Immer mehr Versicherungen weltweit beenden die Versicherung für Kohleunternehmen, Kohlebergwerke und -kraftwerke und schliessen Kohle von ihren Investitionen aus. Das zeigt die neuste Bewertung der Koalition Unfriend Coal, der auch Greenpeace angehört. Swiss Re und Zurich Versicherung erreichen dabei gute Platzierungen. Nun müssen die anderen Akteure des Schweizer Finanzplatzes, insbesondere die beiden Grossbanken Credit Suisse und UBS, bezüglich Klimaschutz nachziehen.

Soll die globale Erwärmung auf 1.5 Grad beschränkt werden, muss der gesamte Kohleverbrauch bis 2030 um mindestens zwei Drittel und bis 2050 auf fast Null reduziert werden [1]. Versicherungen spielen beim Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaft eine wichtige Rolle. Der heute veröffentlichte Bericht «The 2018 Scorecard on Insurance, Coal and Climate Change» des Netzwerks Unfriend Coal (siehe Box), dem auch Greenpeace angehört, zeigt, dass immer mehr Versicherer sich ihrer Verantwortung bei der Klimaerhitzung bewusst sind:

  • Die vier grössten europäischen Erstversicherer haben den Versicherungsschutz für die Kohleindustrie eingeschränkt.
  • Die Rückversicherer Swiss Re und Munich Re kommunizierten heuer Einschränkungen für Versicherungen von Kohle, die über jene des französischen Rückversicherers SCOR hinausgehen.
  • Mindestens 19 grosse Versicherer investieren nicht mehr in Kohle.
  • Anders Versicherungen aus den USA, aus Japan und Australien: Sie unterstützen nach wie vor eine Industrie, die die Klimaerhitzung befeuert.

Swiss Re: Führend in Sachen Klimaschutz

Der Bericht von Unfriend Coal enthält eine Bewertung der 24 weltweit grössten Versicherungsgesellschaften hinsichtlich Klimaschutz. Swiss Re führt das Feld mit den umfassendsten Richtlinien an: Der Schweizer Rückversicherer rückversichert und versichert keine Unternehmen mehr, die zu mehr als 30 Prozent auf Kohle setzen. Die Richtlinien gelten sowohl für bestehende als auch für neue Projekte und für alle Geschäftsfelder weltweit.

Swiss Re investiert auch nicht mehr in Unternehmen, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes mit Kohle machen. Der Konzern erhält aber auch deshalb gute Noten, weil die Richtlinien nicht nur Kohle betreffen, sondern auch Teersande und andere extreme fossile Brennstoffe. Die Zurich Versicherung erreicht hinter der italienischen Gesellschaft Generali den dritten Rang.

«Der erste Rang von Swiss Re beweist, dass Schweizer Finanzinstitute weltweit führend in Sachen Nachhaltigkeit sein können, wenn sie es denn tatsächlich ernst damit meinen. Den gleichen Ehrgeiz müssen nun auch die anderen Akteure des Finanzplatzes Schweiz an den Tag legen», sagt Katya Nikitenko, Finanzexpertin von Greenpeace Schweiz. «Gleichzeitig dürfen die guten Platzierungen von Swiss Re und Zurich Versicherung nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch sie sich weiter verbessern müssen.»

Die Richtlinien von Zurich beschränken die Versicherungen zwar für neue, nicht aber für bestehende Kohleprojekte, und nur für Kohleunternehmen, die mehr als die Hälfte des Umsatzes mit Kohle erzielen. Auch die 30-Prozent-Limite von Swiss Re reicht nicht. «Wir fordern von den beiden Versicherungskonzernen konkrete Pläne, wie sie in den kommenden Jahren ihr Geschäftsmodell anpassen und sich auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft vorbereiten wollen. Die Kohlerichtlinien sind zu verschärfen, die Beziehungen zu Unternehmen in der Teersandindustrie sofort zu beenden», sagt Nikitenko.

UBS und Credit Suisse hinken nach

Je mehr konkrete Schritte Versicherer zum Schutz des Klimas machen, desto unglaubwürdiger erscheinen die öffentlichen Beteuerungen der Schweizer Grossbanken, die Klimaerhitzung als ernsthafte Bedrohung anzusehen und sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein. Weder die Credit Suisse noch die UBS verfügen über Richtlinien mit Ausschlusskriterien für die Kohleindustrie. «Wir fordern sie dazu auf, nicht nur Green-Talk zu betreiben, sondern mindestens die Richtlinien von Swiss Re zu übernehmen», sagt Nikitenko. «Es braucht transparente und wirkungsvolle Massnahmen, um die globale Erwärmung auf 1.5 Grad zu beschränken.»

 

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Unfriend Coal ist eine globale Koalition von NGO und einer wachsenden sozialen Bewegung. Das Netzwerk fordert Versicherungsunternehmen auf, nicht mehr in Kohle zu investieren, Kohleprojekte und -unternehmen nicht mehr zu versichern und den Übergang zu sauberer Energie zu unterstützen. Der Bericht «The 2018 Scorecard on Insurance, Coal and Climate Change» wird gemeinsam herausgegeben von 350.org; Center for International Environmental Law (USA); ClientEarth (UK); Consumer Watchdog (USA); Stiftung «Development YES – Open-Pit Mines NO» (Poland); Ecologistas en Acción (Spanien); Friends of the Earth France; Greenpeace; Indigenous Environmental Network; Market Forces (Australien); Rainforest Action Network (USA); Re:Common (Italien); Sunrise Project (Australien); Urgewald (Deutschland); Waterkeeper Alliance (USA).


Quelle: 
[1] Intergovernmental Panel on Climate Change, Global Warming of 1.5°C, Oktober 2018.