Als Reaktion auf den Einmarsch in der Ukraine haben viele Länder Massnahmen ergriffen, um die Lieferung von russischem Öl und Gas zu blockieren. Mit einem neuen Twitter-Tool kann nun jede:r sehen, wohin Tanker mit russischen Brennstoffen fahren.
Wir sind süchtig nach Öl und Gas und Russland liefert eine riesige Menge dieser Stoffe. Die EU ist besonders abhängig – 2019 kamen 40% des Gases und über 25% des Rohöls aus Russland. In der Schweiz macht russisches Gas 43% der Gasversorgung aus. All dies bedeutet, dass Milliarden in die Kriegskasse von Wladimir Putin geflossen sind und seinen Krieg gegen die Ukraine finanziert haben.
Nun zeigt ein neuer Tanker-Tracker, wie viel russisches Öl und Gas auf dem Planeten unterwegs ist, und macht deutlich, wie abhängig wir von fossilen Brennstoffen sind. Ausserdem kann jede:r sehen, wann Lieferungen Russland verlassen, in Häfen auf der ganzen Welt einlaufen oder ihren Kurs ändern, während sie auf der Suche nach Käufern den Globus durchkreuzen. Die Offenlegung dieser Daten trägt dazu bei, die Öl- und Gaseinnahmen zu verringern, die Putins Krieg finanzieren.
So funktioniert der Tanker-Tracker
Der von einem Team aus Greenpeace-Forscher:innen und Datenspezialist:innen entwickelte Tracker nutzt Schiffsdaten von Marine Traffic, um den Standort von Tankern zu ermitteln, die mit russischem Öl und Gas beladen sind.
Er nutzt Informationen, die von den automatischen Identifikationssystemen (AIS) der Schiffe geliefert werden. Jedes Schiff ab einer bestimmten Grösse ist verpflichtet, ein AIS zu verwenden, um Kollisionen zu vermeiden, die Navigation zu erleichtern, Fischereiflotten zu überwachen und bei Such- und Rettungsaktionen zu helfen. Die Informationen sind bereits öffentlich zugänglich, aber der Tracker macht sie leichter zugänglich und verständlich.
Der automatische Tanker-Tracker überwacht Schiffe, die seit Kriegsbeginn einen russischen Öl- oder Gasterminal verlassen haben, und achtet auf alle Informationen, die zur Bestimmung ihrer Position und ihres Ziels beitragen. Wenn er etwas Neues entdeckt, veröffentlicht ein Bot die Details auf einem speziellen Twitter-Konto – @RUTankerTracker.
Weg vom russischen Öl und Gas
Natürlich sind die russischen fossilen Brennstoffe derzeit ein besonderes Problem. In den letzten Tagen gab es eine ganze Reihe von Ankündigungen, in denen die Schritte erläutert wurden, die unternommen werden, um Europa von den russischen Öl- und Gaslieferungen abzukoppeln. Die EU beabsichtigt, die russischen Gasimporte bis Ende dieses Jahres um zwei Drittel zu reduzieren, während das Vereinigte Königreich seine Ölimporte bis 2023 schrittweise einstellen und Optionen zur Verringerung des Verbrauchs von russischem Gas «prüfen» wird.
Endgültiger Ausstieg aus Öl und Gas
Der Tanker-Tracker zeigt exemplarisch die krasse Abhängigkeit von russischem Öl und Gas. Aber sie zeigt auch das grössere Bild – wie unsere Abhängigkeit von Öl und Gas Konflikte entfacht und anheizt und Millionen von Menschen in Lebensgefahr bringt.
Die Regierungen bemühen sich, von den russischen Lieferungen wegzukommen, aber vor allem müssen sie diese Gelegenheit nutzen, um ganz aus Öl und Gas auszusteigen. Denn ein Ausweichen auf andere Lieferanten von fossilen Brennstoffen verlagert das Problem nur: wenige Länder, die Öl und Gas produzieren, können tatsächlich als demokratisch und friedlich bezeichnet werden. Schlimmer noch: diese Energien heizen die Klimakrise mit ihrer wachsenden Zahl an menschlichen Opfern an. Die Lösungen sind jedoch vorhanden. Mit einem massiven Ausbau der Solarenergie und Massnahmen zur Energieeffizienz kann sich die Schweiz schnell von fossilen Energieträgern und den damit einhergehenden fatalen Folgen lösen. Aus diesem Grund fordern wir die Parlamentarier auf, Verantwortung zu übernehmen und die Energiewende in unserem Land voranzutreiben. Schliess dich uns an!