet. Die Klimakrise und der Verlust der biologischen Vielfalt bedrohen unsere Ernährungssicherheit. Und die Bäuerinnen und Bauern müssen in der notwendigen Transformation von der Politik aktiv unterstützt werden. Acht Jahre warten, bevor neue Massnahmen in diesem Bereich umgesetzt werden, ist nicht zielführend und steht im Widerspruch zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens und der Nachhaltigkeitsstrategie 2030.

Dynamik beibehalten

Jetzt muss das Parlament den Kurs korrigieren und die AP22+ umfassend behandeln. Die gemachten Versprechungen müssen eingehalten und Massnahmen zum Schutz des Klimas und der Biodiversität umgesetzt werden. Diese Massnahmen können nicht bis 2030 warten. Darüber hinaus ist es unerlässlich, die Politik bereits heute auf diese Vision 2050 auszurichten. Ohne eine umfassende Strategie wird der Bericht zu Makulatur.

Kontakte

  • Jonas Schmid, Kommunikationsberater, WWF Schweiz
    [email protected], 079 241 60 57
  • Marcel Liner, Verantwortlicher Agrarpolitik, Pro Natura 
    [email protected], 061 317 92 40
  • Patrik Peyer, Projektleiter Landwirtschaft, BirdLife Schweiz 
    [email protected], 079 810 04 80
  • Alexandra Gavilano, Projektleiterin nachhaltige Ernährungssysteme, Greenpeace Schweiz
    [email protected], +41 44 447 41 38