Die Bedingungen in der Tiefsee sind extrem: Kein Licht, 2 bis 4 Grad kalt, ein Druck von bis zu 1000 bar und sehr wenig Sauerstoff. Und doch lebt eine grosse Vielfalt an Arten in diesem wunderschönen Lebensraum. Meeresspezialist:innen haben bereits an die 200’000 Arten identifiziert – vom Einzeller über Muscheln, Seegurken bis hin zu Riesenoktopussen und Fischen wie dem Grönlandhai. Grosse Konzerne haben es allerdings auf andere Schätze der Tiefsee abgesehen: Rohstoffe wie Mangan und Kobalt, die beispielsweise zur Veredelung von Stahlprodukten verwendet werden.
Manganknollen
Manganknollen sind in einer Wassertiefe zwischen 3000 und 6000 Metern am Meeresboden zu finden. Es gibt sie in vielen Formen (rund, länglich oder flach) und Grössen (durchschnittlich 5 und maximal 20 Zentimeter). Da sie in einer Million Jahre nur wenige Millimeter wachsen, können grössere Knollen mit einem Durchmesser von 15 Zentimetern bis zu 15 Millionen Jahre alt sein.
Wie Kartoffeln auf dem Acker liegen die Manganknollen auf dem Meeresboden in einer Tiefsee-Ebene. Doch der harmlose Schein trügt. Beim Abbau der begehrten Rohstoffquelle wird die oberste Sedimentschicht des Meeresbodens komplett entfernt oder zerstört – und damit der spezielle Lebensraum und die Brutstätte für beispielsweise Tiefseekraken. Zudem entstehen riesige Sedimentwolken in der Wassersäule, sowie erhebliche Lärm- und Lichtverschmutzung in der stillen, dunklen Tiefsee. Damit schädigt er nicht nur sämtliche Lebewesen am Abbauort selbst, sondern auch weit darüber hinaus in der ozeanischen Wassersäule.
Kobaltkrusten
Seeberge erheben sich weltweit vom Meeresboden aus ca. 3000 bis 4000 Metern Wassertiefe, erreichen aber nicht die Wasseroberfläche. Mit ihrer äusserst vielfältigen Flora und Fauna gelten sie als Hotspots der Artenvielfalt in unseren Ozeanen. Hier sollen künftig Kobaltkrusten abgebaut werden.
Massivsulfide
Schwarze Raucher sind Hyrothermalquellen – und regelrechte “Oasen des Lebens” – in vulkanisch aktiven Zonen der Tiefsee. Rund 85 Prozent der dort lebenden Arten sind nirgendwo sonst in den Ozeanen zu finden. Der schwarze „Rauch“, der aus den bis zu 30 Meter hohen Schloten quillt, besteht aus fein verteilten Sulfidpartikeln. Hier sollen künftig Massivsulfide abgebaut werden.
Tiefseebergbau birgt viele Gefahren für die sensiblen, teilweise kaum erforschten Ökosysteme und Lebewesen in der Tiefsee. Auch die für den Klimaschutz wichtige Funktion des Meeresbodens als Kohlenstoffsenke kann dabei empfindlich gestört werden. Halten wir Rohstoffkonzerne weg vom Meeresboden – kurzfristig mit einem Moratorium für Tiefseebergbau, langfristig mit einem starken globalen Ozeanvertrag.