Greenpeace Schweiz fordert im Rahmen von AP22+ eine Neuausrichtung der Schweizer Landwirtschaftspolitik, eine komplette Umstellung auf eine tiergerechte und ökologische Produktion (TOP). Ein Gewinn für alle: Standortgerechter Anbau reduziert den Chemikalien-Einsatz massiv. Auf den Ackerflächen werden direkt Lebensmittel für Menschen produziert anstatt Futtermittel für Tiere. Alle Nutztiere können auf eine Weide. Mutterkühe und Kälber werden nicht mehr getrennt. Die Bäuerinnen und Bauern erzielen faire Preise. Die Natur in der Schweiz erhält 400‘000 Hektaren Raum zurück – ein Gebiet doppelt so gross wie der Kanton St.Gallen.
Das Bild der naturnahen Schweizer Landwirtschaft ist längst ein Zerrbild, ein Mythos. Auf maximale Produktion ausgerichtete Methoden verdrängen die Natur, gefährden die Böden, verunreinigen die Luft und verschmutzen die Gewässer. Die Mehrheit der Nutztiere fristet ein leidvolles Dasein. Viele Bauernfamilien kommen nur knapp über die Runden. Es braucht eine Umkehr dieser ungesunden Entwicklung. Agrar-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) haben im Auftrag von Greenpeace Schweiz unter Einbezug von Fachleuten von Agroscope, FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) und weiteren Institutionen berechnet, was die komplette Umstellung auf eine tiergerechte und ökologische Produktion nach TOP auf 2050 für Folgen hätte. Der umfassende Ansatz, der über Bio hinaus geht, bedeutet:
Auf Ackerflächen werden direkt Lebensmittel für Menschen produziert: Also zum Beispiel Getreide, Gemüse und Hülsenfrüchte. Auf dem Grasland werden Wiederkäuer gehalten, Schweine und Hühner werden nur noch so viele gehalten, wie mit Resten der Lebensmittelproduktion ernährt werden können. Der Import von Futtermitteln wird obsolet.
Höchstes Tierwohl: Alle Nutztiere können auf eine Weide. Anstatt auf Höchstleistung getrimmte Hybridrassen werden robuste Zweinutzungstiere gehalten, und Kälber dürfen im Familienverbund mit ihrer Mutter aufwachsen. Dadurch verschwindet die Massentierhaltung aus der Schweizer Landwirtschaft, und der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung wird zum Ausnahmefall. Durch die Aufgabe der Massentierhaltung werden jährlich 95 Prozent weniger Tiere geschlachtet. Die Fleischmenge wird um 65 Prozent kleiner.
Standortgerechter Anbau statt Intensivkulturen: Die zu hohe Intensität der Produktion in der Schweiz wird auf ein langfristig tragbares Niveau reduziert und der Anbau diversifiziert. So können wir auf 50’000 Tonnen Kunstdünger und auf einen grossen Teil der Pestizide verzichten. Das gesamte Landwirtschaftsland wird dadurch farbiger und artenreicher.
Raum freispielen: Wir verzichten darauf, den hinterletzten Quadratmeter der Schweiz landwirtschaftlich zu nutzen und geben der Natur 400’000 Hektaren zurück. So stoppen wir den schleichenden Artenverlust in der Schweiz.
Gerechte Produzentenpreise am Markt: Die Schweizer Bäuerinnen und Bauern produzieren Produkte mit echtem Mehrwert.
Klimaschutz: Die Landwirtschaft verursacht in der Schweiz gut 13 % der Treibhausgas-Emissionen. Mit der Umsetzung von TOP können diese um 30 % bis 50 % verringert werden. Somit trägt TOP wesentlich zur Erreichung des max. +1.5°-Ziels bei.
«TOP gibt der Schweizer Landwirtschaft eine langfristige Perspektive, bewahrt die Artenvielfalt, schützt das Klima und versorgt die Bevölkerung mit gesunden Lebensmitteln.», sagt Philippe Schenkel, Leiter der Landwirtschaftskampagne bei Greenpeace Schweiz. «Eine konsequente Umstellung auf eine tiergerechte und ökologische Produktion ist ein Gewinn für alle. Damit die naturnahe Schweizer Landwirtschaft nicht ein Mythos bleibt, sondern zur Realität wird. TOP ist eine Vision mit echtem Mehrwert — TOP in jeder Beziehung.»
Greenpeace fordert Bund und Parlament auf, mutig zu sein und TOP als Vision für die Agrarpolitik 22 (AP22+) zu verwenden.
Download Studie und Populärfassung: www.greenpeace.ch/vision-landwirtschaft/
Weitere Informationen:
Philippe Schenkel, Leiter Landwirtschaftskampagne Greenpeace Schweiz, +41 78 790 52 84, [email protected]
Medienstelle Greenpeace Schweiz, +41 44 447 41 11, [email protected]