Medienmitteilung der Klima-Allianz Schweiz, zu der auch Greenpeace Schweiz gehört

Der Weltklimarat IPCC hat heute die Fakten zum global verbindlichen Klimaziel von maximal 1.5 Grad Erwärmung präsentiert. Für die Klima-Allianz sind die Schlüsse für die Schweiz klar: a) Es braucht mehr statt weniger Tempo beim Ausstieg aus den fossilen Energien, b) heutige Verschmutzer müssen in einen Zukunftsfonds für die künftige Reinigung der Atmosphäre einzahlen, und c) der Rückzug von Schweizer Unternehmen aus besonders klimaschädlichen Aktivitäten ist überfällig.

Die Wissenschaftsgemeinde hat die Fakten zum 1.5-Grad-Ziel des Übereinkommens von Paris für Regierungen und Unternehmen aufgearbeitet. Die drei wichtigsten Erkenntnisse aus Sicht der Klima-Allianz:

  • 1.5°C oder 2°C – kleiner Temperaturunterschied mit grosser Auswirkung: das 1.5 Grad Ziel schützt uns signifikant besser vor der aufziehenden, unkontrollierbaren Klimakrise als das vor Paris geltende 2 Grad Ziel. Die Unterschiede bei den Risiken für unsere lebensermöglichenden Ökosysteme sowie für Extremwetter-Vorkommnisse werden von den ForscherInnen als signifikant gewertet.
  • 1.5°C ist noch erreichbar: Wenn wir sofort damit beginnen alle Emissionen Richtung null abzusenken, die Abholzung stoppen, Waldflächen wiederaufforsten und die landwirtschaftliche Produktion konsequent klimafreundlich ausrichten, kann eine Stabilisierung der Klimaveränderung noch gelingen. Die Schweiz hat mit ihren weltweit tätigen Finanz-, Versicherungs- und Rohstoffkonzernen eine besondere Verantwortung für die globale Zielerreichung.
  • Negative Emissionen werden ein Thema, Finanzierung ist jetzt aufzugleisen: Bisher ist es keinem Staat gelungen, die klimaschädlichen Emissionen genügend einzudämmen. Darum rechnen fast alle Szenarien mit einer späteren Entfernung von heutigen Treibhausgasemissionen aus der Atmosphäre, wenn die Klimaerwärmung nicht gefährlich weit über 1.5 Grad ansteigen soll (siehe unten). Die Finanzierung solcher Massnahmen ist jedoch bisher unklar.

Die Klima-Allianz fordert das Parlament auf, die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft für die laufende Totalrevision des CO2-Gesetzes zu berücksichtigen.

  • Die Vorschläge des Bundesrates, welche statt einer Beschleunigung eine Verlangsamung des Fossil-Ausstiegs in der Schweiz vorsehen, sind zu korrigieren;
  • die von der Schweiz ausgehenden Finanz-, Handels- und Versicherungsdienstleistungen für weltweite Ausbeutung, Transport und Nutzung fossilen Kohlenstoffs sind zu regulieren, und
  • es ist ein Klima-Zukunftsfonds für die Finanzierung der künftig notwendigen Entfernung von Emissionen aus der Atmosphäre aufzusetzen. Ohne einen solchen Fonds bezahlen künftige Generationen statt der heutigen Verschmutzer.

Wer schlimme und unkontrollierbare Klimafolgen für Mensch und Umwelt vermeiden möchte, muss jetzt die Weichen stellen. Für den heute publizierten Bericht haben hunderte der führenden KlimawissenschafterInnen über 6000 aktuelle Studien ausgewertet. Ihr Report zeigt klar, dass weitere Verzögerungen grosse gesellschaftliche Kosten verursachen werden.

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Negative Emissionen

Fast alle Szenarien im 1.5-Grad Report des IPCC enthalten negative Emissionen, durch eine grossflächige Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre. Eine solche Reinigung der Atmosphäre ist risikoreich und sehr teuer, sofern sie denn funktionieren wird. Darum muss die schnelle Reduktion von Emissionen in allen Lebensbereichen und der Schutz der heute vorhandenen Kohlenstoffspeicher – Wälder, Böden und Ozeane – unsere oberste Priorität sein.

Bei den heute diskutierten Möglichkeiten, um Kohlenstoff aus der Atmosphäre dauerhaft zu entziehen, sehen wir drei Qualitäten von Massnahmen:

  • Geeignet: Massnahmen für die Aufwertung von Ökosystemen sind zu favorisieren: Dazu gehören die Wiederaufforstung ehemaliger Waldflächen, die Regenerierung von Wäldern und Torfböden sowie die Speicherung von Kohlenstoff in landwirtschaftlichen Böden inklusive eines möglichen Einsatzes nachhaltiger Biokohle.
  • Noch unsicher: Massnahmen für eine direkte Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre und/oder die Nutzung von Bioenergie mit anschliessender Abscheidung und dauerhafter Einlagerung des Kohlenstoffs im Boden könnten dereinst wertvolle Beiträge liefern. Sie müssen aber weiter erforscht werden, um weitreichende negative Folgen auszuschliessen.
  • Ungeeignet: Massnahmen zur grossflächigen Düngung oder Mineralisierung der Ozeane oder auch zur Veränderung von Wolken bewerten wir kritisch, weil nach heutigem Wissen die möglichen Gefahren solcher Geoengineering-Eingriffe den möglichen Nutzen bei weitem übersteigen.