Seit dem 24. Februar 2022 sind rund 3,6 Millionen Menschen aus der Ukraine in die Slowakei, nach Rumänien, Moldawien, Polen und Ungarn geflohen, was diese Krise zur am schnellsten wachsenden Flüchtlingskrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg macht. Die Greenpeace-Büros in den Nachbarländern zur Ukraine unterstützen Flüchtende wo immer möglich.
Allein Polen hat rund 2,15 Millionen Menschen aufgenommen, vor allem Mütter mit Kindern, die zum Teil lange Wartezeiten an der Grenze in Kauf nehmen mussten. Viele Orte berichten, dass sie an ihre Kapazitätsgrenzen stossen. In den an die Ukraine angrenzenden Ländern können die Flüchtlinge in Aufnahmezentren untergebracht werden, wenn sie nicht bei Freunden oder Verwandten unterkommen können. Sie erhalten dort Lebensmittel, medizinische Versorgung und Informationen über die Weiterreise. Die EU hat Ukrainer:innen, die vor dem Krieg fliehen, ein pauschales Aufenthalts- und Arbeitsrecht in ihren 27 Mitgliedstaaten für bis zu drei Jahre gewährt. Ausserdem erhalten sie Sozialhilfe und Zugang zu Wohnraum, medizinischer Versorgung und Schulen.
Doch nicht alle, die wollen, können die Flucht antreten. Bedürftige Menschen sitzen in der Ukraine fest, einige von ihnen haben im Moment keine Möglichkeit zu fliehen. Doch es werden ab und zu humanitäre Korridore eingerichtet. Die Wartezeiten an den Grenzen sind auf ukrainischer Seite sehr lang, manchmal bis zu 20-30 Stunden, manchmal sogar noch länger. Wir stehen mit unseren Kontakten vor Ort in allen Ländern in Verbindung, um abzuklären, welche Art von Ausrüstung oder Ressourcen benötigt werden. Unsere Büros in Mittel- und Osteuropa geben ihr bestes, um Hilfe für Flüchtende zur Verfügung zu stellen:
Greenpeace Rumänien
Das Büro von Greenpeace Rumänien öffnete seine Räume für die Unterbringung ukrainischer Mütter mit Kindern in Zusammenarbeit mit einer lokalen Hilfsgruppe namens «Mütter für Mütter». Bis auf den Keller und den Verwaltungsraum wurden alle Räume mit Matratzen, einem Spielplatz, Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Internet usw. ausgestattet. Dutzende von Menschen nutzten diesen Raum entweder auf der Durchreise oder auf der Suche nach einer langfristigen Unterkunft in Rumänien.
Greenpeace Rumänien hat an zwei internationalen Busbahnhöfen, an denen Flüchtlinge aus der Republik Moldau ankommen, Zelte aufgestellt, in denen Freiwillige sie mit heissem Tee, Snacks, Strom, Wasser, erster Hilfe, Übersetzungen und Informationen empfangen.
Greenpeace Bulgarien
An der Grenze zwischen Rumänien und Bulgarien herrscht reger Betrieb. Viele Flüchtende aus der Ukraine kommen mit Autos, Lieferwagen und Bussen über die Grenze und es gibt lange Staus an den Grenzkontrollstellen. Auch in verschiedenen Städten Bulgariens wurden Krisenzentren eröffnet, um die Flüchtlinge aufzunehmen. Das Lagerhaus von Greenpeace Bulgarien diente als Logistikzentrum für die Entgegennahme humanitärer Hilfe und deren Transport in die Ukraine, doch nun wurde es in einen geeigneteren Raum verlegt, in dem Flüchtlinge, die nach Sofia kommen, Lebensmittel, Kleidung, Decken, Hygienematerialien usw. erhalten können. Unterdessen besetzten Aktivist:innen das Energieministerium mit Forderungen nach Energieunabhängigkeit und «Erneuerbare Energien, nicht Krieg».
Greenpeace Slowakei
Bisher haben wir zwei grosse, selbstaufblasbare Zelte mit Heizungen, zwei Generatoren, einige Schlafsäcke und kleinere Zelte, Feuerwehrausrüstung und Batteriespeicher gespendet. Es gibt zu viele Freiwillige und Hilfsorganisationen auf der slowakischen Seite der Grenze, sodass es keine weiteren Aktivitäten an den Grenzen durch unser Büro gibt. Wir aber vorbereitet, wenn wieder Bedarf bestehen sollte. Unterdessen protestierten Greenpeace-AktivistInnen vor dem Wirtschaftsministerium und bei der slowakischen Gasindustrie gegen die Abhängigkeit der Slowakei von russischem Gas.
Greenpeace Ungarn
An den Grenzen sind gut organisierte humanitäre Organisationen und Zivilist:innen präsent (Rotes Kreuz, Baptisten, Caritas, Malta), die immer besser koordiniert werden. Währenddessen hat der Staat endlich seinen Ansatz geändert und beginnt langsam, die Kontrolle zu übernehmen. Das gesamte Verwaltungs- und Bürokratiesystem für Einwander:innen und Flüchtlinge ist aufgrund der ständigen Hasskampagne seit 2014 in einem sehr schlechten Zustand. Der Staat sendet auf allen Kanälen russische Propaganda, aber die Reaktion der Gesellschaft ist meist sehr menschlich. Jeden Montag sammeln unsere Freiwilligen Hilfsgüter ein und verteilen sie dort, wo sie gebraucht werden. Sie schliessen sich dabei den Organisationen an, die an den Bahnhöfen präsent sind. Nächste Woche finden die ersten Gruppensitzungen mit einem Therapeuten statt, sowohl für die Mitarbeiter:innen als auch für die Aktivist:innen. Unsere Kampagne konzentriert sich weiterhin auf die Energieabhängigkeit von russischen Quellen.
Greenpeace Polen
Rund 2,15 Millionen Ukrainer:innen sind nach Polen gekommen. Einige von ihnen sind auf der Durchreise, aber die meisten von ihnen suchen eine Bleibe für längere Zeit. Man kann die wachsende Dichte der Menschen in Warschau spüren und sehen. Die erste landesweite Hilfswelle schwächt ab, sodass die Hilfe immer noch grösstenteils von Freiwilligen abhängt. Die Regierung hat ein neues Gesetz zur Erleichterung der Rechtsangelegenheiten von Flüchtlingen verabschiedet, das einige sinnvolle Hilfen enthält. Gleichzeitig setzt es aber auch mehrere Verordnungen durch, die die Macht der Militärpolizei stärken, einschliesslich der Verletzung der bürgerlichen Freiheiten, der Überwachung und des Zugangs zu persönlichen Daten.