Die kollektive Stimme der indigenen Völker Brasiliens kann laut und deutlich gehört werden: Stoppt die Zerstörung des Amazonas und die Gewalt gegen die Wächter des Waldes!
Das 18. Free Land Camp fand Ende April in Brasilia statt. Tausende von Indigenen kamen für 10 Tage zu gewaltfreien Massendemonstrationen zusammen, um die anhaltenden Verletzungen ihrer Rechte anzuprangern und die Solidarität in der brasilianischen Gesellschaft zu fördern. Unter dem Motto «Brasilien zurückerobern: Demarkierung von Territorien und Indigenisierung der Politik», das die Agenda 2022 mitbestimmen wird, versammelten sich mehr als 5000 Anführer von 120 verschiedenen indigenen Völkern in der Bundeshauptstadt, um die sofortige Demarkierung indigener Territorien zu fordern und Themen wie indigene Gesundheit und Bildung zu diskutieren.
«Wir erhalten zahllose Drohungen, weil unsere Ländereien nicht abgegrenzt sind, und dazu kommen Abholzung und Invasion in unsere Gebiete», sagte Sônia Guajajara, Mitglied der Exekutivkoordination der Apib. «Wenn es nicht die Verfolgungen unserer Abgeordneten sind, die sich dieser Missregierung von Jair Bolsonaro widersetzen, ist es der Kongress, der versucht, uns mit der Tinte des Stiftes zu massakrieren.»
Widerstand gegen die Zerstörung
Von der fortgesetzten Ausdehnung des Bergbaus auf indigenes Land über die rekordverdächtige Abholzung, die durch die umweltfeindliche Politik der brasilianischen Regierung katalysiert wird, bis hin zur anhaltenden Bedrohung durch die Covid-19-Pandemie sind indigene Völker in ganz Brasilien mit sich überschneidenden Bedrohungen für ihre Heimat und Gesundheit konfrontiert.
Die Anprangerung des berüchtigten #PacotedaDestruição – des Zerstörungspakets – ist während des Free Land Camps 2022 besonders dringend. Diese Reihe von Initiativen der Exekutive und Legislative gefährdet das physische und kulturelle Überleben der indigenen Völker in ganz Brasilien sowie Tausende von Quadratkilometern einheimischer Vegetation, insbesondere der Wälder im Amazonasgebiet.
Im Rahmen des #PacotedaDestruição haben indigene Führer auf den Gesetzentwurf PL 191/2020 aufmerksam gemacht, der die Bundesverfassung mit Füssen tritt und den Bergbau auf indigenem Land in Brasilien erlaubt. In der ersten Woche des Camps wurde ein offener Brief gegen den Gesetzentwurf veröffentlicht, an dem Mitglieder der Gemeinsamen Parlamentarischen Front zur Verteidigung der indigenen Völker im Hauptplenum der Veranstaltung teilnahmen
Wachsende Solidarität
Eine Gruppe indigener Anführer übergab gemeinsam mit Aktivist:innen von Greenpeace Brasilien und Prominenten eine Petition an das Justizministerium mit dem Titel «Schluss mit der Gewalt gegen indigene Völker». Die Petition, die 2021 auf dem Höhepunkt der Angriffe auf Munduruku-Anführer im Mai letzten Jahres eröffnet wurde, sammelte mehr als 517’000 Unterschriften und enthielt eine starke und unverblümte Botschaft: Angriffe auf indigene Völker werden von der brasilianischen Gesellschaft nicht länger toleriert.
Gefällt dir die Arbeit der Greenpeace Aktivist:innen?
Das freut uns! Du kannst bei Greenpeace eine Patenschaft für den Urwald abschliessen
Schade. Vielleicht können wir dich für unsere Arbeit zu anderen Themen begeistern: https://www.greenpeace.ch/de/erkunden/
Nach Angaben des Indigenen Missionsrates (CIMI) war die Eskalation gegen die brasilianischen Ureinwohner noch nie so ernst und intensiv. Im Jahr 2020 verzeichnete die Institution die höchsten Zahlen der letzten fünf Jahre. Die Zahl der Morde hat um 61% zugenommen, im Jahr 2020 wurden 182 Fälle gemeldet. Territoriale Konflikte haben ebenfalls zugenommen, mit 96 Fällen – 174% mehr als im Jahr zuvor. Die Invasionen auf indigenes Land stiegen auf 263 Fälle.
Der Übergabe der Petition ging ein Spaziergang in Brasilia voraus, an dem indigene Führer wie Marcos Xukuru vom Volk der Xukuru, die Exekutivkoordinatorin der Vereinigung Indigener Völker Brasiliens (Apib), Sônia Guajajara, Aktivist:innen von Greenpeace Brasilien und brasilianische Prominente, die mit dem Anliegen sympathisieren, teilnahmen.
Eine besondere Komponente des Marsches war ein Totempfahl aus gigantischen roten Buchstaben, der die Botschaft «Genug mit der Gewalt!» trug. Der Totempfahl war mit mehr als 20’000 Bändern geschmückt, die jeweils den Vornamen der Personen trugen, die die Petition unterzeichnet hatten. Die Bänder wurden von Teilnehmern des Free Land Camps gebunden, um die Botschaft von Frieden und Verbundenheit zu unterstreichen.
Der Schutz der Rechte der indigenen Völker und ihres Landes bedeutet den Schutz der Zukunft aller. Es ist von entscheidender Bedeutung, die Wächter des Waldes zu schützen und sicherzustellen, dass die brasilianische Regierung weiss, dass die Welt zuschaut.